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Jülich im Umbruch?!

In seinem Jahresrückblick beleuchtet Rüdiger Urban als Vorsitzender des Fördervereins Festung Zitadelle das Jahresgeschehen aus Vereinssicht und wirft perspektivisch einen Blick voraus.

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Großer Beliebtheit erfreuen sich die Führungen
Großer Beliebtheit erfreuen sich die Führungen "Geschichte am Sonntag", die unter anderem vom Förderverein Festung Zitadelle angeboten werden. Foto: Dieter Benner
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Das neue Kreishaus hinter dem Alten Rathaus an der Düsseldorfer- und der Kapuzinerstraße hat bereits Richtfest gefeiert, die alte Nachkriegsbebauung in Fortsetzung des Stadthotels in der Baier- und Kapuzinerstraße musste vor wenigen Tagen ihren Platz für einen Neubau räumen, Café Extrablatt belebt in ungeahntem Maße den Jülicher Marktplatz, auf dem Schlossplatz wollen die Stadtwerke ein Kundencenter bauen, die Stadthalle und weitere Häuser an der Düsseldorfer Straße sollen demnächst einem Seniorenzentrum weichen. Daneben gibt es auch Pläne für einen neuen Frischemarkt auf dem Walramplatz, die Bebauung im sogenannten „Park Pasqualini“ südlich der Realschule und wieder einmal Abrisspläne für das Hallenbad. Und nach wie vor wirbt die Stadtentwicklungsgesellschaft mit einem Grundstück für den Bau eines Hotels innerhalb des Brückenkopfes sowie mit hochwertigen Bauflächen „Westlich der Zitadelle“ für Geschosswohnungsbauten. Zudem bietet sie die Immobilie „Musikschule Jülich“ zum Verkauf an mit dem Ziel, dort innerstädtischen Wohnraum für Studenten zu schaffen. Und dann wurden im Neuen Rathaus Pläne vorgestellt, dieses mit einem Aldi-, Rewe- und Edeka-Markt zu überbauen.

Zumindest muss man anerkennen, an Ideen besteht kein Mangel. Nur – all diese Baumaßnahmen und Planungen beziehen sich auf einen sehr begrenzten Raum, die sogenannte Pasqualinische Altstadt, die zum Schutz ihres Erscheinungsbildes unter Denkmalbereichssatzung steht, oder zumindest auf ihre unmittelbare Peripherie. Angesichts der Sensibilität dieses Bereiches können solch gravierende Veränderungen nicht separat nebeneinander stehen. Hier ist ein Gesamtkonzept mit einer zukunftsweisenden Leitidee gefordert.

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Interessant sind in diesem Zusammenhang die Ausführungen unserer nordrhein-westfälischen Ministerin für Kultur und Wissenschaft, Isabel Pfeiffer-Poensgen, bei der Verleihung des MinervaPreises an die Fachhochschule Aachen Anfang Dezember. In der Jülicher Schlosskapelle bezog sie sich auf die Historie der Stadt und ihr einzigartiges kulturelles Erbe der Idealstadtanlage der Renaissance. Damit, so führte sie aus, besäße Jülich einen gar nicht hoch genug einzuschätzenden weichen Standortfaktor im Wettstreit mit anderen Kommunen in der Region. Sie ermutigte die Stadt ausdrücklich, dieses große Erbe auch im Hinblick auf den Zuzug junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu nutzen, wenn es in den nächsten Jahren heißt, Jülich als ein attraktives Mittelzentrum weiterzuentwickeln.

Genau das wird die Herausforderung dieses neuen Jahres sein, ein „Integriertes Handlungskonzept“ für die Weiterentwicklung der Stadt auf der Basis unseres kulturellen Erbes zu entwickeln. „Integriert“ – weil es gilt, diese Entwicklung unter Einbeziehung aller Interessengruppen zu erarbeiten. Im persönlichen Gespräch hat mich die Ministerin noch einmal ausdrücklich bestärkt, die Interessen des Denkmalschutzes nachhaltig zu vertreten.

Jülich als historische Festungsstadt mit seinem geschlossenen Erscheinungsbild der Pasqualinischen Altstadt stiftet Identität, stellt für die Bürgerinnen und Bürger Vertrautheit her, knüpft an Traditionen an und vermittelt uns so ein Gefühl von Heimat. Ein gelungenes Beispiel ist die harmonische, dem Geist des Denkmalbereichs gegenüber Rechnung tragende Renovierung der nördlichen und zur Hälfte auch der westlichen Marktplatzbebauung. Mit dieser Initiative und der damit einhergehenden Ansiedlung des „Cafés Extrablatt“ ist es den Geschwistern Sigrid Geyer-Byrau und Guido Geyer gelungen, dem Platz im Herzen der Stadt ein Stück seiner Identität zurückzugeben und einen wichtigen Beitrag zu seiner Belebung zu leisten. Dafür werden sie im Januar mit dem Preis des Stadtmarketings ausgezeichnet. Sie haben auf dem Erbe der Idealstadtanlage aufbauend die weichen Standortfaktoren Jülichs gestärkt.

Diese sind, wie die Ministerin ausgeführt hat, für Jülich mit entscheidend, wenn zum Beispiel im Zuge der Entwicklung des neuen Gewerbegebietes Brainergy Park auf der Merscher Höhe in größerem Umfang Neubürgerinnen und Neubürger für Jülich gewonnen werden sollen. Zudem plant der Kreis Düren, für den wachsenden Siedlungsdruck der Rheinschiene Angebote zu machen; eine weitere Chance für Jülich.

Das Interesse an diesem Erbe der Idealstadtanlage ist bei den Jülicherinnen und Jülichern ungebrochen. Das konnten der Verein Ende des letzten Jahres besonders deutlich spüren, als das Kino im Kulturbahnhof mit insgesamt rund 400 Zuschauern dreimal ausverkauft war. Auf Anregung von Klaus Krafft hat der Förderverein historische Filmaufnahmen des lebendigen, noch friedlichen Jülichs aus den ersten Kriegsjahren, des zerstörten Jülichs von 1945 sowie der neu erstandenen Stadt von 1974 gezeigt. Die Filme werden von mir live kommentiert. Aufgrund des großen Interesses wurde eine weitere Vorstellung im Februar ins Programm genommen. Da diese auch schon ausverkauft ist, gibt es die Filme noch einmal am Sonntag, 24. März, um 15 Uhr, im Jülicher Kulturbahnhof zu sehen. „Bitte reservieren Sie sich frühzeitig Karten auf der Internetseite des Kubas. Ich würde mich freuen, Sie für gut zwei Stunden durch das historische Jülich führen zu dürfen“ lädt Rüdiger Urban ein.

Auch das Interesse an unseren Führungen – nicht im Kino, sondern vor Ort – ist nach wie vor groß. Mariele Egberts, Bernhard Dautzenberg und Walter Maßmann engagieren sich dankenswerterweise auch weiterhin bei den Zitadellen- und Schlossführungen im Rahmen der „Geschichte am Sonntag“, die auch 2019 von April bis Oktober an jedem ersten Sonntag um 11 Uhr ab der Pasqualini-Brücke stattfinden werden. Dort beginnt auch am 14. April um 11 Uhr meine Führung ausschließlich durch die Festungsstadt. Bitte bei der VHS Jülicher Land anmelden.


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