Nachdem wir in den letzten Jahren etwas kältere Winter mit reichlich Schnee erlebt haben, lohnt sich vielleicht der Blick in vergangene Zeiten, als die frostigen Temperaturen mitunter noch heftiger ausfielen. So blieb der Winter 1928/29 mit viel Schnee und Dauerfrost in ganz Europa in Erinnerung. Damals geschah etwas, das sehr selten und heute so gut wie gar nicht mehr vorkommt: Die Flüsse froren zu.
Auch die an Jülich vorbeifließende Rur erstarrte im Februar 1929 bei Minustemperaturen von bis zu 20°C. So sprach auch das Jülicher Kreisblatt vom 11. Februar 1929 von „Sibirischer Kälte überall“. Die Rur war hinter der Jülicher Rurbrücke flussabwärts auf Broich zu vollständig zugefroren. Der Bierverleger Krieger baute sogar Eis in einer Stärke von 14 bis 16 cm ab. Am Sonntag, 17. Februar 1929, nutzten Hunderte die zugefrorene Rur zu einem Spaziergang. Vor allem Kinder und Jugendliche legten lange Eisbahnen auf dem Rureis an. Dies geschah ganz im Sinne der Erwachsenen, wie eine Notiz von Anfang 1929 belegt. Im Jülicher Kreisblatt vom 5. Januar 1929 liest man nämlich: „Der gestrige Schneefall bereitet naturgemäß der Jugend sehr viel Freude. Leider wird aber von den Kindern zu wenig beachtet, dass sie das Leben ihrer Mitmenschen durch die Anlage von Schleifbahnen auf den Straßen in große Gefahr bringen. Bei dem letzten Frostwetter in der Vorwoche sind mehrere Unglücksfälle durch solche Schleifbahnen, die von den Erwachsenen nicht bemerkt worden waren, eingetreten. Alle Eltern und Erzieher werden dringend gebeten, dass die Jugend ihrem Wintervergnügen nicht auf den Fahrbahnen und Bürgersteigen nachgehen.“ Gut, dass zeitweilig die Rur zugefroren war und eine entsprechende Ausweichmöglichkeit für entsprechende Wintervergnügungen bot.
Die Kälte setzte vor allem den Karnevalisten zu:
Der Lazarus Strohmanus fand sein feuchtes Grab nicht in der Rur, da diese zugefroren war.
Am 23. Februar 1929 atmete dann das Jülicher Kreisblatt auf: „Des Winters Macht gebrochen!“ – die Temperaturen waren auf über 0°C gestiegen. Infolgedessen brach die Eisdecke der Rur und große Eischollen trieben flussabwärts. Der Winter sollte aber noch einmal am Monatsende zurückkommen – die Rur fror aber nicht wieder zu. Das geschah dann noch einmal im Januar 1933.