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Die geheimen Karnevalspapiere

Die Weltmeisterschaft der Lust

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Die vereinigten Jülicher Karnevalsvereine und ihr Plan | Grafik: HZG
Tödlicher Anschlag auf dem Aschermittwoch | Grafik: HZG
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Während des letzten Jahreswechsels gelangten folgende streng geheimen Daten in die Redaktion mit der Bitte diese umgehend zu veröffentlichen. Unter dem Motto „Karnevalsmetropole Jülich 2018“ planen die Vereinigten Jülicher Karnevalsvereine am 11.11.2018 (2018 = Quersumme 11) einen tödlichen Anschlag auf den Aschermittwoch. Ab dem 11.11.(11) wird dann ganzjährig Karneval gefeiert und Jülich zur Welt-Karnevals-Metropole ausgerufen.

 

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Die Vorbereitungen dazu laufen nach den Informationen unseres Whistleblowers auf Hochtouren.

Nach Abschluss der laufenden und wieder einmal viel zu kurzen Session, tritt ein 4 x 11 Monate dauernder Stufenplan in Kraft, der die Welt verändern wird.

In den ersten 11 Monaten werden Vertreter der Vereine nach Italien und nach England reisen um die dort praktizierten Karnevalsbräuche nach Jülich zu importieren.

Die erste Gruppe reist nach Italien, aber nicht nach Venedig, viel zu chick und snobistisch, sondern zur „Battaglia delle arance“ in Ivrea. Dort liefern sich jeweils am Karnevalssonntag zwei gegnerische Parteien, insgesamt rund 3000 Teilnehmer, eine Schlacht mit Orangen. Die Apfelsinen werden den Gegnern regelrecht um die Nase geworfen, so dass zum Ende des Gefechts der Boden mit einem Teppich aus zerfetzten Orangen übersät ist. Das Spektakel soll am Aschermittwoch 2016 zum ersten Mal auf dem Schlossplatz durchgeführt werden. Wer gegen wen antritt, Ulk gegen Lazarus oder Herzogstädter gegen Rursternchen, oder ob es ein Turnier über mehrere Tage wird, ist noch in Diskussion, sicher ist, dass danach in Jülich jeder nur noch vom Blutorangenmittwoch sprechen wird.

Eine zweite Expedition führt zur Mutter aller Schlachten, zum Derby der Derbys, nach Derbyshire nach England.

Am Faschingsdienstag und am Aschermittwoch gibt es dort nur  ein Thema: Fußball. Das traditionelle Kicken findet wohl bereits seit dem 12. Jahrhundert statt. Das Besondere: Das Spielfeld misst knapp fünf Kilometer, die Teilnehmerzahl ist unbegrenzt – und Regeln existieren so gut wie keine. Gespielt wird mit einem mit Kork gefüllten Lederball – und das nahezu zwei volle Tage lang. Zwei Partien mit jeweils acht Stunden Spielzeit sind angesetzt, dabei wird der Ball auch mal durch den Ort gekickt, in dem die Schaufenster vorsichtshalber verbarrikadiert sind. 2003 eröffnete Prinz Charles das ungewöhnliche Turnier und er soll auch das erste Spiel in der Jülicher Innenstadt eröffnen. Aus lokal bekannten Gründen wird der zweitägige Event auf das Osterwochenende verschoben.

Damit endet dann auch die erste Sequenz und es beginnen die nächsten Planungen. Nachdem im ersten Jahr das bunte Treiben verlängert wurde, wird umgehend an einem früheren Sessionsstart gearbeitet. Hierzu fährt eine Delegation nach Mexiko, um eine neue Art der Beerdigungszeremonie zu beobachten. Die personifizierte Übellaunigkeit, „el mal Humor“ wird gleich zu Beginn des närrischen Treibens auf dem Zócalo, dem Hauptplatz, verbrannt und beerdigt. Ist die schlechte Laune beseitigt, ziehen die Kinder in einer bunten Parade durch die Straßen. Dieser neue Brauch soll bereits in den Herbstferien stattfinden und so die neue Session mit einer gemeinsamen Veranstaltung aller Vereine starten.

Das nächste zu importierende Highlight stammt aus Finnland, aus der Stadt der langen Nächte. In Helsinki findet der Höhepunkt des finnischen Karnevals statt: „Laskiainen“, das Wettrodeln für gute Ernte und dicke Rüben. Was nach Kinderspaß klingt, hat einen ernsten Hintergrund. In Finnland herrschte lange Zeit ein tief verwurzelter Aberglaube, der besagte, dass sich durch ausgiebiges Schlittenfahren die Ernte für das kommende Jahr steigern lässt. Dementsprechend galten die damit verbundenen Karnevalswünsche besonders großen Rüben, was durch möglichst rasante Abfahrten untermauert wurde.

