Mit dem Beginn des Sommers endet das laufende Schuljahr, wie gewohnt. Doch nicht für jeden ist dieses nur eines der vielen Jahre, die mit der Versetzung in das nächst höhere Schuljahr enden. Für mich und viele andere Abiturienten ist dieses das langersehnte letzte Schuljahr. Mit dem Bestehen unserer Abiturprüfungen sind wir endlich raus aus der Schule und unsere Schulzeit ist offiziell beendet.
Im Laufe dieser Schulzeit haben wir so einiges gelernt: Von Gesichtsanalysen, über Funktionsuntersuchungen, bis hin zu Kants kategorischem Imperativ war alles dabei. Zum Glück war das aber nicht alles: Wir haben Freundschaften geschlossen und hatten sehr viel Spaß, zum Teil auch auf die Kosten der Lehrer oder des Unterrichts. In dieser langen Zeit haben wir uns auch stark verändert. Aus den unsicheren Kindern wurden pubertierende Teenager, die langsam zu jungen Erwachsenen heranreiften. Während wir diese Stadien durchliefen, haben wir uns vor allem charakterlich stark verändert.
Schule fertig – und dann?
Immer wieder wurden wir in diesen vergangenen Jahren mit der Frage „Was willst du denn nach der Schule machen?“ konfrontiert. Die Kindheitsträume Feuerwehrmann, Polizist und As-tronaut haben die meisten von uns abgelegt und immer wieder lauteten die Antworten „Irgendwas mit Medien“, „Was mit Menschen, aber keine Ahnung was genau“ oder „´ne Ausbildung“. Man könnte sagen, wir waren mehr als nur unentschlossen.
Da diese Unentschlossenheit mehr oder weniger die Norm für Jugendliche ist, greift das Bildungssystem gerne mit Berufsinformationstagen und Informationsveranstaltungen für mögliche Studiengänge ein. Diese sollten dabei etwas Licht ins Dunkel bringen und uns bei der Orientierung unterstützen, damit unser erster Schritt ins Leben gut durchdacht ist. Wie gut wir im Endeffekt wirklich vorbereitet wurden und ob wir wirklich die richtigen bzw. besten Entscheidungen treffen, wird sich wohl noch zeigen.
Natürlich hoffen wir alle, dass unser erster Schritt in ein erfüllendes und aufregendes Leben führt.
Mit dem Abitur in der Tasche stehen mir und meinen Klassenkameraden viele Türen offen, unsere Möglichkeiten sind beinahe unbeschränkt: Genau so individuell wie jeder von uns ist, fallen auch unsere Entscheidungen hinsichtlich unserer beruflichen Laufbahn aus. Schon allein meine Freunde und ich decken zusammen ein breites Spektrum ab.
Während sich einige für ein freiwilliges soziales Jahr innerhalb der Region entschieden haben, um den Hilfsbedürftigen in ihrer Umgebung unter die Arme zu greifen, entschieden sich andere dafür den Heimatort oder sogar Deutschland selbst zu verlassen, um den in ihren Augen Bedürftigsten zu helfen.
Diejenigen, die mit ihrem Schulabschluss endlich ihr erstes eigenes Geld verdienen wollten, neigten dazu sich bereits während ihres letzten Schuljahres um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. So sind sie weitestgehend unabhängig und können ihren Start ins Leben selbstständig planen.
Nicht zuletzt sind wir mit dem Erwerb des Abiturs auch für ein Studium an einer Hochschule oder Universität zugelassen. Damit sich das Schulbankdrücken auch gelohnt hat, entschieden sich viele meiner Freunde und ich mich auch dazu, im Winter ein Studium zu beginnen, für das wir uns mit der Entgegennahme unseres Abi-turzeugnisses bewerben können.
Studieren – Was genau?
Die Entscheidung ein Studium oder eine Ausbildung zu beginnen bringt noch weitere Auswahlmöglichkeiten, wie z.B. die Frage was genau studiert werden soll oder welcher spezielle Beruf erlernt werden soll. Das Spektrum der Möglichkeiten, wenn es auch durch unsere Zeugnisnoten begrenzt ist, scheint schier unendlich.
Natürlich ist es wünschenswert und erfreulich aus einem breit gefächerten Kader wählen zu können, doch mit der Wahl kommt auch die Qual. Nicht selten grübelt man, unsicher, ob der gewählte Studiengang und die daraus resultierenden Berufsmöglichkeiten einen in Zukunft erfüllen werden. Schließlich will man sich ja nicht eines Tages fragen müssen „Was wäre wenn…?“ oder gar realisieren den falschen Weg eingeschlagen zu haben.
