Hajo Hintzen ist an der Musikschule und im „Six & Four Gitarrenstudio“ Musiklehrer für Gitarren. Ob er wisse, was in den nächsten Monaten auf ihn zukomme: „Natürlich nicht.“ „Das Problem ist, dass die ganzen Veranstaltungen nicht stattfinden können. Die [städtische] Musikschule musste jetzt auch den Tag der offenen Türe absagen. Das hat eine Langzeitwirkung auf die Werbung von neuen Schülern“, sagte Mareike Herrmann. Sie unterrichtet Gitarre und Klarinette. In Jülich ebenfalls an der Musikschule und im Gitarrenstudio.
Die Musiklehrer versuchen die neue Situation – so gut wie es eben geht – zu meistern. Deswegen begehen sie neue Wege, um den Unterricht fortsetzen zu können. „Viele Lehrer machen jetzt Notunterricht per Skype. Damit sie die Schüler nicht über so viele Wochen hängen lassen und dann die Motivation verlieren. Wir sind im Krisenmodus“, so Herrmann.
Auch Ursula Wilden unterrichtet. Sie ist an der Musikschule die Fachbereichsleiterin für den Elementarbereich. Darunter die Gruppe der ganz kleinen Musikgenies. Bei der musikalischen Früherziehung sind Kinder von vier bis sechs Jahren mit dabei. „Wir denken seitens der Musikschule vor allem an die Eltern. Es ist wichtig, die Musik in den neuen Alltag zu bringen.“ Ihr Kollege Sebastian Reimann, der an der Schule Violine unterrichtet, ergänzte: „[Der Unterricht] bringt eine gewisse Struktur in den Alltag.“
Bei der Früherziehung hat man eine andere Lösung als Skype, gefunden. Wilden hat den Eltern Liedzettel geschickt. So können die Familien gemeinsam singen. Außerdem hat die Fachbereichsleiterin das Lied einmal aufgenommen. Einmal nur instrumental, einmal mit Gesang. Sie plane, demnächst ein neues Lied zu verschicken, um die Eltern mit weiterem Material zu versorgen. Neben der Früherziehung unterrichtet sie Querflöte. Hier greife sie wieder auf den Videochat zurück.
Melanie Engels, ihre Tochter lernt gerade Querflöte, resümiert die neue Art des Unterrichts: „Es hat echt sehr gut geklappt. Die Kinder kennen Videotelefonie schon von ihren Freunden.
Ganz hohes Lob an die Schule.
Sie machen es möglich soweit sie es können.“ Auch Nicole Weber ist Mutter von Schülern, lernt aber auch selbst momentan per Skype Violine. Sie sagte: „Es ist nicht vergleichbar, es ist aber ein sehr gutes Angebot. Es kommt mehr rüber, als man gedacht hätte. Bevor der Unterricht komplett ausfällt, ist es auf jeden Fall empfehlenswert.“ Damit stimmt sie mit den meisten Musiklehrern, die sich bei dem HERZOG gemeldet haben, überein.
Trotzdem ist auch trotz des digitalen Unterrichts nicht alles gut. So der Musiklehrer Hintzen weiter: „Bis Mitte April werden wir das mit Sicherheit schaffen. Was danach kommt, ist dann wirklich mit einem ganz großen Fragezeichen verbunden. Ich weiß, dass viele Schüler uns finanziell treu bleiben. Das ist ganz toll. Wenn das aber jetzt ein halbes Jahr dauern sollte, da wage ich mir nicht anzumaßen, was dann kommen wird.“ Laufende Kosten müssen eben bezahlt werden. Auch während der Kontaktsperre.
Er lebt nicht von Konzerten, sondern vom Unterricht. „Die Musiker, die überwiegend von Konzerten leben haben wirklich ganz große Probleme gerade. Ein Freund von mir hatte Absagen im Wert von 2500 Euro. Das ist ganz bitter.“ Sofern man reiner Konzertmusiker ist, bedeute es nichts anderes, als einen finanziellen Totalausfall.
Bei dem „Six & Four Gitarrenstudio“ kann man Gitarre, E-Gitarre, E-Bass, Ukulele und Klarinette erlernen. Wer unterricht in Skype in Anspruch nehmen möchte, kann mit Hilfe der Mail [email protected] Kontakt zu dem Studio aufnehmen.
Das Angebot der Musikschule ist ein wenig breiter gefächert. Das Angebot der Schule kann unter https://www.juelich.de/musikschule eingesehen werden. Viele der Dozenten unter der Rubrik „Wir über uns“ bieten per Skype Musikunterricht an. Viele haben sich bereits bei unserer Redaktion gemeldet. Auch wenn im Internet steht, dass die Schule geschlossen ist. Allerdings haben nicht alle Musiklehrer freie Kapazitäten. Das Sekretariat ist morgen ab 9:30 besetzt und unter der Telefonnummer 02461-93650 erreichbar.
Noch eine Information für freischaffende Künstler: Die NRW-Landesregierung bietet freischaffenden Künstlern Überbrückungsgeld. Dieses beträgt bis zu 2000 Euro, muss nicht zurückgezahlt werden und wird ausgezahlt, wenn der Künstler durch Absagen in eine finanzielle Notlage gerät. Weitere Informationen unter https://www.mkw.nrw/Informationen_Corona-Virus.