Fünf Songs nachdem ich den Übergang verkackt habe, legt Dan seine Gitarre auf den Monitor und lässt diesen dadurch ordentlich brummen. Torben dreht sich um und kann gar nicht aufhören zu grinsen. Erst jetzt begreife ich, was hier gerade passiert ist und was wir gerade gemacht haben. Unser erster richtig großer Gig. Während die Gitarre johlt, werde ich mit meinem Beat immer langsamer. Torben schaut mich an und es sieht aus, als würde er mir was zuflüstern. Wie unter Hypnose scheinen unsere Gedanken zu verschwimmen, bis wir – 1,2,3,4 fertig sind. Der Bass klingt aus. Die Becken schäppern noch etwas. Das Licht geht aus. Was jetzt? Stille? Noch etwas Stille. Dann ein Lärm, den ich so noch nie vorher erlebt habe, zumindest nicht, wenn wir auf der Bühne standen. Die Leute johlen, brüllen und jubeln. Ungeplant stellen wir uns in die Mitte der Bühne. Ich werfe meine Sticks in die Menge und wir verbeugen uns vor unserem ersten großen Publikum. Ich schaue nach links, die Bühne hinab. Helmi steht dort und applaudiert uns begeistert zu. Einen Moment später kommt sein Zeichen, dass wir die Bühne verlassen müssen. Ich klatsche dem Publikum zu, winke und folge meinen Bandkollegen die kurze Treppe hinab von den Brettern, die die Welt des Ruhms bedeuten. So scheint es heute zumindest.
Als wir unten ankommen, weiß Helmi gar nicht, wen er von uns als erstes umarmen soll. Er grinst. Ihm fehlen die Worte, wie uns. Durchgeschwitzt und stinkend stehe ich da. Allerdings bis oben hin mit Energie geladen. Ich könnte direkt nochmal spielen. Aber ich darf nicht und das ist auch gut so. Diesen guten Eindruck dürfen wir uns nicht versauen. Anstoßen, Duschen, Umziehen heißen danach die wichtigsten Aktivitäten die noch auf dem Plan stehen, natürlich nachdem wir unser Set abgebaut haben. Allerdings – und das ist wohl das Kuriose – erledigen wir alle Aktivitäten des Abends zusammen. Machen Rockstars das so? Als die Maniacs auf der Bühne stehen, sitzen wir jedenfalls am anderen Ende des Gebäudes an der Bar und schweigen beim Trinken.
„Ey!“ höre ich von der Rechten. „Ey!“ höre ich nochmal. Ich will kein drittes „Ey!“ riskieren und drehe mich daher. „Ähm… Ja?“ spreche ich zur einzigen Person, welcher ich die weibliche Stimme zuordnen kann. „Ey, bist du nicht der Schlagzeuger von der ersten Band?“ Wow. Mein erster Fan, mein Groupie! Ich fange an breit zu grinsen. „Ja. Hi. Normen.“ „Ja. Hi… Meinst du, du könntest mir den Namen von eurem Sänger sagen? Dann kann ich den mal ansprechen.“ Mein Grinsen zerfällt. „Ja. Klar. Nenn´ ihn doch einfach Dan.“ „Danke… Normen.“, spricht sie und geht weiter. Im selben Moment dreht sich Torben zu mir, der das Gespräch gezwungenermaßen mitbekommen hat und lacht mich aus, während ich genervt auf meinem Barhocker hocke und dem blonden Etwas hinterher starre. „Ja komm… Da kommen noch andere.“, lächelt er und steht auf. „Sollen wir nochmal Backstage? Ich find´s cool, dass wir das können.“ Mit einem Kopfschütteln grinse ich ihn an. „Folge mir!“, sage ich und führe uns in Richtung Pogopit.