– und wo?
Neben der Fachrichtung stellt sich auch immer die Frage, wo genau diese Weiterbildung stattfinden soll. Bei Ausbildungsplätzen wird die Wahl in der Regel eher lokal getroffen. Bei einem Studium sieht das oft anders aus. Nicht immer bietet die nächste Hochschule oder Uni den ersehnten Studiengang, so dass man schnell aus der Heimat gelockt wird und sich in einer der Großstädte Deutschlands wiederfindet.
Hochburgen sind hierbei Aachen (mit der RWTH und der FH), München , Berlin (TU) und Bonn, um nur einige wenige aufzuzählen.
Aachen ist dabei für viele Jülicher Studienanfänger die Anlaufstelle Nummer eins. Es liegt nicht allzu weit entfernt und genießt ein sehr hohes Ansehen, vor allem im Bereich der Naturwissenschaften, wie Biologie oder Physik. Genau wie viele meiner Freunde, tendiere auch ich dazu, dort mein Studium zu beginnen.
Die erste eigene Wohnung?
Das Studium in einer weiter entfernten Großstadt geht auch oft Hand in Hand mit der ersten eigenen Wohnung oder Wohngemeinschaft, da es nicht immer möglich ist, zwischen dem Elternhaus und der Universität zu pendeln. So ist eine Wohnung in der Großstadt die einzige Möglichkeit das Studium anzugehen. Natürlich erfordert es einiges an Mut die Heimat zu verlassen und Freunde und Familie zurückzulassen, um in einer anderen weit entfernten Stadt zu leben und zu studieren.
Aber nicht nur Studenten ziehen zuhause aus. Viele Azubis entscheiden sich mit ihrem Gehalt eine kleine Wohnung zu mieten, um (endlich) mal von zuhause wegzukommen. Verlockend ist dabei der Gedanke an die damit gewonnene Freiheit und Unabhängigkeit von den Eltern. Doch gerade diese Unabhängigkeit und damit benötigte Selbstständigkeit ist auch ein schwerwiegendes Gegenargument. Ein Studium oder eine Ausbildung ist nicht gerade auf die leichte Schulter zu nehmen. Wenn zu den damit einhergehenden Aufgaben noch weitere, wie z.B. Einkaufen oder das Putzen der ganzen Wohnung dazu kommen, geht das oftmals nur auf Kosten der Freizeit.
Raus aus Jülich?!?
Mit der Entscheidung zur eigenen Wohnung stellt sich auch die Frage, wo man denn wohnen möchte. Dabei ist die Anzahl der Auswahlmöglichkeiten natürlich durch das Budget und die Lage des Ausbildungsplatzes begrenzt, doch besteht in der Regel die Möglichkeit Jülich hinter sich zu lassen. Doch wollen wir das überhaupt?
Auch hier scheiden sich die Geister. Während die laute und bunte Großstadt mit ihrer Breite an Shopping- und Partymöglichkeiten lockt, wirkt Jülich ruhiger und schon fast ein bisschen verschlafen. Dafür setzen die meisten Jülicher auf Beziehungen mit Nachbarn und Anwohnern, wohingegen die Großstadt eher anonym ist. Zuletzt riskiert man auch, dass die bisher gewonnenen Freundschaften und Beziehungen durch die Entfernung in Mitleidenschaft gezogen werden können – ein Preis der nicht leichtfertig gezahlt werden sollte.
Neben diesen unterschiedlichen Charakteristika der verschiedenen Städtetypen kommt hinzu, dass der Mensch als Gewohnheitstier ja eher dazu tendiert das Bekannte zu favorisieren und das Unbekannte abzulehnen, weshalb viele Azubis dazu neigen sich eine Wohnung in bzw. in der Nähe von Jülich suchen.
Welche der beiden Varianten besser zu einem selbst passt, bleibt natürlich eine Frage des Charakters. Ich selbst bevorzuge das ruhige Leben in unserm beschaulichen Jülich, in dem ich bisher alle 19 Jahre meines Lebens verbracht habe.
Wie Sie sehen können, stehen wir als junge Erwachsene an einem Scheideweg. Wir müssen in kurzer Zeit viele wichtige Entscheidungen treffen, deren Tragweite sich uns nicht unbedingt immer direkt offenbart. Trotzdem können wir es kaum abwarten in unser Leben zu starten. Der Teil mit dem Verstehen kommt noch früh genug. Wie es schon Kierkegaard einst sagte, das „Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden“.