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Fantasieanreger verbinden

"Fäden" - ein Wort das in allen Variationen und seinen Auslegungsmöglichkeiten inspiriert: Fäden knüpfen, am seidenen Faden hängen, Fadenscheinig, der rote Faden, Fäden, die zusammenlaufen. Ebenso vielfältig und fantasiereich präsentieren sich sieben Kunstschaffende des Jülicher Kunstvereins unter dem Titel art -Spätschicht im Hexenturm.

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Nicht nur am seidenen Faden hängen - verbindlich sein, können "Fäden". Foto: Dorothée Schenk
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Der Klang der „Handpen“ zeigte den Passanten in der Kleinen Rurstraße an: Hier passiert etwas. Marion Langthaler und Leo Brenner brachten das Instrument aus zwei metallenen Halbkugeln zum Klingen und machten neugierig auf das, was erst auf dem Vorplatz als „Vernissage“ des Kunstvereins gefeiert wurde und anschließend in den Räumen der „Kunstvereins-Galerie“, nämlich im Hexenturm, noch bis 18. Juli gezeigt wird. Und hier ist Vielfalt das Programm: Schädel von Tierköpfen gibt es da zu sehen, überdimensionierte Nähnadeln, Blechbüchsen-Telefone, Schriftbilder und Ölbilder, Fotografien, ein Fadenvorhang und Holz- und Metallobjekte – und sogar eine Mülltonne. Wem es gefällt, der kann sie sogar mit nach Hause nehmen – gegen Bares, versteht sich.

Dass Kunst keine bierernste Angelegenheit ist, sondern auch Spaß machen kann und darf, vermittelte Peer Kling bei der Eröffnung der Ausstellung „Fäden“ rund um die „blaue Frau“ vor dem Hexenturm. Als „Abgeseilter“ am „dicken Faden“ hängend führte der neue Vorsitzende, den viele Anwesende auch „auf“ der Bühne 80 kennen, sehr kurzweilig ausführlich in die Arbeiten und auch Besonderheiten der Ausstellenden ein. Leo Brenner, der als Lehrling in der Lackindustrie begonnen hat und Lehrer war, beispielsweise male zur Musik – von ACDC bis Bach. „Je nachdem, was er sich auflegt, so werden auch seine Bilder“, ließ Peer Kling wissen, der übrigens selbst als „Recy-Kling“ mit Installations-Geschichten rund um Felix Fadenreich seinen Beitrag zur Ausstellung leistet. Von Hans-Peter Bochem erfuhren die Anwesenden, dass er als Chemieingenieur Werkfotografie „im Atom“, also Forschungszentrum, angefertigt hat. Heute widmet sich „HaPe der Fotografie und gestaltet Objekte und habe einen „beeindruckenden Keller“ mit vielen Werkzeugen. „Er ist ein perfekter Handwerker“. Die einstige Innenarchitektin und Gleichstellungsbeauftragte Kirsten Müller-Lehnen ist heute euregional bekannte und umtriebige „100 Prozent Künstlerin“ und steuert vielfältige „Fäden-inspirierte“ Malereien bei. Michael Küpper, ebenfalls Architekt, „von Beruf her schon Künstler“, weil er das Zeichnen eh können muss, kam über die „Initialzündung“ Radierkurs zur freien Gestaltung. Seine Ehefrau Rosy Küpper hat sich der Kalligrafie verschrieben und ist außerdem Kennerin von „Federn“ jeglicher art und ihrer Handhabung. Monika Langthaler mit fünfjähriger Zusatzausbildung als Schamanin, steuert einen außergewöhnlichen „Altar“ und viele naturgestaltete Materialobjekte bei. Alle verbindend ist das Thema „Fäden“. Das ist nicht nur künstlerisch zu verstehen. Es ist auch übertragen gemeint, wie Peer Kling deutlich machte: „Wir möchten Menschen miteinander verbinden, möchten, dass Sie sich austauschen“. Folgerichtig ließen sich die Gäste in einer „Performance“ als Abschluss der Vernissage „einwickeln“ durch einen orangefarbenen, ziemlich dicken „Faden“, ehe sie zur Werkschau die Hexenturmräume erstiegen.

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Die Gruppe nennt sich „Spätschicht“. Nicht nur, erklärte Peer Kling, weil sie abends arbeiteten, sondern auch, weil sie schon so lange am Werke seien. Also alles gute Bekannte, auf die Kunstsinnige an diesem Morgen trafen – und auch dafür gab es einen guten Grund. Kein „Geschmäckle“ sondern die Unzumutbarkeit des Unplanbaren führte Peer Kling für die als richtig beklatschte Entscheidung an, endlich wieder mit Kunstausstellungen zu starten, aber keine Auswärtigen unter dem Damoklesschwert der Absage leben zu lassen.

„Spätschicht“ sei aber auch Synonym für den Kunstverein, der im Klartext überaltert, sich aber gerne verjüngen möchte. Darum will der Verein Kinder, Jugendliche und Studenten begeistern für Kunst und eigene Aktivitäten. Zum Thema „Fahrrad“ wird ein Wettbewerb ausgelobt, wobei der Schwerpunkt nicht auf Konkurrenz liege, sondern auf dem Mitmachen. Ob Foto, Malerei, Objekte – es gibt keine Gestaltungsschranken: „Ihr könnt eine Fahrradklingel thematisieren, ein Fahrrad zeichnen oder mit dem Rad fahren und dabei die Kamera ,mitreißen‘ Und alle Einsendungen, so versprach der Vorsitzende Kling, würden auf jeden Fall in einer Ausstellung gezeigt. Jetzt darf gemutmaßt werden, ob er mit überschaubaren Einsendungen rechnet und der Hexenturm ausreicht, oder die hoffentlich zahlreich eingehenden Werke der Nachwuchskünstlerinnen und -Künstler einen Umzug in ein „mehrwändiges“ Gebäude nötig macht. Das würde man dem Kunstverein Jülich, welcher sich mit der Ausstellung „Fäden“ als ein wunderbarer Fantasieanreger gezeigt hat, in jedem Fall wünschen.


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