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Applaus für das Seniorentheater

Unter der Regie von Sonja Wirtz haben sieben Seniorinnen im vergangenen Jahr begonnen das Theaterstück „Falten“ von Raoul Biltgen einzustudieren.

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Seniorinnen-Theater: "Falten" in der Musikschule. Foto: Peer Kling
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Jetzt folgte die Nagelprobe im Rahmen einer internen Premiere für die Angehörigen und Freunde der Darstellerinnen. Übungs- und Aufführungsort für das Seniorentheater der Musikschule Jülich ist das Foyer des Mittelgeschosses. Dort kann temporär eine Bühne mit Beleuchtungs- und Tontechnik für Theaterstücke, Lesungen und Konzerte aufgebaut werden.

Diese Theatergruppe gab es schon länger, aber es bedurfte neuer Impulse, und der Wunsch, mal eine echte Theateraufführung zu gestalten, stand im Raum. Die reale Tochter Gritta der Darstellerin Ulla, der „Berufs-Mutter“ im Stück, und die Theaterpädagogin Sonja Wirtz kannten sich vom Gymnasium Zitadelle her. Gesucht, gefunden, begann im März 2024 die gemeinsame Theaterarbeit. Die „Eroberung“ des nun aufgeführten Stückes hatte den Startschuss im August erhalten. Es wurde eisern jede Woche geübt, geprobt und auswendig gelernt. Abgesehen von Bernhard Gerards am Mischpult gab es keine weitere Unterstützung. Wirtz war Regisseurin und Souffleuse in Personalunion.

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Sonja Wirtz ist Jülicherin. Mit der amüsant schaurigen Geschichte über einen kleinen Vampir mit nur einem Schneidezahn brachte sie ihre Regie-Abschlussarbeit als Theaterpädagogin auf die Bretter, die die Welt bedeuten und das im Jülicher KuBa. Unter ihrer Anleitung gab es weitere Jugendtheater-Stücke dort. „Der Schritt vom Jugend- zum Seniorentheater war schon eine Umstellung“, erläutert sie.

Das Seniorentheater der Musikschule beschäftigt sich mit heiteren und ernsten Aspekten des Älterwerdens. Da war die Stückauswahl genau passend. Sieben Damen, gespielt von Rosi Backhaus, Ulla Brücher, Marliese Felden, Monika Floß, Gabi Frinken, Heidrun Pauels und Christine Rohe, treffen in einem Wellnesshotel aufeinander. Da gibt es den Mutter-Tochter-Konflikt wie die Ehekrisenbewältigung und den Kampf um den Erhalt der Jugend mit einer Algenmaske – sehr dekorativ diese leuchtend grünen Gesichter übrigens. Zwischen den Damen kommt es zu vertraulichen Gesprächen wie auch zu Gift spritzenden Anfeindungen. Das Älterwerden bringt Veränderungen mit sich, die in verschiedene Lebensbereiche hineinwirken. Es gibt körperliche Einschränkungen, die es zu bewältigen oder zu akzeptieren gilt. Wunderbar, wie sich die Damen zu Anfang des Stückes in Einzeläußerungen über ihre Falten hinwegsetzen. Es gibt Szenenapplaus. Die oft tragikomischen Elemente haben natürlich meist einen ernsten Hintergrund und fordern Raum zum Nachdenken. Diese Frauen liegen zwar in verschiedenen Liegestühlen, sind aber doch irgendwie alle „im gleichen Boot“, da ihre Schicksale unweigerlich miteinander verwoben sind so zwischen Lebensbeichte und Flucht nach vorn.

Raoul Biltgen, der 50jährige in Luxemburg geborene Autor des Stückes ist ausgebildeter Schauspieler, aber auch Sexual- und Psychotherapeut. Nach der erfolgreichen Bühnenfassung des Kinderbuchbestsellers „Das NEINhorn“ hat er auch „den kleinen Eisbären“ aus der bekannten Kinderbuchreihe des niederländischen Autors Hans de Beer auf die Theaterbühne gehoben. Zudem ist er ein erfolgreicher Buchautor mit einem breitgefächerten Repertoire vom Krimi bis zum Ratgeber wie etwa mit dem Titel: „Überleben vor Leuten: Wie man Lampenfieber und Angst überwinden und Bühnenpräsenz erreichen kann“.

Und damit wären wir auch schon wieder mittendrin im Seniorentheater. Dies ist die erste Inszenierung eines Theaterstückes, an der die Darstellerinnen teilgenommen haben. Auf diesen Moment haben sie im Schnitt etwa sieben mal 70 Jahre lang gewartet, macht zusammen roundabout 490 Jahre Wartezeit. Alle Achtung! Offensichtlich war der Aufenthalt im Wellnesshotel sehr erfolgreich, denn die Schauspielerinnen wirken quicklebendig, jung und frisch. Mit einem dicken Blumenstrauß in der Hand dankt Heidrun Pauels stellvertretend für die „verflixten Sieben“ der Theaterpädagogin Sonja Wirtz für ihre geduldige Arbeit mit der Gruppe und bekennt: „Wir haben wohl die Herausforderung etwas unterschätzt, hatten ab und an die Nerven blank, aber Du, liebe Sonja, hast es immer wieder geschafft, uns zu motivieren und dafür zu sorgen, dass wir durchgehend Spaß an der Arbeit hatten.“

Eine weitere, dann öffentliche Vorstellung ist für den 27. April, um 18 Uhr am gleichen Ort geplant.

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Peer Kling
Peer Kling, typisches "KFA-Kind", nicht aus der Retorte, aber in der zweiten Volksschulklasse nach Jülich zugezogen, weil der Vater die Stelle als der erste Öffentlichkeitsarbeiter "auf dem Atom" bekam. Peer interessiert sich für fast alles, insbesondere für Kunst, Kino, Katzen, Küche, Komik, Chemie, Chor und Theater. Jährlich eine kleine Urlaubsreise mit M & M, mit Motorrad und Martin.

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