„Ein Hoch auf uns“, so sang der Schulchor der Primus-Schule Titz unter der Leitung von Sabrina Maubach aus voller Brust. Es gab ordentlich was zu feiern: Das zehnjährige Jubiläum dieser ganz besondere Modellschule in Nordrhein-Westfalen. „Ein Hoch auf das, was vor uns liegt“, so geht der Text des klanggewaltig gecoverten Songs von Andreas Bourani weiter. Und das gilt in besonderem Maße für die zehnten Klassen der Titzer Schule: Sie gehören zum ersten Jahrgang, der in wenigen Wochen die Primus-Schule verlässt.
Zu Ehren des Jubiläums-Festaktes hatten Schülerinnen und Schüler eine ganze Primus-Stadt errichtet, in der sich die Gäste vergnügen konnten. Vorausgesetzt sie hatten sich in der Bank Primus-Taler besorgt. Denn auch in dieser Schüler-Stadt galt: Ohne Moos nix los.
Schulleiterin Stefanie Törkel-Howlett erinnert sich, dass sie die Anfänge der Konzeption mit dreieinhalb Leuten begonnen hätten und das eine oder andere Mal die Konzeptordner auch wieder ins Regal zurück verfrachtet hätten. Es klingt durch: Der Beginn scheint eine stressige und aufregende Zeit für die Beteiligten gewesen zu sein.
Der Titzer Bürgermeister Jürgen Frantzen erwähnte auch den vor gut einem Jahr fertiggestellten Neubau von Gebäude C, der aufgrund der Nachfrage in den letzten Jahren notwendig geworden war. Dieser musste nach Baubeginn wegen der starken Nachfrage von Eltern sogar noch ein Stockwerk höher werden als geplant. 25 Millionen Euro habe dieser gekostet. Doch die Rechnung scheint aufgegangen zu sein: Das gute Angebot, welches die Schule den Familien mache, habe letztendlich im Laufe der Jahre zu einer knapp zehnprozentigen Steigerung bei der Bevölkerung geführt, freute er sich Frantzen über die positive demographische Entwicklung in seiner Landgemeinde.
Alle Festredner betonten den Mut, den die Landgemeinde Titz mit dem Ratsentscheid für diese besondere Schule gegangen ist: Eine so genannte Primus-Schule, die Grundschule und weiterführende Schule durchgängig umfasst und in Anlehnung an ein Gesamtschulkonzept aufgebaut ist, jedoch ohne gymnasiale Oberstufe, die dann an einer anderen Schule absolviert werden kann – bei entsprechender Qualifikation. Auch die Sache mit den Noten ist in der Primus-Schule anders geregelt: Erst in den Klassen neun und zehn gibt es für die Schüler eine solche reguläre Leistungsbewertung. In den Jahren davor erfolgt eine individuelle Entwicklungsrückmeldung.
Doch die Schule lehrt auch das „richtige Leben“. In der an diesem Tag von Schülerinnen und Schülern betriebenen Primus-Stadt gab es neben den notwendigen Institutionen einer solchen Kommune auch eine Fahrschule, ein Kunstmuseum, einen internationalen Kulturverein und natürlich einen Bürgermeister – um nur einige Stationen zu nennen, die im und um die Gebäude besucht werden konnten. Ein bisschen wirkte die Schule an diesem Morgen, wie ein lebensechtes Wimmelbild. Es war jede Menge los. Wer früh genug da war, konnte eines der selbstgemalten Kunstwerke ergattern oder sich sogar ein Henna Tattoo kunstvoll gestalten lassen. Bezahlt wurde mit so genannten Primus-Talern.