Manchmal könnte man wirklich abergläubisch werden. Am Anfang dieses Artikels stand eine Idee – die sich nach einiger Überlegung und Recherche als vollkommen unergiebig, langweilig und somit nicht lesenswert herausstellte. „Egal!“, dachte ich mir, „Das klappt schon! Kann ja nicht so schwer sein, was Interessantes über die Dreizehn zu verfassen.“
Hinterher ist man bekanntlich schlauer! Denn kaum fing ich an, mich mit dem Thema gründlicher auseinander zu setzen, ging es drunter und drüber. Nicht genug damit, dass eine heimtückische Erkältung mein Gehirn zwei Wochen lang (es können auch dreizehn Tage gewesen sein) in Watte verwandelte und mir somit eine gehörige Schreibblockade einbrockte. Kaum gesundet streikte die Technik, wobei ich mich zum wiederholten Mal fragte, wie um alles in der Welt die Menschheit ohne Internet so weit kommen konnte und warum ich kein Lexikon zu Hause habe. Zu guter Letzt wurde mein E-Mail-Konto gehackt und anschließend für mehrere Tage „aus Sicherheitsgründen“ gesperrt, was dazu führte, dass ich die verzweifelten Nachrichten unseres Chefredakteurs, der angesichts des ohnehin schon verpassten Abgabetermins Blut und Wasser schwitzte, erst viel später lesen konnte.
Bei so viel Pech ist man versucht, alles der “bösen“ Dreizehn in die Schuhe zu schieben. Dabei gehöre ich nicht zu den bedauernswerten Menschen, die an Triskaidekaphobie leiden. Wenn Sie jetzt denken: „Triska… was?“, befinden Sie sich in bester Gesellschaft. Eine von mir durchgeführte (nicht repräsentative) Umfrage unter dreizehn Freunden ergab, dass keiner der Befragten mit diesem zungenbrechenden Begriff etwas anfangen konnte.
Triskaidekaphobie ist nicht unbedingt ansteckend sondern beschreibt schlicht und einfach die abergläubische Angst vor der Zahl Dreizehn. In besonders schweren Fällen versuchen die betroffenen Personen alles zu vermeiden, was auch nur im entferntesten Sinne mit dieser angeblichen Unglückszahl zu tun hat. Besonders in Westeuropa (außer in Italien und im Süden Frankreichs) ist dieser Aberglaube weit verbreitet.
Die Konsequenzen daraus kann man in vielen Bereichen des täglichen Lebens beobachten. So verzichten viele Fluggesellschaften auf die 13. Sitzreihe in ihren Fliegern oder in einigen öffentlichen Gebäuden gibt es laut Ausschilderung kein 13. Stockwerk. Motorsportfans wissen, dass die meisten Rennklassen auf die Startnummer 13 verzichten. Und wer in Hotels oder Krankenhäusern nach der Zimmernummer 13 sucht, wird häufig nicht fündig.
In Jülich hat man eine nicht ganz so rücksichtsvolle Einstellung. Gut, hier gibt es auch keine Wolkenkratzer mit 13 oder mehr Stockwerken. Angenommen ein armer Extrem-Triskaideka-phobiker muss ein Paket auf der Post abholen oder aufgeben. Da wird es kompliziert. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, dass diese in der Römerstraße 13 beherbergt ist, springt ihren Kunden beim Betreten des Gebäudes die ungeliebte Zahl gleich zweimal, von rechts und von links, ins Auge.
