9 x 11 Jahre bereits verfolgt die KG ihr Ziel mit „Leidenschaft, Historie, Tradition und vor allem Willen, den Menschen eine schöne Zeit zu machen“ wie es einer der vielen Gratulanten ausdrückte. Apropos Gratulanten: Wohl jede KG und IG, die sich ihrerseits dem fröhlichen Brauchtum verschrieben hat, aber auch Vereine auf deren Agenda eher Sportliches steht, kamen zum Gratulieren und sorgten für volles Haus im pädagogischen Zentrum des Gymnasiums Zitadelle.
Der eingangs von Präsident Frank Kutsch vorgetragene Rückblick in 99 Jahre karnevalistische Rurblümchen-Geschichte sorgte dafür, dass die folgenden Rednerinnen und Redner ihre Wortbeiträge teilweise deutlich kürzten, denn „wer will schon wiederholen, was die Vorredner gesagt haben?“, so die rhetorische Frage dazu.
Schirmherrin Dorothée Schenk, die in ihrer Rolle als HERZOGin gratulierte, lieferte einen knackigen Rückblick auf 99 Jahre Rurblümchen. Gegründet zu einer Zeit, als die Comedian Harmonists den „Kleinen grünen Kaktus“ besagen und Josephine Baker mit ihrem Bananenröckchen Furore machte, sorgten die Blümchen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts für eine Neubelebung des Straßenkarnevals. 1956 fand auf Rurblümchen-Initiative die erste Kindersitzung in Jülich statt und auch das erste Kinderdreigestirn drei Jahre später – vor genau 6 x 11 Jahren also – stammte aus den Reihen der KG Rurblümchen. Ein weiteres närrisches Jubiläum, so wusste es unter anderem die Schirmherrin, darf das beliebte Herrenballett der KG feiern: Seit 5 x 11 Jahren schwingen die rot-weißen Jungs für ihre KG das Tanzbein. Zur großen Freude, nicht nur, aber auch, von Bürgermeister Axel Fuchs, der in seiner ebenfalls „geknickten“ Rede unter anderem daran erinnerte, dass das Rurblümchen-Ballett als erste Abordnung einer etablierten der KG den blau-weißen Punks der Café Cholera Karnevalsgesellschaft – kurz und bekannt: CCKG – die Ehre erwies und deren Bühne betrat.
Bühnen haben die Blümchen in den vergangenen 99 Jahren so einige bespielt. Gegründet in der „Landskrone“, wurde nach dem 2. Weltkrieg im Kolpinghaus gefeiert. Den 25. Geburtstag feierten die Blümchen und Freunde im „Viktoriasaal“, die „Blumenbälle“ im „Haus Hesselmann“ genießen heute fast Legendenstatus. Später wurde die Stadthalle karnevalistische Heimat, kurz vor deren Abriss zogen die Rurblümchen ins Zelt, das ihnen die stürmische „Sabine“ 2020 beinahe über dem Kopf wegwehte – für die Feierlustigen kein unüberwindbares Problem, wie Frank Kutsch schmunzelnd erzählte: „Wir haben dann kurzerhand im Café Fleur weitergefeiert.“ Auch in der „Muschel“ wurde bereits geschunkelt, gesungen und gefeiert und jetzt, zum 99. Geburtstag, eben im PZ der Zitadelle.
Dort wurde die Stimmung im Laufe des Abends immer ausgelassener – nachdem der „offizielle Teil“ mit der Ernennung von sage und schreibe 17 neuen Senatoren (darunter zwei Damen), dem Auftritt der Garde und den Rückblicken und Glückwünschen von Senatspräsident Rainer Frings und Hajo Bülles als Vertreter des „Verbandes der Karnevalsvereine im Aachener Grenzland“ spätestens in dem Moment beendet war, als die „Paaveier“ die Bühne enterten. Später dann gefolgt von der Dürener Band „Zack“ und der Combo „De Heggete“. Vorher jedoch gab es eben dort eine beeindruckende Ansammlung karnevalistisch Uniformierter jedweder Couleur zu bewundern. Wohl keine der Gesellschaften aus den umliegenden Dörfern und Stadtteilen hatte die Gelegenheit ausgelassen, den Rurblümchen persönlich zu gratulieren. Und genau das, so brachte es abschließend der letzte Redner des Abends auf den Punkt. Maurice Emunds von der KG Maiblömche stellte stellvertretend für alle befreundeten Gesellschaften fest: „Die Gemeinschaft feiern wir alle, nur zusammen können wir Karneval feiern, das endet nicht an den Grenzen einer KG!“
Fotos: Volker Goebels