Ausbaufähig – so lassen sich die Ergebnisse der Jugendumfrage 2024 beschreiben, welche durch das Jugendparlament Jülich – kurz JuPaJü – vorgestellt wurden. 255 Jugendliche aller weiterführenden Schulen nahmen daran teil und wurden zu Themen rund um Jülich, Schule und Bildung sowie Politik befragt.
Die Teilnehmer im Alter von 12 bis 17 Jahren vertraten dabei vor allem die Sekundarschule mit 43,1%, das Gymnasium Haus Overbach mit 35,3% und das Gymnasium Zitadelle mit 20%. Mit einem Minimalanteil von jeweils 0,8% beteiligten sich Schüler des Berufskollegs und des Mädchengymnasiums.
Ein Ergebnis ist, dass Jülich vielen Jugendlichen gefällt und sich fast die Hälfte auch hier Zuhause fühlt. Das Freizeitangebot findet jedoch die Hälfte der Befragten verbesserungswürdig: 51% Unzufriedenen stehen 26,6% gegenüber, die mit dem Angebot zufrieden sind. Es gab auch konkrete Verbesserungsvorschläge. Besonders der ÖPNV wurde kritisiert, hier vor allem der Busverkehr. Wünsche nach mehr und gepflegteren Sitzmöglichkeiten, kostenfreien Sportplätzen oder Jugendtreffs und mehr Aktionen auf den Dörfern wurden geäußert. Auch das Jülicher Stadtbild wurde kritisch beleuchtet: Wünschenswert wäre der Schlossplatz als Parkanlage, eine Renovierung des Hallenbads, Verbesserung der Radwege und allgemein ein einheitlicheres Bild beim Gebäudebau. Insgesamt würde das Verschwinden von Natur und zu viele Baustellen wahrgenommen.
In Punkto Sicherheit fielen die Antworten zur Kernstadt sehr gespalten aus. Der Großteil fühlt sich mit 31,8% mittelmäßig sicher, 30,2% gaben „gut“ und 12,2% „ausreichend“ an. Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr und zu wenige Kontrollen wurden als Gründe angegeben. Außerdem würde steigende Kriminalität wahrgenommen, insbesondere Einbrüche. Auch im Dunkeln würden sich die jugendlichen Schüler nicht sicher fühlen, es gäbe Ecken, wie hinter dem Schwimmbad oder Rathaus, an denen sich „bestimmte Personen“ aufhalten würden. Wer mit diesen Personen gemeint ist, wurde nicht weiter erläutert. Insgesamt gaben die Teilnehmer an, dass sie bei Gefühlen der Unsicherheit nicht wissen würden, an wen man sich wenden könne.
Ein positives Votum erhielten die Schulen. Hier fühlen sich die Jugendlichen – bis auf einige wenige – wohl. Dreiviertel der Teilnehmer bewerteten das Wohlbefinden von „sehr gut“ bis „befriedigend“. Auffällig sind die Angaben zu mentalen Problemen bei Mitschülern. Ganze 51,4% der jugendlichen Teilnehmer gaben an, dass sie selbst oder Mitschüler mentale Probleme haben würden. 25,5% beantworteten diese Frage mit „nein“ und 23,1% waren sich unsicher. Einen Lehrkräftemangel nehme rund die Hälfte der Schüler nicht wahr. Die Ausstattung an Schulen empfinden Dreiviertel eher als positiv. Auch die berufliche Zukunft und der Wohnort nach der Schule wurde in der Jugendumfrage aufgegriffen. 43,1% der Teilnehmer möchten nach Studium oder Ausbildung nicht in Jülich wohnen. Gründe hierfür seien ein schwieriger Wohnungsmarkt, eingeschränkte Jobmöglichkeiten, schlechter ÖPNV und wenig Familienfreundlichkeit. Zudem sei Jülich – nett umschrieben – unspektakulär.
Zu den drei Jülicher Schulen, von denen die meisten Schüler an der Umfrage teilnahmen, wurden allgemeine Verbesserungsvorschläge erfragt. Antworten waren etwa ein schönerer Schulhof mit mehr Sitzmöglichkeiten im Gymnasium Zitadelle, bessere Digitalisierung und die Renovierungen der Gebäude wie der Turnhalle. Änderungsvorschläge zum Gymnasium Haus Overbach umfassen bessere Regelungen zum Selbstlernzentrum und der Handynutzung – hier auch der Wunsch nach besserem Internet – und digitale Bildung von Lehrkräften. Zudem wird mehr Durchgriff gegen Mobbing und Respektlosigkeit gefordert. Letzterer Punkt wurde auch von den Sekundarschülern aufgeführt, wobei dort noch explizit Rassismus genannt wurde. Auch auf ihrer Wunschliste stehen besseres Internet, mehr Sitzmöglichkeiten und günstigeres Essen sowie Wasserspender.
Der letzte Fragenkomplex in der Jugendumfrage befasste sich mit Politik. Kurzes Fazit: Weder die Schüler- noch die Lehrerschaft haben ein verstärktes Interesse an dem Thema und offenbar hängt es stark von der Schule, Jahrgangsstufe und Unterricht ab, wie „Politik“ sich gestaltet. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass 72,9% der Befragten angaben, sich nicht politisch engagieren zu wollen. Es mangelt offenbar auch an Information, denn das JuPaJü war nur 34,1% der Teilnehmer ein Begriff. Von diesen würden sich jedoch lediglich 11% engagieren wollen. Woran scheitert es also? Auch hier wird der ÖPNV angeführt. Vor allem für Jugendliche sei es schwer, zu den Treffen oder Auswärtsterminen zu gelangen. Des Weiteren ist das Bild von Politik und Politikern schlecht geprägt. Es gäbe Verständnisprobleme und schlechten Zugang.
Nach der Auswertung ergibt, sich, dass sich die Schüler trotz einer gewissen Politikverdrossenheit sehr wohl Gedanken über aktuelle politische Ereignissen machen. Den Antworten zufolge beschäftige sie der wachsende Rechtsextremismus, der Klimawandel, Kriege, Altersarmut und vieles mehr. Und die fehlende politische Bildung und die „Verödung der Gesellschaft“ würden wahrgenommen. All dies führe bei Einzelnen zu Unwohlsein, Ängsten und auch Geldsorgen.
Zum Schluss der Jugendumfrage gaben die Teilnehmer dem JuPaJü noch Anregungen mit. Die Umfrage wurde positiv bewertet und der Wunsch geäußert, diese öfter durchzuführen. Des Weiteren solle das JuPaJü ihre Themen hartnäckig durchsetzen und mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten. Vielleicht wäre hier eine Möglichkeit das JuPaJü durch eigene Teilnahme selbst zu unterstützen.
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