Das erste NoiseFull-Konzert zog mit Mad Zeppelin in die Halle der Herzogstadt ein. Als Veranstalterin fungiert Virginia Lisken-Dorp. Sie begrüßte Publikum wie Band zur Erstauflage der Nachfolge zur NoiseLess-Reihe. Eigentlich sei sie ja ohnehin im Herzen ein Rocker.
Dann hob der verrückte Überflieger zu „Nobody’s Fault but mine“ ab und servierte direkt Unisono-Passagen von Gitarre und Bass oder Gitarre und Gesang. Bassist Christian Ludwig übernahm die Rolle des klassischen Bassisten, der mit ruhiger Gelassenheit scheinbar im Hintergrund agierte, aber in Wirklichkeit die wichtige Funktion inne hatte, in Zusammenarbeit mal mit den Drums, dann wieder mit der Gitarre oder dem Keyboard das stramme Rettungsnetz zu weben, auf das sich der Gesang oder die Gitarre bei ihren Solo-Ausflügen immer wieder fallen lassen konnten.
Als überaus „tight“ fungierte das Bandgeflecht. Gut aufeinander abgestimmt und nahe beieinander generierten die Instrumentalisten die zumeist heavy, zuweilen aber auch groovigen oder folkigen Strukturen. Übergangslos marschierte das Quintett vom Opener in den frühen Rocker „Good Times“ vom allerersten Led-Zep-Album. Hier servierte die Band im Namen sicher und souverän wunderbare Stops und Breaks ganz im Sinne des leichten Luftschiffs und Schwergewicht des Rock’n’Rolls der 70er.
„Wir wollen den alten Spirit rüberbringen“, betonte Sänger Michael Dorp. Dies sei viel wichtiger als eine zu genaue Werkstreue. Schließlich bestünde die Gruppe aus lauter Fans, die einfach Spaß daran hätte, die „wahnsinnig vielseitige“ Musik zu spielen. Allerdings legten die Musiker schon wert auf ein Equipment, das möglichst nahe am Original sei.
Dies zelebrierte insbesondere Gitarrist Ralph Glodek, der zu den Songs immer den passenden Sechssaiter heraussuchte. Gerne der Marke Gibson. Natürlich holte er zu „Stairway to Heaven“ hinter dem Line-up die sperrige Doppelhalsgitarre hervor, sorgte aber auch bei „Kashmir“ mit einer Danelectro und bei „Bron-Yr-Aur Stomp“ mit der akustischen Ovation und den zugehörigen offenen Stimmungen für die richtigen Vibes. Als Highlights glänzte Glodek mit einer Cello-Bogen-Einlage in seinem Wah-Wah-Solo bei „How many more Days“ und dem Intermezzo bei „Whole lotta Love“ mit Echo-Effekten und Theremin-Sounds.
Auch Schlagzeuger Rafael Winter sorgte für die adäquaten Sound-Collagen. So demonstrierte er genüsslich, mit welchen Mitteln John „Bonzo“ Bonham die Live-Version seines Parade-Stück „Moby Dick“ veredelte, zeigte, wie ein Becken sich effektvoll verbiegen lässt, um verschiedene Klänge zu erzeugen, veränderte während des Spielens die Tonhöhe der Kesselpauken und setzte mit dem China-Gong den finalen Schlussakzent.
Allerdings teilten sich in dieser Formation zwei Mann die Aufgabe von John Paul Jones. Während Christian Ludwig sich auf das Bassspiel fokussierte, war Thomas Blum für den Keyboard-Part zuständig. Letzterer sorgte für den speziellen funky Groove bei „Trampled under Foot“ und mit der Mandoline für die Folk-Stimmung beim akustischen „Bron-Yr-Aur Stomp“, während Rafael Winter dort mit Castagnetten das letzte i-Tüpfelchen setzte.
Michael Dorp bewies indes ein weiteres Mal seine Stilsicherheit im Sachen Rockmusik der 60er und 70er Jahre. Auch wenn Robert Plant ein einmaliges Organ und eine unnachahmliche Stimm-Modulation besitzt, Michael Dorp kommt mit seinem Timbre und seiner Klangfarbe sehr nahe heran. Wer schafft dies sonst schon?
So bewegten sich die Mad Boyz stets in den locker gesteckten Grenzen ihrer Vorbilder, die ohnehin jede Menge Freiraum für Improvisationen offerierten. Auf eine aufwändige Bühnenshow hätten sie bewusst verzichtet, betonte Michael Dorp. Damit rückten sie noch ein wenig enger an ihre Helden, die ebenfalls lieber ihr Handwerk sprechen ließen. Led Zep are dead. Long live Mad Zep. Oder schöner: Led Zep are gone. Enter Mad Zep.
Fotos: Volker Goebels