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Ein Ort des ungezwungenen Lernens

Die Spiel- und Lernstube Buchenweg bietet seit 50 Jahren Betreuung, Förderung und Familienanschluss.

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Bernd Flücken und Susanne Wilden (Mitte) gehören zum hauptamtlichen Team der Spiel- und Lernstube Buchenstraße. Pia Leifeld ist die pädagogische Leitung des SkF in Jülich. Foto: Stephan Johnen
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Mit einer Handvoll Kindern ging alles los. Im Jahr 1974 wurde die Spiel- und Lernstube ins Leben gerufen. Es waren ehrenamtlich tätige Frauen, die den Kindern aus Sinti- und Roma-Familien, die damals noch in Baracken an der Schweizer Straße wohnten, Bildungschancen ermöglichen wollten. Aus dieser Unterstützung erwuchs eine Einrichtung, die auch fünf Jahrzehnte später noch für viele Kinder aus der Nachbarschaft ein fester Bezugs- und Integrationspunkt ist, nur mittlerweile in der Buchenstraße beheimatet. 45 bis 50 Kinder können dort, je nach Intensität des Betreuungsgrades, nach der Schule spielen, Zeit in Gemeinschaft verbringen – und sie erhalten Unterstützung bei ihren Hausaufgaben. Viele Kinder sind mittlerweile die dritte Generation, die das Angebot nutzt.

„Viele der Kinder aus der ersten Generation sind damals durchs Raster gefallen“, blickt Pia Leifeld vom SkF Jülich auf die ersten Jahre der ältesten Spiel- und Lernstube Jülichs zurück. Was damals wie heute den Unterschied in der Betreuung macht, ist für Pia Leifeld die „sozialraumorientierte Arbeit“. In der Spiel- und Lernstube werden Kinder vom Grundschulalter bis zur Oberstufe betreut, aber auch Geschwisterkinder und Mütter mit kleinen Kindern nutzen das Angebot, mit den hauptamtlichen pädagogischen Mitarbeitern Susanne Wilden und Bernd Flücken sowie den ehrenamtlichen Kräften, die das Angebot mit tragen, ins Gespräch zu kommen. „Wir sind Anlaufpunkt für jeden mit schwierigen Lebenslagen. Auch Eltern wenden sich an uns“, erklärt Susanne Wilden. Die Spiel- und Lernstube bietet nicht nur Freizeitbetreuung und Hausaufgabenhilfe, sondern auch die Vermittlung von Hilfs- und Unterstützungsangeboten, Austausch bei kleinen und großen Problemen und auch Familienanschluss. Zudem ist das Angebot kostenlos, anders als beispielsweise die Offene Ganztagsschule.

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„Das Konzept ist nicht überholt“, hält Pia Leifeld vom SkF Jülich die Spiel- und Lernstube auch mit Blick auf einen Rechtsanspruch auf OGS-Plätze für ein weiteres sinnvolles und notwendiges Mosaiksteinchen in einer ganzheitlichen Betreuungslandschaft. Die Schülerinnen und Schüler können jeden Tag kommen und die Angebot nutzen, müssen es aber nicht. Pia Leifeld: „Wer sich 14 Tage nicht meldet, verliert den Platz. Ansonsten können die Kinder entscheiden, ob sie heute kommen oder nicht“, erklärt Pia Leifeld. Ein weiterer Pluspunkt sei die Betreuung in Kleingruppen, bei der ganz individuell auf die Bedürfnisse und Interessen der Kinder eingegangen werden könne. Wer die Hausaufgaben fertig hat, geht ins Spiel rein. Andere Kinder spielen hingegen erst etwas, um dann die Hausaufgaben zu beginnen. Es gilt die ungeschriebene Regel: Niemand geht nach Hause, bevor er nicht etwas gelernt hat. „Hier werden alle Kinder nochmal gefördert, und das kontinuierlich“, sagt Susanne Wilden.

Zum Angebot der Spiel- und Lernstube im Buchenweg gehört auch das große Außengelände, auf dem beinahe täglich Fußball gespielt wird. Auch der „hauseigene“ Therapiehund ist sehr wertvoll für die pädagogische Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Die Hündin ist nicht nur eine tolle tierische Spielkameraden, sondern wird bei Bedarf auch zur Trösterin, mit der die Schülerinnen und Schüler spazieren gehen können. Ganz oft werden auch die Eltern eingeladen und in die Arbeit eingebunden, Feste werden gemeinsam organisiert und ausgerichtet.

Während die Gehälter der Fachkräfte über das Jugendamt refinanziert werden, gibt es Sachkostenzuschüsse von der Stadt Jülich und dem Kreis Düren. „Der Rest sind Spenden“, bedankt sich Pia Leifeld bei allen Menschen, Vereinen, Stiftungen und Institutionen, die die generationenübergreifende Arbeit der Spiel- und Lernstuben wertschätzen und unterstützen. Zu dieser Arbeit gehört auch eine enge Vernetzung und Kooperation mit Vereinen vor Ort, seien es Sportvereine, die Tafel oder der Verein „Kleine Hände“. „Wir wollen auch weiter ein Ort sein, an dem sich Menschen an uns wenden können. Ein Ort des ungezwungenen Lernens, der Platz zur Entfaltung bietet“, sagt Pia Leifeld. Die Spiel- und Lernstuben seien oft auch Heimat für die Kinder, die in der OGS nicht Anker werfen konnten.

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Stephan Johnen
Kein Muttkrat, aber im Besitz einer Landkarte. Misanthrop aus Leidenschaft, der im Kampf für Gerechtigkeit aus Prinzip gerne auch mal gegen Windmühlen anreitet. Ist sich für keinen blöden Spruch zu schade. Besucht gerne Kinderveranstaltungen, weil es da Schokino-Kuchen gibt, kann sich aber auch mit Opern arrangieren.

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