Mit dem Bau eines Besucherzentrums am Indemann bereitet sich das indeland auf die Zeit nach der Braunkohle vor. Die Gemeinde Inden präsentierte am 30. Januar den Entwurf eines neuen Gebäudes auf der Goltsteinkuppe, das künftig als erste Anlaufstelle für Touristen in der Region dienen soll. Die große Bedeutung des „Besucher- zentrums indeland“ spiegelt sich in dem Anspruch an seine Gestaltung wider: Die vom Aachener Büro Zweering Helmus Architekten entworfene Architektur des neuen Gebäudes ist ebenso herausragend wie der 36 Meter hohe Aussichtsturm, neben dem es errichtet wird.
„Unmittelbar neben der Landmarke Indemann werden wir künftig ein sehenswertes Besucherzentrum haben, in dem Touristinnen und Touristen begrüßt und informiert werden. Wir gehen damit den nächsten Schritt bei der Entwicklung unserer Gemeinde vom einem Tagebau- zu einem Naherholungs- und Freizeitstandort am zukünftigen Indesee“, sagte Stefan Pfennings, Bürgermeister der Gemeinde Inden, anlässlich der Vorstellung des Architekturentwurfs, der sich in einem Wettbewerb gegen 14 weitere Bewerbungen durchgesetzt hatte. Alle Entwürfe sind noch bis zum 5. Februar im Restaurant Indemann 1 auf der Goltsteinkuppe ausgestellt und können täglich von 12 bis 17 Uhr besichtigt werden.
Wie wichtig ein Besucher- und Informationszentrum ist, zeigt ein Blick auf die Publikumszahlen am Freizeitzentrum Indemann, das neben Aussichtsturm und Restaurant auch einen großen Spielplatz, eine Trampolinanlage, einen Minigolf- und einen Fußballgolfplatz bietet. Im vorigen Jahr kamen rund 163.000 Gäste, ein Plus von gut 60 Prozent im Vergleich zu 2021 und deutlich mehr als vor der Coronapandemie. Für die Zukunft rechnen die Gemeinde Inden und die Tourismus-Verantwortlichen in der Region mit einem weiteren Anstieg der Besuchszahlen.
In dem neuen Gebäude sollen künftig auf 300 Quadratmetern unter anderem ein großer Ausstellungsraum zum Thema „Wasser und Seen-Entwicklung im Rheinischen Revier“ sowie eine Tourist-Information eingerichtet werden. Maßgaben im Wettbewerb waren, dass sich der Baukörper als „weiteres skulpturales Element“ in seine Umgebung einfügt und die Strahlkraft des Standorts erhöht. Darüber hinaus sollen beim Bau des Gebäudes möglichst wenig Rohstoffe verbraucht werden, um es so klimafreundlich wie möglich auszugestalten. Die Baukosten werden ungefähr bei einer Million Euro netto liegen und vom Land NRW über die „Rahmenrichtlinie zur Umsetzung des Investitionsgesetzes Kohleregionen in Nordrhein-Westfalen“ gefördert.
„Der ambitionierte Siegerentwurf zeigt, dass Ressourceneffizienz und hohe architektonische Qualität kein Widerspruch sind. Die Gemeinde Inden hat sich bereits vor Jahren dem rohstoffschonenden Bauen verpflichtet und unterstreicht mit dem Besucherzentrum jetzt abermals ihre Vorbildfunktion für andere Kommunen im Rheinischen Revier und darüber hinaus“, sagte Jens Bröker, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH, auch unter Verweis auf die in der Region geplante Internationale Bau- und Technologieausstellung (IBTA). Fachlich begleitet wird der Bau des Besucherzentrums unter anderem von der Faktor X Agentur, einem Geschäftsbereich der indeland GmbH, der auf die Beratung zum ressourcen- und klimaschonenden Bauen und Sanieren spezialisiert ist.
Die Entscheidung für den Siegerentwurf traf eine 15-köpfige Jury unter dem Vorsitz von Prof. Christa Reicher, RWTH Aachen. Einen ganzen Tag lang diskutierte das mit internationalen Fachleuten sowie kommunalen und regionalen Mitgliedern aus Politik und Institutionen besetzte Gremium die eingesandten Entwürfe.
Am Ende überzeugte der Beitrag „Indemann und Tectonica“ von Zweering Helmus Architekten durch seine Formensprache, die sich harmonisch in den besonderen Standort einfügt. Auf der Ostseite des bis zum Boden gezogenen Dachs befindet sich eine Freitreppe, von der aus der künftige Indesee zu sehen ist. Die anderen Dachflächen sind teils begrünt oder als Solarpanels gestaltet. Eine große Glasfront erlaubt den Blick vom Innenraum auf den riesigen Indemann. „Der Auswahlprozess hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Die Entscheidung der international besetzten Fachjury ist ein Gewinn für unsere Kommune, das indeland und die gesamte Region“, sagt die Architektin Eva-Maria Zingel, die für die bauliche Entwicklung des Freizeitzentrums Indemann zuständige Projektmanagerin der Gemeinde Inden.
Der zweite Platz ging an das Büro brechwagner | architekten aus Stuttgart. Lobende Anerkennungen der Jury für ihre Entwürfe erhielten Studio Architectuur MAKEN aus Rotterdam, Niederlande, und fischerarchitekten aus Aachen. Die Auszeichnungen sind mit 15.000 Euro für den ersten Rang, 9000 Euro für den zweiten sowie jeweils 3000 Euro für die Anerkennungen dotiert. Außerdem erhielten alle teilnehmenden Büros eine Aufwandsentschädigung in Höhe von jeweils 2000 Euro.
Das Besucherzentrum am Indemann wird eine von zwei Einrichtungen dieser Art im indeland sein. Ein weiteres ist für die Sophienhöhe bei Niederzier geplant. Die dortige Gemeinde bereitet zurzeit die Ausschreibung eines Besucher- und Informationszentrums auf der Sophienhöhe vor. Beide Standorte sind in ein Netzwerk von neuen Besucherzentren im Rheinischen Revier eingebunden, deren inhaltliche Schwerpunkte sich ergänzen werden.
Die ausgezeichneten Architekturbüros:
• Zweering Helmus Architekten, Aachen (1. Rang)
• brechwagner | architekten, Stuttgart (2. Rang)
• fischerarchitekten, Aachen (Lobende Anerkennung)
• Studio Architectuur MAKEN, Rotterdam (Lobende Anerkennung)
Die stimmberechtigten Jurymitglieder:
• Prof. Christa Reicher, Architektin und Stadtplanerin (Vorsitzende)
• Ajdin Alagic, Zukunftsagentur Rheinisches Revier GmbH
• Anne Albrecht, Architektin
• Prof. Alexander Bartscher, Architekt
• Jens Bröker, Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH
• Regina Dechering, Architektin
• Sarah Escher, Architektin
• Kilian Kada, Architekt
• Gregor Krzenziessa-Kall, UDB-Fraktion Inden
• Reinhard Marx, CDU-Fraktion Inden
• Nicole Maurer, Architektin
• Prof. Eva-Maria Pape, Architektin
• Stefan Pfennings, Bürgermeister der Gemeinde Inden
• Alfred Rubbeling, Grüne-Fraktion Inden
• Josef Johann Schmitz, SPD-Fraktion Inden