Auch andere öffentliche Gebäude in der Stadt stellen ein richtiges Hindernis dar. Nicht nur, dass zahlreiche Geschäfte die gefürchtete Hausnummer tragen. Vermutlich kostet die betroffenen Personen auch das Betreten des Kulturbahnhofs echte Überwindung. KuBa-Kino, Konzert oder ein gepflegtes Bierchen in der Kneipe? Fehlanzeige! Ein Besuch hier bedeutet einen Besuch in der Bahnhofstraße 13. Das scheint das kulturelle Leben noch nicht genug einzuschränken! Wer die Angebote der Evangelischen Erwachsenenbildung des Kirchenkreises im Peter-Beier-Haus in der Aachener Straße nutzen möchte, sollte nicht direkt eine Panikattacke erleiden, wenn er oder sie die teuflische Zahl zu Gesicht bekommt. Mittlerweile können Sie sich denken, warum…
Solche extremen Auswüchse sind zum Glück selten. Doch es gibt noch eine Steigerung. Die “Paraskevedekatriaphobie“, die Angst vor Freitag, dem 13. An diesem Tag gewinnt alles eine andere Bedeutung, jedes kleine Missgeschick wird direkt in Verbindung mit dem Tag gebracht. Bemerkenswert daran ist, dass die Statistik eine andere Sprache spricht. Nach Erhebungen einiger Unfallversicherungen und Automobilclubs ereignen sich an besagten Daten weniger Unfälle als an „normalen“ Tagen. Dies ist nach Experten darauf zurückzuführen, dass viele Leute am Freitag, dem 13. bewusster auf ihre Handlungen achten. Eine andere Erklärung liefert möglicherweise eine andere Statistik, die eine deutsche Krankenkasse erstellte, nach der es an diesen „Unglückstagen“ bis zu fünfmal mehr Krankmeldungen von Arbeitnehmern gibt als an gewöhnlichen Tagen. Wobei sich darauf die Frage stellt, ob diese Einstellung abergläubischer Menschen so clever ist, wenn man bedenkt, dass die meisten Unfälle im Haushalt passieren…
Aber woher stammt dieser ganze Aberglaube eigentlich? Wie kann es sein, dass eine natürliche Zahl einem kalten Schweiß auf die Stirn treiben kann? Es ist wie mit der Angst vor Spinnen oder Mäusen: Wir haben es von unseren Eltern, die von unseren Großeltern und so weiter… Im „Deutschen Wörterbuch“, herausgegeben von Jacob und Wilhelm Grimm, steht unter Dreizehn: „wird als die gefährlichste, bedeutungsvollste Zahl betrachtet […] sie ist des Teufels dutzend.“ In Grimms Märchen spielt die Dreizehn häufig eine negative Rolle. Bekanntestes Beispiel ist „Dornröschen“, in dem die dreizehnte Fee, die aus Mangel an Besteck und Geschirr nicht eingeladen wurde und deswegen den Fluch aussprach, dass Dornröschen sich an ihrem 15. Geburtstag an einer Spindel stechen und sterben sollte. Zum Glück des Prinzen konnte der Fluch in einen 100-jährigen Schlaf abgewandelt werden.
Der Ursprung des Aberglaubens verliert sich im Dunkel der Geschichte, einen frühen Auftritt als Schreckenszahl erlebte die 13 im alttestamentarischen Buch Ester. Der böse Wesir Haman will genau am 13. Tag des Monats Adar die in Persien lebenden Juden beseitigen. Ester, die jüdische Gattin des Perserkönigs Artaxerxes, weiß das aber zu verhindern.
Häufig zitiert ist die Geschichte von Judas dem Verräter. Er sei der dreizehnte beim Abendmahl gewesen und Jesus wurde an einem Freitag gekreuzigt. Doch das ist so logisch wie die Wilde 13, die nur 12 sind.
In moderneren Geschichtsbüchern finden wir: Es ist Freitag, der 13. Oktober 1307. In Frankreich herrscht König Philipp IV., genannt der Schöne. Auf seinen Befehl schwärmen in Paris und in der Provinz bewaffnete Schergen aus und nehmen die Templer fest, Mitglieder des ebenso mysteriösen wie reichen Ritterordens. Das Datum der Verhaftung lebt bis heute als Unglückstag weiter.
Zur Abwechslung eine Erklärung aus dem Bereich der Esoterik: Im Tarot ist die Dreizehn dem Tod zugeordnet. Und für die Verschwörungstheoretiker ein kleines Schmankerl: Auf dem 1 US-Dollar-Schein kommt die Dreizehn elfmal versteckt in Bildern und Texten vor, wobei es eine einfache Erklärung gibt: Die USA wurde von 13 Staaten gegründet. Doch der Dollar liefert die Fährte zur Wall Street und zu Thomas W. Lawson und dessen Börsenroman „Friday, the Thirteenth“. Das Werk schildert die Taten eines Wall-Street-Maklers, den eine Frau vom rechten Weg abbringt. Um eine Firma in den Ruin zu treiben, löst er an besagtem Freitag durch Aktientricks einen Kursrutsch aus.
Er erreicht sein Ziel, doch führt ihn sein Sieg zugleich ins Verderben. Die Fachwelt hält ihn mittlerweile für den Erfinder des Schreckenstermins.
In vielen anderen Kulturen gilt die Dreizehn als Glückszahl, in Mexiko ist sie heilig. In der griechischen Antike wurde Zeus, der Hauptgott, als dreizehnter im Kreis von zwölf Hauptgöttern beschrieben.
Für alle, die Angst davor haben, gibt es eine gute Nachricht: Dieses Jahr gibt es nur einen 13. der auf einen Freitag fällt und zwar im September. Und alle Triskaidekaphobiker haben mein Mitleid, schließlich verpassen sie diese HERZOG-Ausgabe!