Die Wirtschaft war am Boden, das Leben schwer. Die 1920er Jahre, kurz nach dem ersten Weltkrieg, waren keine einfache Zeit für die Menschen in Deutschland. Trotzdem entstanden zu dieser Zeit die ersten Spielmannszüge in der Region, darunter auch das Trommler-und Pfeiferkorps Broich im Jahre 1923 unter der Leitung vom Mitgründer Franz Gröbel. Doch auch in jetziger Zeit durchlebt das Korps eine schwere Entwicklung, die es zu bewältigen gilt.
Als Trommler- und Pfeiferkorps spielen die Broicher sogenannte Marsch-Musik. Das heißt, es wird marschiert und dabei musiziert. Vertreten ist man unter anderem im Dorfgeschehen: Auf Maifeste oder Schützenfeste. Anmelden kann sich jeder, der Trommler oder Pfeifer werden will. Der Verein stellt selbst die Instrumente und Noten zur Verfügung und lehren die neuen Musiker und Interessierten.
Höhen und Tiefe durchlebte das Korps in den vergangenen 100 Jahren. Zeiten, in denen die Anzahl an Mitglieder sank und durch neue Jugendlichen ausgeglichen werden musste. Zeiten, wie der zweite Weltkrieg, in der der Spielbetrieb eingestellt wird. Nach dem Aufbau, geleitet von Gröbel, übernahm Willi Theißen das Amt zwischen 1952 und 1984. Dabei setzte er auf einen militärischen Drill. Sein Nachfolger wurde Flötist Peter Hintzen, der 1966 dem Korps mit sechs Jugendlichen beitrat, als der Verein nur eine kleine Zahl an Spielmännern besaß.
Mit Hintzen wurde ab 1984 der Fokus auf das Spielen von Noten verlegt. Auch traten die ersten Musikerinnen dem Verein bei und für das Korps begann eine erfolgreiche Zeit: 35 aktive Musiker in den 2000er Jahren ermöglichten dem Verein, auf Konzerten zu spielen. Mit Reisen nach Österreich und internationalem Level wurden Erfolge und Erinnerungen eingespielt. Im September feierte das Korps jetzt seinen 100. Geburtstag – natürlich mit Musik.
Von diesen Zeiten könne man nur noch träumen. So sieht es zumindest Peter Hintzen, der von Problemen nach der Zeit der Pandemie spricht. „Wir haben etwas erlebt, was nicht schön ist: Mannschaftsschwund“, beklagt der Korpsführer. Ein Drittel der Mitglieder des Vereins hätten in der Pandemie und nachträglich die Instrumente an die Wand gehängt. Heute ist das Korps auf 14 aktive Spielleute geschrumpft.
Aber nicht nur dem Verein aus Broich hat es getroffen: In Kreis Düren sollen laut Hintzen zwei Drittel der Vereine nach der Pandemie nicht mehr spielfähig gewesen sein. Der Korpsführer selbst musste von seiner Rolle als Dirigent zum Flötisten zurückkehren. „Wir können keine Riesenfeste mehr spielen“, meint er. Das Problem sei, dass die Routine nun fehlt. Auch sei die Jugendtruppe nicht mehr besetzt.
Hintzen appelliert an die Bürger aus Broich:„Unterstützen Sie die Broicher Vereine. Denn Mitgliederschwund ist nicht nur bei den Musikvereinen zu verzeichnen. In einem Ort ohne Musik und Dorffeste ist es sehr dröge und langweilig. Wenn sie irgendwann einmal den Satz sagen: „es ist ja gar nichts mehr los“, dann ist es leider zu spät“.
Seit Jahresbeginn haben die aktiven Spielleute die Probenarbeit bereits wieder aufgenommen. Auch Interessierte können sich der musikalischen Grundausbildung anzuschließen und die Proben montags um 19.30 Uhr besuchen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich und die Heranführung an die verschiedenen Instrumente (Trommeln, Pauken, Lyra und verschiedene Flöten), wird von qualifizierten und langjährig erfahrenen Ausbildern des Vereins vorgenommen. So ist auch das Eintrittsalter unerheblich, da eine ausführliche Noten- und Instrumentenausbildung von Grund auf erfolgt. Gesucht werden diesbezüglich interessierte Kinder, Jugendliche, junge und ältere Erwachsene, die Spaß an der Musik, am geselligen Zusammensein und an gemeinsamen musikalischen Auftritten haben. „Dabei stellt der Verein nicht nur die Instrumente und Notenbücher“, wie Wolfgang Eschweiler, einer der Ausbilder erläutert, „sondern späterhin auch die Uniformen“. Vor den ersten Auftritten steht jedoch die solide musikalische Grundausbildung, die individuell und sorgfältig erfolgt. Hintzen: „Der Verein bietet hier eine kostenlose und qualifizierte Ausbildung.“
Aber nicht nur Nachwuchsspielleute werden gesucht: da einige Vereine durch die Corona bedingte Situation in den letzten beiden Jahren ihren Spielbetrieb aufgegeben haben, bietet sich hier eine Möglichkeit zur Fortsetzung des vielleicht vermissten Hobbies.
Wer sich angesprochen fühlt oder weitere Informationen benötigt, kann montags um 19.30 Uhr an den Proben in der Bürgerhalle Broich teilnehmen oder mit Peter Hintzen unter der Rufnummer 0173 2525395 beziehungsweise unter der Anschrift Jülich-Broich, Alte Dorfstraße 45a in Kontakt treten.