1946. Jülich liegt in Trümmern. Über einen möglichen Wiederaufbau wird noch nachgedacht. Im ebenfalls vom Krieg gekennzeichneten Italien denkt Corradino D‘Ascanio derweil an ganz andere Sachen: er entwirft im Auftrag von Enrico Piaggio den Vespa-Roller.
„Piaggio Aero Industries“ war eigentlich Produzent von Kriegsflugzeugen. Was die Menschen nach 1945 jedoch benötigten, war ein kostengünstiges, robustes und natürlich auch ansprechendes Transportmittel und keine Kriegsflugzeuge. Die Vespa (ital. für Wespe) war geboren und wurde am 23. April 1946 zum Patent angemeldet. Im selben Jahr noch erschien sie auf dem Markt. Während schnell viele Italiener Gefallen an dem flexibel einsetzbaren Roller fanden und durch die Gegend brausten, mussten die deutschen Vespafreunde sich noch etwas gedulden, denn nach Deutschland wurden die Wespen erst ab 1950 exportiert. Bei diesen zwei Ländern blieb es nicht: 1965 sollen weltweit schon über drei Millionen Vespas verkauft worden sein.
Auch im jülicher Land bildeten sich kleine Gruppen, die Schaubertreffs, Ausfahrten und Scooterruns veranstalteten. Ein offizieller Club ließ allerdings lange auf sich warten: die Gründung erfolgte erst 2008. Das lag u.a. daran, dass sich die Vespafreunde öfter aus den Augen verloren, was die Namenssuche um ein paar Jahrzehnte verzögerte.
Mit der Namensgebung „Moni Kettenfett Scooter Club“ (MKSC) sind auch nach vier Jahren noch nicht alle Mitglieder warm geworden, denn wie sich die Fachleute unter Ihnen schon gefragt haben werden: Wieso Kettenfett, wenn die Vespa doch einen Direktantrieb und keine Kette besitzt? Die Antwort: „Kettenfett“ ist, genau wie „Moni“, ein Schnaps aus der Kneipe des Kulturbahnhofs Jülich und verweist auf den Gründungsort des Clubs. Beide Schnäpse bzw. Namen zusammengefasst ergeben die Kunstfigur „Moni Kettenfett“, welche das Logo des Scooterclubs ziert und ein Pinnchen Schnaps präsentiert.
Eigentlich wäre es jedoch realistischer, wenn Frau Kettenfett ein Eis halten würde, da man die 15 bis 20 Mitglieder öfters mit einem Eis vor der Eisdiele stehen sieht, als mit einem Schnaps vor der Kneipe oder dem Clubheim.
Don‘t drink and drive!
Der MKSC veranstaltet regelmäßig kleine Ausfahrten. Diese sind sowohl für die 50er, welche im Gegensatz zu den PS-stärkeren 125-200 Kubikklasse oft mehr Wert auf Aussehen legen, als auch für die PS-Protze unter den Vespen geeignet. Hauptsache Zweiräder aus Blech, denn Plastikroller ohne Gangschaltung und Kultstatus sind bei den MKSC‘lern nicht gerne gesehen.
Nächste Ausfahrt: 12. August um 16:00, Treffpunkt:Aral-Tankstelle