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Zu gut gemeint

Nicht alle auf dem Boden sitzenden Jungvögel brauchen Hilfe. Das Tierheim Düren gibt Hinweise, worauf zu achten ist und wann die Tiere besser in Ruhe gelassen werden sollten.

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Foto: pixabay.com
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Das Tierheim für den Kreis Düren nimmt zurzeit täglich junge Wildvögel auf. Die Tierschützer weisen darauf hin, dass nicht alle Tiere, die scheinbar verwaist am Boden sitzen, Hilfe benötigen. Jungvögel sollten deshalb nicht vorschnell der Natur entrissen werden. Rund 80 Wildvögel wurden seit Anfang Mai von Tierfreunden im Kreistierheim abgegeben – junge Amseln, Stockentenküken und viele mehr, berichtet Christina Albert, die das Heim am Burgauer Wald leitet.

Dies sei neben dem normalen Arbeitsalltag ein enormer Aufwand, doch das Team sei für die Kleinen mit dem Herzen dabei. Ganz junge Vogelküken benötigten ca. alle 30 Minuten Futter. Die schon älteren Tiere müssten zwar weniger oft gefüttert, aber ebenso aufwendig betreut und vor allem auf ihre Auswilderung vorbereitet werden. Albert erklärt, dass es sich bei dieser Gruppe um die sogenannten Ästlinge handele – vollständig befiederte Vögel, die ihr Nest naturgemäß verlassen, um draußen ihre ersten Flugversuche zu unternehmen und die selbstständige Futtersuche zu erlernen.

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„Die Elterntiere haben ihren Nachwuchs beim Flugtraining im Auge und versorgen ihn solange wie nötig mit Futter. Ein einzelner Jungvogel, der alleine am Boden sitzt, ist normal kein Grund zur Sorge“, erklärt die Tierheimleiterin. Albert bittet eindringlich, diese Tiere nicht voreilig an sich zu nehmen, auch dann nicht, wenn sie laut nach ihren Eltern rufen: „Mit ihrem schrillen Piepsen zeigen die Vogelkinder an, wo sie sich befinden. Beobachten Sie das Tier eine Zeitlang aus einiger Entfernung. In den meisten Fällen, spätestens nach ein bis zwei Stunden, kommen die Altvögel zurück“, so Albert. Gleiches gelte für die sogenannten Nestflüchter, wie bspw. Gänse oder Enten, die bereits nach ein bis zwei Tagen ihr Nest verlassen würden.

Die Leiterin des Tierheims ist froh, dass die Menschen den Tieren helfen möchten, bedauert aber gleichzeitig manch vorschnelles „Retten“: Wer voreilig handelt, entzieht die Vogelkinder unter Umständen völlig unnötig ihren Eltern. „Wir tun im Tierheim unser Möglichstes für die Kleinen, aber die Eltern können wir nicht ersetzten. Lassen Sie die Tiere dort wo sie sind!“. Wenn Vögel jedoch tatsächlich verwaist oder offensichtlich verletzt seien, solle man sie an sich nehmen und sie schnellstmöglich an Fachleute übergeben. Drohe den Ästlingen Gefahr, weil sie z.B. an einer Straße säßen, dann könne man sie an einen sicheren Ort nahe der Fundstelle bringen. Dort fänden die Altvögel sie mit ziemlicher Sicherheit wieder.

Grundsätzlich Hilfe benötigen laut Albert Nestlinge, die sich außerhalb ihres Nestes befinden: „Nestlinge sind noch nackte Küken oder minimal ältere Tiere mit spärlichem Federkleid, die noch nicht auf ihren Beinchen stehen können. Wenn das Tier verletzt ist oder Sie es nicht ins Nest zurücksetzen können, geben Sie es bitte schnellstmöglich in kompetente Hände. Nehmen Sie den Vogel vorsichtig an sich und wärmen Sie ihn“. Falsches Futter sowie die unsachgemäße Gabe von Wasser könne bei den Tieren zum Tod führen. Deshalb solle man beides nur unter telefonischer Anleitung von fachkundigen Personen verabreichen. Wer einen hilfsbedürftigen Jungvogel findet, bekommt bei der Wildtier-Hotline für den Kreis Düren Antworten auf Fragen und Auskunft darüber, wer das Tier aufnehmen kann. Diese ist unter der Telefonnummer 0800-0060993 von April bis September täglich zwischen 7 und 20 Uhr erreichbar.


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