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Vorzimmer-Mann

Wer zum Bürgermeister will, kommt an ihm nicht vorbei: im Vorzimmer des Verwaltungschefs hat Andreas Lenzen seit fünf Jahren seinen Arbeitsplatz - und schiebt an dieser Stelle alles andere als einen „faulen Lenz“, denn das Telefon steht selten mehr als ein paar Minuten still und auch die Tür öffnet und schließt sich immer wieder.

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Andreas Lenzen. Foto: Gisa Stein
Andreas Lenzen. Foto: Gisa Stein
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Herr Lenzen, sind Sie eigentlich ein Frühlingstyp? Eigentlich nicht. Ich bin wohl eher der Herbsttyp. Ich bin ein Spätaufsteher und meistens der Letzte im Büro. Ein Hoch auf die Gleitzeit!
Sie sind ja kein „Muttkrat“, sondern kommen aus Mönchengladbach an Ihren Arbeitsplatz gefahren – ist das von Vor- oder Nachteil? Das ist sowohl gut als auch schlecht. Ich habe Abstand und Zeit, mich morgens auf die Arbeit einzustellen, abends kann ich dann abschalten, mich frei machen vom Stress. Manchmal wäre ich allerdings lieber schneller zuhause, weil meine Freunde in der Heimatstadt schon auf mich warten – und ich stehe im Stau! Das ist dann alles andere als Gleitzeit…

Traditionell sitzen ja in Vorzimmern Damen – wieso eigentlich und warum haben Sie trotzdem diese Stelle? Vielleicht können Frauen besser zuhören? Früher waren Sekretärinnen ja überwiegend für Schreibarbeiten eingestellt – Chef diktiert, Sekretärin schreibt. Heute sind es ganz andere Aufgaben, die auch PC-Kentnisse und bei Terminkoordinierung zeitliche und räumliche Orientierung erfordern – das ist ja eher Männersache, um bei den Klischees zu bleiben. Zum Glück habe ich im Bürgermeisterbüro weibliche Kolleginnen, da ergänzen sich die Talente…

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Wie sieht denn dann so ein typischer Tag aus? Also wenn Frauen – noch ein Klischee! – Multitasking so gut können, das kann ich auch. Ich bediene das Telefon für zahlreiche Anfragen an den Chef, kümmere mich um Dienstwagen, Kaffee und Geburtstagsschreiben; koordiniere Termine und Rückspracheanfragen; organisiere die Haus- und Straßen-Sammlung des VdK – und erledige auf Zuruf noch gefühlte tausend andere Sachen für den Bürgermeister.

Und Sie sind auch Schnittstelle für den Herzog… Auch wenn der Herzog für die Stadt als Amtsblatt neu ist – die Schnittstelle zwischen Rathaus und öffentlichen Bekanntmachungsmedien bin ich schon lange. Neu ist der „herzögliche“ Bezug. Ein lokales Unternehmen ermöglicht einen engeren Kontakt.

Wenn man so von draußen auf die Stadt blickt: was ist besonders schön an Jülich und was so gar nicht? Nicht so schön finde ich, dass man in der Innenstadt schlecht Lebensmittel einkaufen kann. Das ist in der Mittagspause nicht möglich. Im technischen Bereich und für die Grundversorgung ist man ohne Pkw wohl aufgeschmissen – mir fehlt auch eine gängige Fastfoodkette. Für eine Kleinstadt hat Jülich jedoch viel zu bieten. Und alles ist fußläufig erreichbar, das weiß der Jülicher kaum zu schätzen… Auch die Zitadelle ist sehr faszinierend. Im Sommer nutze ich dort die Mittagspause oft für einen Spaziergang. Es ist also ein idyllischer Rückzugsort – nicht nur im Lenz…

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Gisa Stein
Aus dem Herzen der Lutherstadt Wittenberg in die Herzogstadt gekommen und angekommen: "Wenn ich erlebe, dass Menschen weite Wege gehen, gar von anderen Kontinenten anreisen, um die Jülicher Zitadelle zu besichtigen, entwickle selbst ich als "Immi" eine gewissen Stolz..."

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