Wo normalerweise Unterricht und wissenschaftliche Bildungs-Veranstaltungen Platz haben, wurde jetzt ein Filmset aufgebaut. Ein großes Schild am Eingang mit der Aufschrift „Esther Fehrmansen Institut“ kündigte den Beginn der Dreharbeiten am 2. August an. „Wir haben von ehemaligen Dozenten extrem viele Rückmeldungen zu dem Schild bekommen“, sagt Philipp Mülheims, Leiter am Science College, stolz.
Dass das Science College überhaupt als Drehort für einen Friesland-Krimi ausgewählt wurde, kam überraschend. Schließlich haben die Rurauen nicht augenscheinlich ostfriesisches Flair. Ein Locationscout ist über die Website des Science-College und die Presse auf das Gelände aufmerksam geworden und war kurze Zeit später zur Besichtigung vor Ort. Nachdem sich auch die leitenden Kräfte des Produktionsteams ein Bild vom Schauplatz und der Umgebung gemacht hatten, stand den Dreharbeiten nichts mehr im Wege. Bereits einen Monat später rückte die gesamte Filmcrew an.
Auf dem Lehrerparkplatz wurde eine kleine Stadt aus Wohn-, Catering- und Wäschewagen aufgebaut, mit welcher die gesamte Crew wochenlang unterwegs ist. Daher wurde das Angebot, das zu Overbach gehörende Hotel als Unterkunft zu nutzen auch abgelehnt, merkt Philipp Mülheims an. Trotzdem hat es sich zumindest Felix Vörtler, der den Kriminalhauptkommissar Jan Brockhorst verkörpert, nicht nehmen lassen, die Umgebung des Science College mit dem Fahrrad genauer zu erkunden. In Gesprächen habe er erzählt, dass er sehr angetan von der Region sei, so Mülheims. Besonders merkwürdig für aufmerksame Barmener dürften neben den vielen Fremden Gesichtern die Kennzeichen der Wohnwagen gewesen sein. „Interessant war, dass alle Fahrzeuge ein Jülicher Kennzeichen hatten.“, berichtet der Leiter des Science College schmunzelnd. Der Verleiher komme aus Nörvenich und die Wagen seien seit Drehbeginn überall im Einsatz.
Obwohl das Science College an sich bereits den Eindruck eines wissenschaftlich genutzten Instituts macht, mussten natürlich noch Umbaumaßnahmen in und um das Science College herum vorgenommen werden. „Man muss irgendwie im Rheinland das Friesland verkaufen.“, erklärt Mülheims. Dafür sei besonders der Bereich um das Gebäude herum entscheidend. Bei der ersten Besichtigung habe die Regisseurin die Kühe auf der Wiese hinter den großen Fenstern so toll gefunden, dass diese beim Dreh ebenfalls als Statisten dabei waren. „ Für die Kühe war das natürlich Stress und für alle anderen ein großer Aufwand die Tiere immer am richtigen Punkt auf der Wiese zu platzieren.“ Aber auch im Gebäude wurde ordentlich umdisponiert. Der Astronomieraum wurde zum Chefbüro umgebaut, was ganze zwei Tage Zeit in Anspruch genommen hat. Wände wurden zusätzlich eingezogen und der Raum wurde grau gestrichen. Die Veränderung sei so groß gewesen, dass ein Dozent des Science College, welcher unvorbereitet den Raum betrat, sogar an seinem Verstand gezweifelt habe, offenbart Mülheims achselzuckend. Die Requisite habe das als Kompliment aufgefasst. Insgesamt wurden für den Dreh das Forum, die Schülerlabore, der Chemie- und Astronomieraum, sowie die Pförtnerloge genutzt. Zudem wurde auf dem Vorgplatz und auf der Straße gedreht. Am Ende seien im Film pro Drehtag sechs bis acht Minuten zusehen, meint Mülheims.
„Es war ein Riesenrummel und Zirkus“, sagt Philipp Mülheims rückblickend. Er habe selber lange Zeit als Tontechniker gearbeitet und wäre deshalb mit den Vorgängen hinter den Kulissen vertraut. Um die 50 Leute waren vor Ort und jeder hatte eine feste Aufgabe. Auch das Personal im Science College wurde mit in den Dreh integriert und half bei Fragen gerne weiter. Besonders interessant sei der Austausch mit der Crew gewesen, da diese mehr über die Nutzung des Science College erfahren wollten. Dabei kam es zu der Idee, eine Akademie für Film- und Medientechnik einzurichten, da auch diese Bereiche viel mit Technik und Naturwissenschaften zu tun haben und sich somit gut in die weiteren Angebote des Science College integrieren lassen. Zur Umsetzung des Projektes wurde bereits Kontakt zur Film- und Medienstiftung NRW aufgenommen.
Für Philipp Mülheims steht fest, dass er das Science College gerne wieder für Dreharbeiten zur Verfügung stellen möchte. Daher hat er das Gebäude auf anraten der Filmcrew beim Bundesverband der Locationscouts listen lassen. „ Das hier ist ein besonderes Gebäude mit einem besonderen flair. Der Farbton sticht heraus und es können Laborszenen gedreht werden.“, erklärt er selbstbewusst. Und die Eigenarten des Bauwerks haben bereits eine Wirkung gezeigt: Bereits am 10. August war ein neuer Interessent zur Besichtigung vor Ort. Vielleicht heißt es dann bald wieder „Klappe eins, die erste – und Action!“