Unterwegs in der Natur sein, eine Karte richtig lesen lernen und selbstständig ein Feuer entfachen. So oder so ähnlich stellt man sich das Pfadfinder Leben vor. Auch der Stamm Franz von Sales beschäftigt sich normalerweise an fünf Abenden die Woche mit diesen Themen. Doch seit einigen Monaten ist das Clubhaus aufgrund der Hochwasserkatastrophe außer Betrieb. „Das Wasser stand teilweise bis zu 75 Zentimeter hoch“, berichtet Johannes Pauli, Vorsitzender der DPSG Stamm Franz von Sales Jülich. Alle Gruppenräume, die Küche, sowie die Sanitätsanlagen seien durch die schier immensen Wassermassen zu Schaden gekommen. Nachdem das Vereinsgelände wieder betretbar war, machten sich die Pfadfinder sogleich daran das Inventar zu sichern, die Räume zu reinigen und die Möbel für eine mögliche Wiederverwendung zu trocknen. „ Wir rechnen in dieser Woche mit der Verlegung des neuen Estrich“, gibt Pauli hoffnungsvoll bekannt. Danach sei die Sanierung der Räume geplant, um so schnell wie möglich den Gruppenbetrieb wieder aufnehmen zu können.
Jedoch war die Überflutung nicht die einzige Katastrophe in diesem Jahr. Bereits im Februar erlitt das Gebäude einen Rohrschaden. „Die durch den Wasserschaden entstandenen Schäden konnten weitestgehend saniert werden“, gibt Pauli an. Die Flut habe die getane Arbeit zunichte gemacht. 1000 Stunden nachhaltige Eigenleistung sind im wahrsten Sinne untergegangen. Da kommt selbst der engagierte Förderverein aus den eigenen Reihen an seine finanziellen Grenzen. Daher war die Freude groß, als Vereine und Privatleute die Pfadfinder mit Spenden unterstützen wollten.
Eine große Spenden von 3000 Euro kam vom Lionsclub Düren, welche es sich nicht haben nehmen lassen mit einer Delegation rund um den Präsidenten Georg Cornelius den Pfadfindern vor Ort einen Check zu übergeben. Das besondere daran: normalerweise sei der Club nur vor Ort in Düren tätig, so Frank Schnorrenberg, Vorsitzender des Fördervereins Lionsclub Düren. „Doch als wir hiervon hörten, mussten wir einfach helfen.“ Dabei haben sich die Pfadfinder der Herzogstadt vor allem durch ihr selbstständiges Anpacken hervor getan und seien als eine von drei hilfsbedürftigen Initiativen ausgesucht worden, sagt der Schatzmeister der Lions, Peter Michels.
Dass der Lionsclub Düren überhaupt auf die Not der Jülicher Pfadfinder aufmerksam geworden ist, haben diese Patricia Peill, Landtagsabgeordnete für den Nordkreis Düren, zu verdanken. Denn durch einen mehr oder weniger Zufall, kam sie mit Mitgliedern des Clubs ins Gespräch. Schnell wurde deutlich, dass beide Parteien die vom Hochwasser betroffenen Vereine auch über die Grenzen der Stadt Düren hinaus unterstützen möchten. „Egal ob wir in Jülich oder Düren sind, das sind alle unsere Kinder“, merkt Peill an. Genau so habe auch der Lionsclub reagiert berichtet sie freudestrahlend und zitiert diese: „Wenn Sie was haben und das den Jugendlichen hilft, ist der Kreis der Kreis.“ Alle Anwesenden betonten noch einmal den Zusammenhalt im Kreisgebiet und die offene Solidarität.
Desweitern sprach Peill Dezernentin Doris Vogel von der Stadt Jülich ihren Dank aus. Sie habe dafür gesorgt, dass die Liste, in welche Hilfe suchende Vereine der einzelnen Städte eingetragen werden, reibungslos und rasch an das Land NRW weitergegeben werden konnte. Die Herzogstadt darf hierbei besonders hervorgehoben werden, da sie in ganz NRW die erste Liste eingereicht hat. Peill ließ es sich auch nicht nehmen hinzuzufügen: „Das ist auch Jülich.“
Trotz der schnellen Weiterleitung und vielen Spenden, sind die Kosten wohl noch nicht gedeckt. Denn mögliche Folgeschäden können teilweise nicht erkannt oder abgeschätzt werden, so Johannes Pauli. Eine zweite Evaluierung scheint unausweichlich. Nichts desto Trotz blicken die Pfadfinder mit Freude in die Zukunft. Momentan treffen sich die Pfadfinder drinnen statt draußen inmitten des herzöglichen Stadtambientes in Räumen des Roncallihauses. Doch außerhalb des Stadt-Dschungels fühlen sie sich wohler. Deswegen ist es für Johannes Pauli die höchste Priorität, den Betrieb in den Gruppenräumen wiederaufnehmen zu können. „ Wir planen zu Ostern zumindest den Hauptraum wieder benutzen zu können“, so Pauli.