Ich freue ich, die Villa mit ihren Kindern, Eltern und Erzieherinnen zum zweiten Mal seit dem Beginn unserer Zusammenarbeit im Jahr 2005 hier im Hexenturm, dem Domizil des Kunstvereins, zu begrüßen.
In den vergangene Jahren haben wir in wechselnden Projekten, gemeinsam mit der Leiterin Monika Langthaler und den Mitarbeiterinnen der Villa, Kindern die Möglichkeit gegeben, Kunst zu begegnen, sich selbst in diesem Bereich auszuprobieren und sich im öffentlichen Bereich damit zu präsentieren. Kunstprojekte wurden unterstützt durch Jens Dummer, Christel Jäschke, Ursula Lesaar, Michael und Rosy Küpper, Karin Uhlenbruck, Mirjana Stein-Arsic, Susanne Renker und Marcel-Patrice Soyer.
Was ist das Ziel dieser Arbeit?
Um diese Frage zu beantworten, möchte ich Ihnen eine Situation vor Augen führen.
Sie stehen in einem international bekannten Museum und betrachten Bilder eines abstrakt arbeitenden Künstlers. Da begegnet Ihnen ein kopfschüttelndes Ehepaar, das sich fragt: „Das soll Kunst sein? Das ist doch nichts Richtiges. Das kann unsere Tochter / unser Sohn mit sechs Jahren auch.“
Wenn dem so wäre kann ich dem Ehepaar nur empfehlen, die eigenen Sprösslinge nach Kräften z fördern, denn der Weg ins Museum ist mühsam, langwierig und den Wenigsten möglich.
Aber das Ehepaar hat in den Bildern des renommierten Künstlers etwas erkannt: Die Unmittelbarkeit, das Direkte, das Spontane, das Kinder, denen freie Ausdrucksformen erlaubt sind, in ihre Arbeiten einbringen.
Zeichnen und Malen will gelernt sein wie schreiben und lesen. Die Linie bildet eine Form, die Form will Erlebtes zum Ausdruck bringen. Um sich auszudrücken gibt es unterschiedliche Werkzeuge, deren Gebrauch erlernt werden muss. Der Bleib- oder Farbstift, der Kuli, die verschiedenen Marker, alle in unterschiedlichen Härten und Texturen, die Feder, usw.. Was kann ich womit machen? Der Pinsel kann Farbe aufnehmen. Wie heißt die Farben? Wie mischt man die Farben? Mit dem Pinsel kann ich von der Linie zur Fläche kommen.
Sich mit dem Werkzeug auszukennen ist Handwerk, beziehungsweise technische Kenntnis, keine Kunst. Aber das Überraschende ist, mit diesem Handwerk ist eine neue Welt eröffnet: Das eigene Gestalten.
Die Intensität, mit der das geschieht, hängt von der Zeit ab, die ein Kind damit verbringt, eigene Vorstellung auf Papier oder einen anderen Untergrund zu bringen, von der Zuwendung, der Bestätigung, die es erhält. Wenn ein Kind die eigenen Lebens- und Gefühlswelt malerisch dokumentiert, erzählt es Geschichten aus seinem Leben, authentisch, unverstellt.
Kinder, die Lob und Förderung für ihre Arbeit erlebt haben, werden selbstbewusster, das heißt in ihrer Eigenart sicherer. Sie sind nicht der Konkurrenz der schneller Lernenden ausgesetzt, sie erfahren ihre eigene Welt in kleinen Gruppen auf ihre Weise. Und das Wichtigste: Es ist nicht nur erlaubt, zu experimentieren, es ist Teil des künstlerischen Werdegangs und es kommt immer etwas dabei heraus, zum Beispiel, dass Fähigkeiten wachsen. Es ist wie Laufen lernen. Am Ende weiß man, wozu Beine da sind.
Dieses Lernergebnis hat die Villa und den Kunstverein dazu geführt, auch Begehungen mit den Kindern im Hexenturm zu machen und über die Bilder und Objekte der „großen“ Künstler zu reden. Was nehmen sie wahr beim Betrachten eines Kunstwerkes? Gibt es Botschaften, die ihnen unverständlich sind? Gibt es Techniken, die sie selber gerne ausprobieren möchten?
Michael Küpper, der die kunstpädagogische Arbeit des Kunstvereins leitet, wird sicher etwas zu den Reaktionen der Kinder sagen.
Ich bedanke mich anlässlich unseres 40-jährigen Jubiläums für die 13 Jahre dauernde Kooperation, die fortzusetzen mir eine Freude ist und empfehle allen Beteiligten, mit Kinderaugen hinzusehen, wenn sie durch die Ausstellung gehen.
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