Seit längerer Zeit arbeitet die „Initiativgruppe Rundfunksendestelle Jülich“ des Jülicher Geschichtsvereins an dem Vorhaben, repräsentative Gegenstände, die vor dem Abriss der Gebäude der ehemaligen Sendestelle der Deutschen Welle gesichert werden konnten, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um auf diese Weise die technische und historische Bedeutung des Geschehens auf der Merscher Höhe in den 1960er bis 2000er Jahren im Gedächtnis zu halten.
Der ehemalige Leiter der Sendestelle Günter Hirte und der ehemalige Leiter der Senderwerkstatt Günter Dahmen, die beiden Jülicher Funkamateure Martin Marquardt und Alfred Ponten sowie Guido von Büren und Claus Maas für den Geschichtsverein machten sich nun ein Bild von einem vergleichbaren Projekt in Nauen, westlich von Berlin.
Hier wurde im Jahre 1906 die Firma Telefunken gegründet, die von der kaiserlichen Regierung den Auftrag erhielt, eine weltweite Übertragungstechnik für Nachrichten und Programme aus Deutschland zu entwickeln. Das damalige Gebäude wird heute noch als Leitstelle für den deutschen Kurzwellenfunk ins Ausland genutzt, wobei Programme der Deutschen Welle keinen großen Raum mehr einnehmen, da diese inzwischen weitgehend über Internet bzw. Satellitentechnik ausgestrahlt werden.
Die Nauener Sendestelle ist immer noch in den heute denkmalgeschützten Räumlichkeiten des damaligen Telefunken-Kurzwellenwerks untergebracht. Beeindruckend ist die typische Backsteinarchitektur der frühen Moderne mit der großzügigen ehemaligen Sendehalle, die zahlreiche Ausstellungsstücke aus der Geschichte der Sendetechnik sowie ein detailgetreues Modell der ursprünglichen Einrichtung beherbergt. Auch ein neuerer Sender, der in den 1990er-Jahren nach der Wiedervereinigung aus Jülich nach Nauen übergeben wurde, ist dort noch in Betrieb.
Heute arbeiten in der geräumigen Anlage noch etwa 20 Personen für den jetzigen Betreiber, eine private Medienanbieterfirma aus Köln. Der Sendebetrieb selber wird aber nur noch von fünf ausgebildeten Technikern betreut. Während der DDR-Zeit war Nauen das Pendant zur Jülicher Anlage und in der Zeit des Kalten Krieges das Sprachrohr des SED-Regimes in die Welt. Seit 1955 waren hier etwa 100 Leute beschäftigt.
Auf dem etwa 250 Hektar weiten Gelände befinden sich in jeweils großem Abstand von einander fünf große drehbare Antennenanlagen, die in den 1990er-Jahren noch auf die damals neueste Telefunken-Technik umgerüstet wurden. Die damalige Computeranlage läuft bis heute unverändert zuverlässig, was die Mitarbeiter vor Ort mit größtem Respekt vermelden – zumal ein technischer „Support“ durch die Hersteller längst nicht mehr gegeben ist, so dass sie alle auftretenden Probleme aus eigener Kreativität bewältigen müssen.
Die Jülicher Delegation nahm von dem Besuch viele hilfreiche Anregungen mit. Sie wird in nächster Zeit an die Brainergy-Park-Gesellschaft sowie an die Stadt Jülich mit Vorschlägen herantreten, wie man auch für die Geschichte der Jülicher Sendestelle noch eine angemessene Repräsentation finden kann.