Heute ist Laskiainen vor allem in der Hauptstadt Helsinki ein spektakulärer Spaß. An diesem Tag treffen sich die Studenten im Stadtpark Kaivopuisto zum Rodeln. Den Sieg tragen in der Regel die Teilnehmer der Technischen Universität davon, die bei dieser Gelegenheit ihre eigens konstruierten Hightech-Geräte bestehend aus alten Sofas, Badewannen oder Kühlschränken präsentieren. Ab 2016 sollen dann die ersten Schlittenrennen vom FH Campus in die Innenstadt führen, eine Zusage der Zuckerfabrik als Mitveranstalter des 1. Jülicher Karnevalsrodelns liegt bereits vor.

Die nächste Expedition führt in die Dominikanische Republik und bringt etwas Voodoo mit in den Karneval. In La Vega kann man die Bekanntschaft mit den Gepflogenheiten des „Carnaval vegano“ machen. Die, dies bereits durften, werden sich sicher an die „Diablos cojuelos“, die hinkenden Teufel, erinnern. Mit irrem Blick, überdimensionalen Vampirzähnen und verzerrten Fratzen ziehen die Gehörnten jeden Sonntag im Februar rund um den Parque de las Flores, um anderen Narren und unachtsamen Karnevalsbesuchern den Hintern zu versohlen. Als Waffe dienen dabei an Stöcken befestigte Gummibälle. Wer frei von Sünde ist, braucht die wilden Gesellen nicht zu fürchten, denn eine reine Seele spürt keinen Schmerz. Da der Februar und März voll besetzt ist, Ostern ebenfalls gebucht, sollen diese hinkenden Teufel im Mai im Brückenkopf-Park zur neuen Wochenend-Attraktion werden.

Im Juni, in Jülich seit je her fest in weiblicher Hands, sollen dann die ersten Stöckelschuhrennen nach kanarischem Vorbild stattfinden. Dieser verrückte Karnevalsbrauch stammt aus der Puerto de la Cruz. Dort schlüpfen die Männer in sexy Frauenkleider, um am Stöckelschuhrennen der Herren teilzunehmen. Die High Heels in Größen jenseits von 43 und  mit teilweise über zwölf Zentimetern Absatz haben es in sich. Wie auch das enge Minikleid. Und um das Ganze noch ein wenig schwieriger zu machen geht es nicht geradeaus, sondern über Hindernisse und durch Wassergräben. Stürze, abgebrochene Absätze und verlorene Kostüme sind fester Bestandteil des Spektakels. Die ersten Planungen für einen Hindernisparcours im Wallgraben sollen bereits vorliegen. Ebenso wie erste Anmeldungen zur Teilnahme. In der letzten Phase des 4 x 11 Plans wird endlich Karneval auch im Sommer gefeiert. Im Juli 2017 planen die Macher eine Kombination eines karibischen und eines indischen Brauchs. Der „J’ouvert“ eröffnet den Karneval in Trinidad am frühen Morgen, gegen 4 Uhr. Bei dieser Straßenparty schmieren sich die Menschen mit Rohöl und mit Schokolade ein. J’ouvert ist der Karneval für die Ärmeren, die kein Geld haben, sich teure Pailettenkostüme schneidern zu lassen. In Jülich sollen die bunten Farben des Holi-Festes aus Indien zusätzlich benutzt werden. Es empfiehlt sich, als Zuschauer nur Kleidung zu tragen, die man anschließend entsorgen kann, oder gleich auf Kleidung weitestgehend zu verzichten.

Das letzte Puzzleteil, das Jülich zur Karnevalsmetropole machen wird, wird die Karnevals-Weltmeisterschaft sein. Antreten werden die Samba-Schulen Rios, die Maskierten aus Venedig, die Blanc-Moussis aus Stavelot, die 300 langen Nasen aus Wolfach, Bands und Wining Tänzer aus Trinidad, die Rasierschaumkünstler aus Kolumbien, das Happy Sound Orchester vom ältesten Karnevalsverein Afrikas aus Windhoek unterstützt von den Schmetterlingstänzerinnen aus Lagos, dem jüngsten Karnevalsverein Afrikas (Nigeria) usw.

7 Tage und 7 Nächte wird nach brasilianischem Vorbild durchgefeiert, unter der Regentschaft des dicken Königs. Diese „größte Show der Welt“ wird Millionen Touristen anlocken, die in 10 Minuten mit der neuen Schnellbahn vom Hauptbahnhof Köln unter der Sophienhöhe hindurch nach Jülich kommen werden. Versprochen! 2018! Alaaf.

Pablo Honey


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