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Alles dreht sich ums Schwert

Die Geschichte und ihr Ausgang sind leidlich bekannt: Brunhild liebt den Drachentöter Siegfried, der aber Kriemhild liebt, während König Gunther Brunhild liebt. Dazwischen der düstere Vertraute Hagen. Das kann natürlich nur zur Katastrophe führen. Ein großer Goldschatz, eine Prise Betrug und mörderische Intrigen runden das Sagenstück ab. Das allein garantiert Spannung. Im neuen Gewand von den Berliner Puppenspielern des Theater Handgemenge gezeigt, war es ein grandioser Abend. Ein Glücksgriff von Christoph Klemens vom Jülicher Kulturbüro, der bei seiner Begrüßung bekannte, aufgeregt zu sein, "weil ich mich so freue". Dazu hatte er allen Grund.

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Das Theater Handgemenge macht seinem Namen Ehre. Fotos: Dorothée Schenk
Das Theater Handgemenge macht seinem Namen Ehre. Fotos: Dorothée Schenk
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Ein Schwert ist ein Schwert, ist ein Bett und ein Hügel, ein Schlachtfeld, eine Bahre und ein Schwert – einfach großartig, wie auf kleinstem Raum ein Kammerspiel zu ganz großem Theater wird. Das gelingt nicht nur durch die grandiose Bühnenausstattung von Hans Jochen Menzel und der epischen Musik von Giovanni Reber, sondern natürlich auch durch die mit so lebendiger Mimik ausgestatteten Puppen von Suse Wächter: Der Weichling Gunther, der sofort an Wurmzunge aus dem Herrn der Ringe erinnert, der Dolf-Lundgren-Typ Siegfried, die Joan-Collins-Hommage Brunhild. Ausgezeichnet gecastet würde man sagen, wenn es sich nicht um Handspielfiguren handeln würde.

Mit Fein- und Stimmgefühl besetzen Veronika Thieme & Pierre Schäfer alle Rollen. Liebevolle Details machen das Spiel so bestechend, etwa wenn der Protagonist verlegen seine Schuhe am Hosenbein poliert. Außerdem haben sie zwei Figuren zu spielen, die im ursprünglichen Sagentext nicht vorkommen. Das ist der erzählerisch clevere Kniff, der die Brücke in die Gegenwart spannt und eine Sprache zwischen poetischem und modernem Zungenschlag ermöglicht.

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Im Mittelpunkt des Geschehens steht nämlich Jacob Hermann Obereits, dessen gleichnamiger Ahn historisch verbriefter Wiederentdecker der Donaueschinger Nibelungenhandschrift C ist. Einerseits reizt der Protagonist mit dem aparten süddeutschen Zungenschlag und ulkiger Wortakrobatik zum Amüsement, andererseits kommentiert „Obereit“ das Geschehen spannend wie ein Fußballmatch. Die Stimme schnappt über, die Bewegungen werden hektisch, bis er ruft: „Jetzt platzt die Bombe!“ Eine Zeitzeugin wird eingeführt als lebensgroße Puppe im Rollstuhl, deren Schrulligkeit die einer Altersheimbewohnerin mit den zentralen Bedürfnissen Essen und Schlafen ist. Rätselraten: Ist sie die Urahne oder Brunhilde selbst? Mutmaßungen ob der Geschichte, die die zahnlos anmutenden Klappmaulpuppe berichtet und von Obereit mit einem lauthaltigen „Vergewaltigung! Vergewaltigung!“ kommentiert wird.

Dennoch kommt es letztlich, wie es kommen muss: Mord, Totschlag und einen Berg voller Leichen markieren das Ende. Und noch etwas kam, wie es kommen muss: Das Publikum spendete begeistert Applaus als Dank für einen Abend voller Sagen, Überraschungen und herrlich „Watt zum Lachen“, wie die Theaterreihe heißt.


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