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Eine Villa, in der Kinder alles können

Zum 30-jährigen Jubiläum der Kita Villa Kunterbunt reflektieren die ehemalige Leiterin Monika Langthaler und sowie die heutige Leiterin Kristina Dederichs über die Gründung als Elterninitiative, welchen Aufgaben sie sich stellten und wie sich das integrative und pädagogische Konzept entwickelt hat.

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Am Wallgraben ist die Villa Kunterbunt zu Hause. Foto: Britta Sylvester
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Heimelig. So kann man sie am besten beschreiben. Tritt man durch die großen Türen der Kita „Villa Kunterbunt“ wird man von lachenden Kindern begrüßt, die um einen umherwuseln, und von Erziehern, die einen freundlich empfangen. Und neben Gummistiefeln, selbstgemalten Bildern oder Plakaten, zierte noch etwas anderes den Eingangsbereich der Kita. Ein großer bunter Ballonbogen gab den Hinweis, dass es etwas zu feiern gab. Und tatsächlich, etwas wurde gefeiert, nämlich die Villa Kunterbunt selbst, anlässlich ihres 30ten Geburtstag.

Nach 30 Jahren gibt es vieles, worauf man zurückblicken kann, von der Gründung der Kita und den Menschen, die sie begleitet haben, bis hin zum pädagogischen Konzept, dass sich mit den Jahren entwickelt hat.

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„Damals gab es einen großen Mangel an Plätzen für Schulkinder“ erzählte Monika Langthaler. Sie war damals Teil der Elterninitiative, die sich für die Gründung der Kita einsetze, und übernahm von Beginn an die Leitung der Villa. „Es gab nur circa 40 Hortplätze für ganz Jülich“ führte sie weiter aus. Demnach habe die Gründung der Villa Kunterbunt auch großen Anklang bei den Eltern gefunden, die einen geeigneten Platz für ihre Kinder suchten. In den Räumen der ehemaligen Hauptschule entstand die erste Gruppe an Kindern die betreut wurde. Doch schnell wurde bemerkt, wie groß der Bedarf an Plätzen für Kinder mit besonderem Förderbedarf war. So kam die Idee eines Neubaus auf, bei dem Platz für eine integrative Gruppe an Hort-Kindern geschaffen wurde. „Das war damals eine Seltenheit“ sagte Monika Langthaler.

Das integrative Konzept der Villa Kunterbunt hat nach wie vor seinen Bedarf, mit den Jahren haben sich jedoch Anforderungen und Umsetzung verändert. Mit neuen Beschlüssen und Gesetzen wurden Kitas und Schulen vor Aufgaben gestellt, einen Raum zu schaffen, in dem das Recht auf Teilhabe eines jeden Kindes erfüllt wird, unabhängig von dessen Behinderung. Die Villa Kunterbunt versucht als Elterninitiative seit jeher Neuerungen so zu gestalten, dass alle involvierten Parteien einverstanden sind, seien es die Familien, das Kollegium und vor allem die Kinder selbst.

„Wir sehen die Kinder mit und in ihren Familien“ erläutert Kristina Dederichs, welche als heutige Leiterin der Einrichtung in die Fußstapfen von Monika Langthaler getreten ist. Die Zusammenarbeit mit den Eltern spiele eine große Rolle und es würde immer versucht, Wünsche der Eltern umzusetzen und die Individualität zu wahren, immer zum Wohle des Kindes, wie Dederichs erzählt. Dass in der Villa Kunterbunt ein enges Miteinander herrsche, wurde auch beim Fest zum 30-jährigen deutlich. Eltern erzählten dort, dass sie guten Gewissens ihre Kinder in die Obhut der Erzieher geben würden, die Kinder seien gut integriert und die Villa wie ein zweites Zuhause, auch für die Eltern.

Die Einrichtung wird von der Elterninitiative als Verein getragen. Ehrenamtlich packen die Eltern 2 Stunden im Monat selbst mit an, helfen bei Reparaturen, im Garten und auch schonmal in der Küche und unterstützen somit die hauseigene Köchin. Alle 2 Jahre werden neue Vorstände gewählt, dieses Amt übernehmen die Eltern zusätzlich zur eigenen Berufstätigkeit, alle nach ihrem Ermessen und wie es mit dem Beruf vereinbar ist. Monika Langthaler reflektierte hierbei, dass das Engagement der Eltern mit den 30 Jahren mitgewachsen sei, als Elterninitiative haben diese schon damals beim Neubau geholfen und tatkräftig mit angepackt. Den Einsatz der Eltern gibt es nach wie vor, erzählte Kristina Dederichs: „Die Eltern, die sich für unser Haus entscheiden und hier einen Platz haben möchten, bringen eine gewisse Grundhaltung mit. Sie möchten ein besonderes Engagement für die Kita aufbringen und möchten auch mit Ideen und Unterstützung mitwirken“.

