100 Prozent Auslastung. Das ist eine „Marke“. Verknüpft ist sie in Jülich mit dem Technologiezentrum, das Gründern und Ideenfindern, die sich in der Testphase befinden, eine räumliche Heimat gibt. Im Jahre 25 des Bestehens kann Geschäftsführer Carlo Aretz mit Freude und Stolz auf das gewachsene Erfolgsmodell blicken. Beim 18. Jülicher Stadtgespräch nahm er neben vielen Weggefährten, Partnern und „Mietern“ auf dem Podium im Lichthof Platz und feierte das Silberjubiläum des Hauses mit dem Thema „25 Jahre TZJ – Lehren für die Zukunft“. Sehr pragmatisch für eine Institution die immer in eine Richtung blickt: Nach vorne.
Chronologisch ging es natürlich erstmals um die „Lehren“, die zu ziehen waren. „1992… denken Sie sich das ganze Grün hier weg, denken Sie sich die Pflastersteine weg“, schildert Dr. Thomas Drescher von „DASGIP“ als Unternehmer der ersten TZJ-Stunde seine Erinnerungen an den Einzug vor 25 Jahren. Mit zweieinhalb Mitarbeitern auf rund 70 Quadratmeter fing seine Erfolgsgeschichte an und damit ist „DASGIP“ auch eine Vorzeigeprojektentwicklung des TZJ. Nach fünf Jahren war die Firma auf 25 Mitarbeiter und rund 500 Quadratmetern Nutzfläche so gewachsen, das sie 1997 das TZJ verlassen und sich in direkter Nachbarschaft im Gewerbegebiet Königskamp in einem eigenen Gebäude niederlassen konnte. „Wir haben aber den Fuß nie ganz aus der Türe genommen“, sagt Drescher, denn auch nach dem Umzug wurden die Aula oder Seminarräume für Veranstaltungen gebucht und auch Büroflächen angemietet, „weil das Unternehmer schneller wächst als der Neubau“. Damit bildet sich in einem Unternehmen bereits die gelungene Struktur des Hauses „Technolgiezentrum“ ab. Aber es „menschelt“ auch: „Das offene Verhältnis zu Herrn Aretz und zu Herrn Dr. Gramm“ nennt Drescher als einen weiteren Standortvorteil.
„Vorbilder“ war ein Stichwort, das Prof. Bernhard Hoffschmidt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) einbrachte, der sich als „Vielgründer“ in Jülich zu Hause fühlt.
„Man muss zeigen, dass man selber gründet, dann trauen sich auch die anderen“
, sagte er. Das funktioniert bestens mit guten Partnern und ein solcher ist für ihn das TZJ, mit der ein weltweit beachtetes Projekt realisiert hat: Synlight, die größte künstliche Sonne der Welt. Die Herangehensweise sieht Hoffschmidt so: „Es geht nicht zuerst darum, ein Problem, sondern eine Lösung zu finden“, die manchmal auch hart verhandelt sein könne. Letztlich sind es aber die Personen, die Vertrauen schaffen, ist seine Erkenntnis. Und so war es natürlich Carlo Aretz, der viele Lorbeeren mit nach Hause nehmen konnte. „Sein“ Gesellschaftsvorsitzender Axel Fuchs, Bürgermeister der Stadt Jülich, lobte die Kontinuität und gute Vorbereitung des „Team Aretz“ etwa wenn es um Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur gehe. „Wir haben einen Geschäftsführer vor Ort, der das absolute Vertrauen der Gesellschafter genießt.“ Selbst nach dem Erfolgsrezept in knackiger Kurzformel befragt sagt der vielgelobte TZJ-Hausherr: „Der Wissenschaftsstandort.“ Es sei wichtig zu vermitteln, welche Qualitäten Jülich hat, „dann ist es leichter, Firmen zu einem Wechsel von Düsseldorf, Köln, Frankfurt nach Jülich zu bewegen.“
Das ist sicher eine Erkenntnis, die die Stadtgesprächbesucher mit nach Hause genommen haben: Wenn es um Jülich geht kann man, den Propheten zitieren, der im eigenen Land wenig gilt. Die „Zugereisten“ und Unternehmer haben viele lobende Worte für die kleine Stadt an der Rur und sehen visionär Jülich als einen der großen „Player“ in der Braunkohle-Nachfolgezeit, im viel beschworenen Strukturwandel. Das war so nicht nur im TZJ zu hören, sondern auch am Vortag beim 25-jährigen des Solarinstituts auf dem Campus Jülich, bei dem sich die fast gleiche Ehrengästeschar eingefunden hatte. Hier wie dort war der heute sichtbare und durchschlagende Erfolg der Einrichtungen zur Gründerzeit nicht absehbar.
Heute spricht Prof. Ulf Herrmann, Chef des Solarinstituts von Jülich als „Epizentrum der Energieentwicklung“ und Prof. Marcus Baumann, Rektor der FH Aachen Jülich, sagte wörtlich:
„Sie finden in Deutschland nirgendwo Strukturen mit allen diesen Komponenten, die es so leicht machen, den Strukturwandel zum Erfolg zu führen.“
Das gelte für die Infrastruktur wie für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Prof. Michael Gramm schloss sich der Lobeshymne an und nannte Jülich „den Standort für die neuen Fragen der regenerativen Energien“ und pries „eine Gründerinitiative, die beispielhaft ist für die ganze Region“. Kein Wunder, dass die Bürgermeister Jürgen Frantzen und Hermann Heuser der Nachbargemeinden Titz und Niederzier sich gerne in die Gemeinschaft einfügen: Im TZJ wünschte sich Heuser ein möglichst schnelles Zusammenwachsen der Region. Gemeint ist der Blick nach vorn, in die Zeit des Brainergy-Parks, der bis Ostern 2018 in einem Masterplan entwickelt sein soll. Das „Kleingedruckte“, so Jülichs Bürgermeister Fuchs, werde jetzt endlich verschriftet und zur Unterschrift vorbereitet.
Bei aller Harmonie, Aufbruchstimmung und Feierlaune gab es eine deutliche Spitze in Richtung Bürokratismus: Für die Zeit von der Erkenntnis, dass neue Hörsäle benötigt würden, bis zum fertigen Bau könne es schon mal sechs Jahre dauern, beklagte Prof. Baumann. Prof. Hoffschmidt warnte vor den Chinesen, die gut und schnell seien. Genehmigungsverfahren, äußerte sich auch Bürgermeister Fuchs kritisch, dürfen nicht so lange dauern, bis sich eine Umsetzung betriebswirtschaftlich nicht mehr lohne. „Wir brauchen einen Ermessensspielraum im Planungsrecht, damit wir Entwicklungen nicht nachhaltig verpassen.“
Wer trotz alledem wieder gut wegkam, war die Stadt Jülich: Hier, so lobte Prof. Baumann, gehe es schneller, die Ämter wären hilfreich und würden gut beraten.