„Wir hatten viel vor in diesem Jahr“, fasste Geschäftsführer Cornel Cremer zusammen. Über 120 Veranstaltungen musste der Kulturbahnhof wegen der Pandemie absagen. Betroffen waren neben dem Kino- und Kleinkunstprogramm auch die Vermietungen, die ein wichtiger Einnahmefaktor für den Verein „Kultur im Bahnhof“ als Trägerverein sind. Trotzdem zeichnete der Vorstand ein vorsichtig positives Bild für die Zukunft.
Der Trägerschaftsvertrag mit der Stadt Jülich ist im Dezember erneut um fünf Jahre verlängert worden. Nach dem Weggang des Pächterpaares hat sich seit 1. Januar ein neuer Pächter für den Kiosk gefunden, und was sicher von großer Bedeutung ist: Finanziell hat der Verein noch „Luft“ und kann darum nach den flankierenden finanziellen öffentlichen „Rettungspaketen“, der Umstellung auf Kurzarbeit und vor allem auch den zunehmenden ressourcenschonenden ehrenamtlichen Einsatz – etwa des Kino-Teams – die nächsten Monate entspannt angehen. Es bestehe kein Grund zur „Panik“. „Wir sind wirtschaftlich solide aufgestellt“, betont Klaus Schweizer, der im Vorstand den Überblick über die Finanzen hat. Aber „dauerhaft wird das natürlich nicht gehen“. „Kultur kostet Geld“, stand unter dem Wirtschaftsbericht. Die Finanzierung gelingt vor allem durch die „Querfinanzierung“ durch die Gastronomie, die jetzt natürlich eingebrochen ist.
Perspektivisch denkt der KiB darüber nach, wie die Defizite aus den 100 Tagen Auszeit zumindest in Teilen aufzufangen sind. Normalerweise werden nur alle zwei Jahre Silvester-Partys angeboten. Als exzellente Einnahmequelle steht aber die Überlegung an, diesen Turnus auszusetzen und zum Jahreswechsel 2020/21 das zweite Jahr in Folge die Party auszurichten.
Aufmerksam gemacht hat der KuBa auf seine Lage bei der „Night of Light“ gemeinsam mit Daniel von Büren. „Ohne ihn wäre vieles im Kulturbahnhof nicht machbar“, hob Cornel Cremer lobend hervor. Als großes Glück erweist sich der Biergarten, der bis dato eher ein Schattendasein geführt hat: Zwar lohnt es sich nicht, täglich zu öffnen, um „Laufkundschaft“ zu bedienen, aber die Veranstaltungen von Konzerten über Feierabend-BBQ und vor allem die große KuBa-Biergartenshow mit Thomas Beys als Moderator waren ein großer Erfolg. Im Mai hatte der Kulturbahnhof begonnen, Konzerte ohne Publikum zu streamen, „um Präsenz zu zeigen und in den Köpfen zu bleiben“. Dieses Konzept ist mehr als aufgegangen. Elf weitere Konzerte sind für Juli und August vorgesehen.
Das Kinopublikum dagegen ist noch etwas zurückhaltend: Rund 50 Cineasten finden sich zum wiederaufgenommenen Leinwandvergnügen im Schnitt bei den Erwachsenenfilmen ein. „Die Angst steckt noch in den Köpfen“, so die Erfahrung von Cremer. Die Angebote im Freien würden gut genutzt, aber „drinnen ist schwer“.
Dass die Jülicher „ihrem KuBa“ sehr zugetan sind, zeigt sich auch in den gewachsenen Mitgliederzahlen: Fast 20 Prozent Zuwachs verzeichnet die Liste. Der Sprung über die 250 ist geschafft, und der Zuwachs schlägt sich immerhin in vierstelligen Mehreinnahmen nieder. Ein Manko, so räumt Klaus Schweizer ein, ist, dass die Gründergeneration mit dem Kulturbahnhof älter geworden ist, und der Nachwuchs etwas fehlt. Dafür ist der KuBa inzwischen in der Mitte der Jülicher Gesellschaft angekommen: Viele Vereine – ob Brauchtum oder der Kultur verbunden – nutzen das Haus als Partner für ihre Veranstaltungen.
Offen, so Frank Müller vom Vorstand, sei man auch für Neues. „Indie Provinz“ mit Katharina Adams ist ein Beispiel dafür. Nach der Zwangspause findet hier die Wiederaufnahme im August statt. „Wir überlegen immer wieder“, so Müller, „wie wir neue Nischen besetzen können. Aber am schönsten ist es, wenn Leute mit einer Idee kommen, die wir gemeinsam umsetzen können.“ Jetzt müssen Ideenreiche dieses Angebot nur noch annehmen.