In grauer Vorzeit gab es sogar vier Schützenvereinigungen in Jülich. Heute existieren in der Kernstadt nur noch zwei: Die Antonii und St. Sebastiani-Armbrustschützenbruderschaft und die St. Rochus-Schützenbruderschaft. Letztere wurde bereits 1819 gegründet. Die Schützen hatten damals noch die Aufgabe, die Stadtobrigkeit „im Abwehren von Gefahren von außen vielfältigster Art“ zu unterstützen. Man widmete sich „zwecks Verteidigung“ von der Obrigkeit genehmigter Schießübungen. So hieß das damals. Heute üben sich die meisten historischen Schützenbruderschaften im Lufgewehrwettkampf, der sowohl Freihand als auch mit aufgelegter Waffe geschossen wird.
Die Schützen pflegten ein reges Vereinsleben, das in den beiden Weltkriegen jeweils zum Erliegen kam. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Schützen wieder aktiv. Interne Querelen brachten das Vereinsleben Mitte der 50er zum Erliegen. Auf einem Pfarrfest der St. Rochus-Pfarre wurde eine Versammlung einberufen, die dann am 14.06.1976 mit 53 Anwesenden die Rochus-Schützenbruderschaft wieder ins Leben rief. Auf die traditionellen Uniformen mit Säbeln, Hüten und Rangordnungen wurde verzichtet, ein schwarzer Anzug, eine Schleife und ein Vereinsabzeichen reichen als äußeres Erkennungsmerkmal. Ein Schießstand mit Vereinsheim wurde an der Linnicher Straße (heute Penny-Markt) bezogen. Ein Großbrand 1988 zerstörte das Heim und fünf Jahre musste das Vereinsleben ohne eine Bleibe gemeistert werden. Am 14. Januar 1995 bezog der Verein dann das in Eigenleistung entstandene Heim im Jülicher Bahnhof. Ganz rechts vom KUBA-Eingang, im ehemaligen Fahrradkeller des damaligen Jülicher Bahnhofs.
Zwei aktive Aufgelegt-Mannschaften kämpfen immer von Oktober bis Anfang April um die Plätze. Der Schießstand bietet auch Platz für den jährlichen Neujahrsempfang, das Prominentenschießen und den Schützenfestausklang. Schützen halten sich nicht nur an den Wahlspruch für Glaube, Sitte und Heimat, auch Geselligkeit, Spaß und ein gutes Miteinander prägen das Vereinsleben.
Der jährliche Bruderschaftstag am Sonntag nach Ostern, mit Grünkohl und Mettwurst Essen, findet im Rochusheim, der traditionelle Vogelschuss findet in der Wagenbauhalle der KG Rurblümchen statt. Sie sehen: die Jülicher Vereine halten gut zusammen.
Im September nähert sich das Schützenjahr dann seinem Höhepunkt. Mit dem Prominentenschießen beginnen die Veranstaltungen rund um das Schützenfest. Hier messen sich viele Jülicher Vereine und „Prominente“ aus Politik und Geschäftsleben im Schießen auf sogenannte Spaßscheiben. Am zweiten Wochenende im September ist es dann soweit: Freitagabend Meisterparty für Junge und Jungebliebene in der Stadthalle und am Samstag ist dann der große Königsball ebenfalls in der Stadthalle. Am Sonntagmorgen ist dann noch die Siegerehrung vom Prominentenschießen und Ehrungen der Jubilare und dann klingt das Fest langsam aus. Zum Abschluss treffen sich dann alle am Montagabend noch einmal im Bahnhof.