Kristina Dederichs, Leiterin der Kita Villa Kunterbunt e.V., im hauseigenen Garten. Foto: Lisa Milicia

Der Villa sei es schon immer ein Anliegen gewesen, den Kindern gutes Essen zu bieten. Damals waren es noch Speisen von außer Haus, heute biete das Kochen vor Ort einige Vorteile. Man könne Allergien, Unverträglichkeiten und auch kulturelle und vegetarische Essgewohnheiten berücksichtigen. Der Speiseplan sei variabel und das Kollegium offen für Input und Lieblingsgerichte der Kinder. Wenn dann noch der Duft von Essen in der Luft liegt, sei die Atmosphäre noch heimeliger, reflektierten Dederichs und Langthaler.

Über die Jahre hat sich eine eigene Pädagogik in der Villa Kunterbunt entwickelt. „Wir haben grundsätzlich die Haltung, das Kind über Selbsterfahrung ans Lernen zu bringen, durch die Einbringung in Alltagstätigkeiten. Wir wollen jedem Kind mit seinen Möglichkeiten bei uns den Raum geben, den es braucht um sich weiterzuentwickeln“ formulierte die Leiterin. „Das ist unabhängig davon, welche Einschränkungen ein Kind mitbringt. Wir schauen nicht darauf, was das Kind nicht kann, sondern darauf was das Kind kann“, ergänzte Monika Langthaler, das solle Inklusion ja auch sein. Die Erzieher und auch Eltern ließ sie dabei nicht außen vor: „Erwachsene Menschen stehen in der Verantwortung in einem Prozess zu bleiben und sich selbst zu hinterfragen. Was kann ich selbst vermitteln und wo kann ich mich weiterentwickeln. Alle die mit Kindern zu tun haben, tragen dazu bei, dass mutige und streitbare Menschen heranwachsen, die bereit sind, sich ihrem Leben offen zu stellen und unkonventionelle Wege zu gehen“.

Unkonventionelle Wege gehen, aber auch alte Traditionen wahren, die Kita versucht beides zu schaffen und Kompromisse zu finden. Insgesamt habe sich Kindheit verändert, überlegt Langthaler. Kindern würde weniger zugetraut, sie hätten weniger Entfaltungsspielräume als früher. Auch die Digitalisierung spiele eine Rolle. „Wir haben beispielsweise begrenzte Zeiten für Tablets, Digitalisierung soll nicht unserem Alltag bestimmen“ äußert Dederichs. Die Villa Kunterbunt bietet als „Buchkita“ zudem die Möglichkeit, dass sich Kinder in der kleinen hauseigenen „Bücherei“ Lesestoff für Zuhause ausleihen dürfen. Und durch die Zusammenarbeit mit Jülicher Vereinen, können Kinder verschiedene Felder außerhalb der Kita kennenlernen. Als zertifizierte Bewegungskita arbeitet die Villa mit dem Jülicher Turnverein 1885 e.V. zusammen, zudem findet einmal im Jahr ein Eltern-Kind-Turnen statt, für das sich Eltern gerne einen Tag frei nehmen würden. Monika Langthaler als Mitglied des Jülicher Kunstvereins eröffnete den Weg für eine Ausstellung im Hexenturm, bei der die Kita-Kunst präsentiert wurde. Als Kita mit integrativem Konzept besteht auch Zusammenarbeit mit Logopäden, Therapeuten und Mo Khomassi, dem Integrationsbeauftragten der Stadt Jülich. Ab und zu kommt auch ein Therapiebegleithund zu Besuch, auf den sich die Kinder freuen dürfen.

30 Jahre Villa Kunterbunt, wie war diese Zeit und wie geht es weiter? Welche Wünsche und Pläne haben Kristina Dederichs und Monika Langthaler, die Gesichter der Kita? „Wir warten ab, was noch so kommt. Sofern es so weitergeht, dass Kinder, Familien und das Team zufrieden und motiviert dabei sind, wären meine Ansprüche eigentlich erfüllt“ brachte Dederichs hervor. Monika Langthaler blickte auf viele Jahre als Leiterin der Einrichtung zurück: „Das war ein großer Teil meines Lebens, ich habe die Einrichtung mitgegründet und lange begleitet. Und ich bin glücklich, dass es mit Kristina eine Nachfolgerin gibt, die die Dinge auch mit dem Herzen tut. Diese Haltung gibt sie als Leiterin auch an andere innerhalb der Einrichtung weiter. Es wird gefühlt und wahrgenommen, wenn etwas eine Herzensangelegenheit ist“.


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