Als ich den Bus betrete, bin ich baff. Da sitzen sie. Die „The Uncharted Fameless“. Sie sehen genau so aus, wie ich sie kenne. Genau so, wie auf dem Poster, das jahrelang bei uns im Keller, über meinem Schlagzeug, hing. Damals hieß es immer: MP3-player auf volle Dröhnung, „Uncharted Fameless“ an und dazu dann Schlagzeugen. Wie oft habe ich mir, als ich da saß, gewünscht, dass Ron, der Schlagzeuger der „Uncharted Fameless“, aus der Band aussteigen würde. Dann würden die „Uncharted Fameless“ ein Casting machen und ich würde wie ein Wunderkind vorspielen und wäre der neue Drummer der Band aus Fresno in Kalifornien. Wie oft hatte ich davon geträumt. Zu oft?!?
Die vier, inzwischen etwas in die Jahre gekommenen Herren sitzen wie selbstverständlich da, qualmen ihren Tabak und warten genervt darauf, dass wir alle einsteigen und es endlich losgehen kann.
„Hi“, zischt es aus meinem Mund. Ich traue mich kein weiteres Wort zu sagen. Ich bekom-me ein Lächeln von Ron, schleiche mich an ihnen vorbei und verziehe mich unauffällig in die letzte Reihe des Busses. Dort angekommen merke ich, dass meine Bandkollegen vorne geblieben sind. „Hello. I am Torben“ und „I am Dan“ höre ich von da. Und selbst unsere Roadies haben keine Scheu vor den Stars und quatschen sie einfach an. Und ich sitze hinten und fühle mich voll daneben. Dann atme ich tief durch und gehe zögernd und unsicher nach vorne.
„Hi, I´m Michael“
stellt sich Michael mir vor, als würde ich nicht wissen, wer er ist. Michael: Der Frontmann und die Rampensau der „Uncharted Fameless“. Der Mann, der 1986 auf dem legendären „Are you walkin to me“-Album das Cover zierte – und das nur in Stiefeln. „Hi. My Name is Normen“, stottere ich zurück. „Norman with a or Normen with e?” will Michael wissen. “With e”, entgegne ich. „Normeeeeen“ rufen die „Uncharted Fameless“ durch den Bus. „So… Normen with e, Dan und Torben, right?“ fragt Travis nach. „Absolutely!“ bestätigt Torben. „You come from here?”, fragt Travis. Er will wissen, ob wir von hier kommen? Aus diesem Kaff?
Hier… das ist eine kleine dreißigtausend Einwohnerstadt ca. 50 Kilometer von Köln entfernt. Als ich darüber nachdenke, was die „Uncharted Fameless“ in dieser Stadt suchen, so wird mir klar, warum Michael sich gerade genervt zurücklehnt und warum Taylor noch kein Wort gesagt hat. Die Jungs sind genervt. Die Jungs sind genervt davon, dass der Bus einen Umweg gefahren ist um uns drei Dorfdeppen hier abzuholen. Gestern Nacht haben sie noch einen Gig in Amsterdam gespielt. Der Weg nach Köln führt nur indirekt an unserer Stadt vorbei. Die Tour macht einen Umweg um uns abzuholen. „It was no problem to pick you up. But we´re a bit tired.“, wirft Michael zwischen meine Gedanken.
Jetzt bin nicht nur ich verschüchtert. Selbst meinen Bandkollegen ist es ein wenig peinlich, als ihnen klar wird, dass wir die Band gerade mehrere Stunden aufgehalten haben.