Der Begriff „basta“ kommt aus dem Italienischen und bedeutet „genug“ („es ist genug!“ im Sinne von „es reicht!“) oder „Schluss“. Beides passt ja zu diesem Text, der in der letzten Ausgabe des Herzogs für dieses Jahr erscheint. Und es reicht ja jetzt wirklich! Oder etwa nicht? Zugegeben, wir hatten einen spät einsetzenden, dafür aber schönen und langen Sommer. Mit einzelnen Tagen reichte er sogar bis in den Oktober. Daneben gab es aber einen Bundestagswahlkampf voller Widersprüche, was sich auch auf das Ergebnis niederschlug. Wenn das Jahr in wenigen Wochen tatsächlich vorbei ist, haben wir vielleicht auch eine neue Regierung. Nun bin ich nicht Gernot Hassknecht aus der „heute show“, der mit seinen Wutausbrüchen innerhalb kürzester Zeit zur Kultfigur avancierte. (Die Wochenzeitung „Zeit“ munkelte vor einigen Wochen in ihrem Politikteil durchaus anerkennend, dass junge Leute ihre Kenntnisse über die Tagespolitik in der Bundesrepublik Deutschland eben dieser „heute show“ verdanken würden.) Aber zwischendurch etwas Dampf ablassen, sei jedem zugestanden. Und da halte ich es mit dem unvergleichlichen Jochen Malmsheimer, der seinen Kampf für das Butterbrot bestehend aus Graubrot, „Gutebutter“ (ein Wort!) und Cervelatwurst (drei Scheiben!) mit der Bemerkung einleitet, dass früher nicht alles besser war, aber was früher gut war, noch heute gut wäre, wenn man die Finger davon gelassen hätte. Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Ich will hier nicht falsch verstanden werden. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Veränderungen, ganz im Gegenteil: Als jemand, der sich intensiv mit Geschichte beschäftigt, weiß ich, dass Leben Veränderung bedeutet. Trotzdem packt man sich an den Kopf, wenn man merkt, dass wieder einmal Schwachsinn zum Konzept erhoben wurde. Ich verzichte hier auf konkrete Beispiele; jeder mag sich diesbezüglich seinen Teil denken.
Schon in der Vergangenheit reichte es manchem und seine innere Gemütslage brach sich unvermittelt Bahn, was auch schon einmal Fürsten so erging. Ein sprechendes Beispiel hierfür ist Herzog Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1658-1716), der als Herzog von Jülich-Berg von Düsseldorf aus seine zahlreichen Territorien regierte. Die Düsseldorfer haben den kunstsinnigen Herzog in ihr Herz geschlossen und nennen ihn liebevoll „Jan Wellem“. Zur volkstümlichen Figur wurde der Herzog aber erst viel später, nicht zuletzt durch seine bis heute andauernde Präsenz in seinem stattlichen Reiterdenkmal, das sich auf dem Düsseldorfer Marktplatz befindet. Geschaffen hat dieses außergewöhnliche Denkmal sein Hofbildhauer Gabriel Grupello. Diesem fühlte sich Johann Wilhelm sehr verpflichtet, so dass er ihn reich beschenkte, was wiederum seinen Räten nicht gefiel. Als diese sich den herzoglichen Wünschen, die ja eigentlich Befehle waren, widersetzten, platzte es aus Johann Wilhelm im Jahr 1704 in einem Brief an seinen Hofkanzler heraus: „… fängt der Pallmers und die übrigen Räte allerhand Schikanen an, indem sie Grupello und alls schönen freien Künsten von Grund auf Feind sind und das aus keinem anderen Grund, als weil sie solche schönen Sachen nicht verstehen und ein Haufen Esel und Idioten sind, welche lieber den ganzen Tag saufen, spielen und tabaccieren (rauchen), als sich mit solchen tugendlichen und schönen Wissenschaften zu beschäftigen. Ihr aber, mein lieber Hofkanzler, wisst solche großen Künstler, wie der Chevalier Grupello und andere es sind, mehr zu schätzen, als alle dergleichen Plackscheißer…“ Man möchte geradezu ein „und damit basta!“ ergänzen. Die Klage über das Unverständnis, mit der man hier Kunst und Kultur begegnet, ist also keineswegs neu. Auffällig ist, dass die Wortwahl des Herzogs sehr deftig ist.
Auf dem offiziellen Parkett des höfischen Lebens wird er sich so wohl kaum geäußert haben. In der heutigen Politik ist das mitunter anders. Hier werden vielmehr Stilbrüche und verbale Entgleisungen bewusst eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erlangen, und zwar gegenüber den direkten Zuhörern, wie der Presse. So ist es ja Gerhard Schröder selbst zu verdanken, dass man seine Politik als „Basta-Politik“ bezeichnete. Zurück geht dies auf eine Rede aus dem Jahr 2000, die er als Bundeskanzler vor Gewerkschaftsvertretern hielt. Gegenüber diesen verteidigte er die Rentenpolitik seiner Regierung – Stichwort „Riesterrente“ –, die von den Gewerkschaften größtenteils kritisch gesehen wurde. Der Unmut der Zuhörer über seine Ausführungen war mit Händen zu greifen, so dass er am Ende ausrief: „Es ist notwendig und wir werden es machen. Basta!“
Schluss! Aus! Aufhören! Es reicht! Werden Sie jetzt einwerfen und damit haben Sie ausnahmsweise einmal vollkommen recht… und damit basta!