Zwölf Monate lang haben sie geplant, zuweilen bis nachts um 3 Uhr noch auf dem Sofa sitzend über Lösungen diskutiert und bei Sponsoren an Türen geklopft bis das Fußballcamp 2022 stand: So erzählen es Monika und Dietmar Mangels, die mit ihrer Cousine Sarah Bartel das neue Organisation-Team der „Zehner“ sind. Und sie lächeln dabei ausgesprochen zufrieden, obwohl sie an den fünf Camp-Tage lang täglich elf Stunden im Einsatz waren. „Morgens wird um 8 Uhr zusammen gefrühstückt und der Tag geplant und jeden Abend wird Bilanz gezogen“ sagte Monika Mangels und: „Wir gehen aber nicht müde und gestresst nach Hause“.
Bis zu 85 Kinder und Jugendliche waren in der ersten Ferienwoche mit 13 Betreuern auf dem Platz, im Hallenbad, dem Brückenkopf-Park und der Jülicher City unterwegs. Sie konnten sich neben Bewährtem über einige Neuerungen freuen: Jedes Kind hatte beispielsweise einen eigenen Anhänger mit seinem Namen bekommen und konnte morgens entscheiden, was es den Tag über für Aktivitäten „buchen“ wollte. Sarah Bartel hat das System entwickelt und das „Brett“ gestaltet, auf dem die Möglichkeiten abgebildet sind und so auch ohne Sprachkenntnisse die Entscheidungen verständlich gemacht werden können. Gerade in diesem Jahr war das von großer Bedeutung, denn 31 der 85 Campkinder kamen aus geflüchteten ukrainischen Familien. Um eine reibungslose Verständigung zu ermöglichen, war ein 13-köpfiger Übersetzer-Stamm im Einsatz, der sich aus Studendenten der FH Campus Jülich speiste und sich per Excel-Tabelle selbst organisierte. Eine großartige Unterstützung, zeigte sich das Trio begeistert.
Neu war auch, dass es neben der „Schleifer-Truppe“, in der Peter Kosprd weiterhin die Trillerpfeife schwingt und die zumeist jugendlichen Kicker zum Leistungsfußball anleitet, eben auch Kinder gibt, die angemeldet werden und manchmal nicht Fußballspielen möchten. Mit diesen Mädchen und Jungs ist Dietmar Mangels dann auch morgens schon mal in den Park gegangen. Ebenfalls Premiere feierte die neue Gruppe der Geschwisterkinder, die sich großer Beliebtheit erfreute. Mit Bäckerei-Fachkraft Sarah Bartel an Bord wurde diesmal sogar an einem Tag „Backen“ angeboten. Eine Woche vor dem Camp war durch Sarah Bartel und ihre Eltern die neue Küche aufgebaut worden – die alte war den Fluten 2021 zum Opfer gefallen.
Fazit: Der Generationenwechsel ist im 21. Jahr des Fußballcamps erfolgreich vollzogen. Dass er so unkompliziert vonstatten ging war nicht absehbar. Jahrelang hatten Peter Kosprd und Hans Scheiba nach Nachfolgern gesucht. Das „Unternehmen Fußballcamp“ war an der Nordschule geboren worden, an der sich Kosprd als Hausmeister nicht nur um das Gebäude, sondern auch die reichlich internationalen Kindern kümmerte. So blieb es zwei Jahrzehnte lang auch das sehr persönliche Anliegen des Initiators. „Das Jugendcamp war kurz vor dem Absturz, weil so große Fußstapfen zu füllen schwierig ist“, sagt Zehner-Chef Michael Lingnau und dann in Richtung neues Orga-Trio: „Ihr braucht aber gar nicht in Fußstapfen zu treten, ihr bildet Eure eigenen. Das hat Peter Kosprd aber auch zugelassen – bei aller Beratung.“ Schritt für Schritt hätte, so kommt das Lob auch vom Nachfolgerteam, Peter Kosprd ihnen in so einigen Abendstunden alles Wichtige nahe gebracht.
„Der Gedanke, das Camp zu übernehmen ist über eine lange Zeit gereift“, schildert Dietmar Mangels den Findungsprozess. „Alle, die es machen wollten, haben zurückgezogen als es ernst wurde.“ Grund für die Entscheidung war sicher auch, dass das Ehepaar Mangels schon seit einem Jahrzehnt bei den Zehnern ein sportliches Zuhause hat. Dietmar Mangels ist seit acht Jahren Jugendleiter und trainiert alles was Stollenschuhe tragen kann von den Bambini bis zu den älteren Jugendlichen. „Die Kinder kennen ihn und er kennt die Kinder. Er ist einfach die Idealbesetzung“, unterstreicht Michael Lingnau. „Wir sind unglaublich glücklich.“ Schnell war aber die Erkenntnis bei Dietmar Mangels da: Das kann man nicht alleine schaffen und er habe das Gespräch mit seiner Frau Monika geführt. „Die Kinder sind groß. Unser Baby heißt jetzt ,Jugendcamp'“, bringt diese es auf den Punkt. Als Verstärkung holten sie Cousine Sarah ins Boot.
Sehr unterschiedlich gehen Arbeitgeber mit diesem Engagement um: Während André Nowak mit seinem Unternehmen Auxelio Monika Mangels extra „freistellt“ und sogar die Trikots mit sponsert, ist Arbeitgeber „Post“ bei Dietmar Mangels weniger freigiebig. Er habe Urlaub nehmen müssen, erzählt Mangels schulterzuckend.
Personal, das ist übrigens ein Thema, dass das Trio künftig weiter beschäftigen wird. Weil die Betreuung auf so wenigen Schultern lastet ist auch im Orga-Team jede(r) stets Mädchen für alles. „Zwischen der Essensausgabe habe ich ein Ohr von einem Kind, das gestochen worden ist, mit Salbe gegelt, mit der linken Hand habe ich Tränen getrocknet und Schiedsrichter bei Streitenden gespielt“, schildert Monika Mangels das Pensum. Dennoch ist Ehemann Dietmar zuversichtlich: „Wir schaffen das! Wir haben den Neuanfang geschafft, dann schaffen wir das auch!“
Wer sich schon jetzt inspiriert fühlt, der kann anheuern beim Team Mangels-Bartel und sich melden unter 0173 9831297.
Filmquelle: Michael Lingnau