„Die Liebe zu meinem Barmen, die ich schon als kleines Kind empfunden habe“, sagte Dr. Alexander Holz in seinen Dankesworten nach der Verleihung der Verdienstmedaille der Bundesrepublik, sei sein innerer Antrieb und „dieses Gefühl anderen Menschen weiterzutragen.“ Seit zwei Jahrzehnten beschäftigen den Geschichts- und Deutschlehrer nicht nur die Historie, sondern auch das gesellschaftliche Leben in Barmen. „Der Sinn, den ich sehe, ist, meinen Heimatort und das Leben in meinem Heimatort zu bereichern.“
Das dies gelungen ist, dafür ist die Auszeichnung ein sichtbarer Beweis. Landrat Wolfgang Spelthahn, der in Vertretung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Orden ans Revers heftete, betonte, wie viel Aufwand und Zeit vergeht, bis die Entscheidung für diese Ehrung falle. „Die Auszeichnung ist immens selten geworden – was man tun muss, um diese Auszeichnung tun muss, ist überproportional mehr geworden“, betonte Spelthahn. Man muss beim Bundespräsidenten vorgeschlagen werden, dann sind Referenzpersonen mit ihrem Urteil gefragt, es folgen Recherchen, ob es in der Vorgeschichte der Persönlichkeit einen Schatten geben würde, der die Verdienstmedaille „beschädigen könnte“. „Alle diese Prüfungen haben Sie erfolgreich durchlaufen worden“, sagte der Landrat schmunzelnd. Eine dicke Akte mit allen Verdienste habe er vorliegen, aber „die gebe ich nicht aus, weil da so viel Lohn drin steht, das ein normaler Mensch es nicht ertragen kann.“
Zufällig aber auch zwangsläufig, so formulierte es der Geehrte, habe sich seine Leidenschaft entwickelt. „Mein Vater hat es geschafft, mich für Geschichte zu begeistern“, gab Dr. Alexander Holz, im Hauptberuf Lehrer für Deutsch und Geschichte, ganz persönliche Einblicke in seine „Berufungsgeschichte“ als Historiker. Kindgerecht habe sein Vater ihm Geschichte nachgebracht und so das lebenslange Interesse angelegt. Und dann kam noch der Zufall zu Hilfe: Nach einer durchzechten Mainacht habe er, so erzählt Holz, sei er mit einem städtischen Mitarbeiter zur Papiersammlung in Barmen unterwegs gewesen. Dort entdeckte er zwischen dem klassischen Altpapier Alben und Unterlagen aus der Zeit des Nationalsozialismus und rettete die Dokumente. Seither begleitete er – zum Leidwesen des städtischen Mitarbeiters, wie Holz meinte – regelmäßig die Altpapiersammlung. „Daraus entstand ein Fundus, den ich auf dem elterlichen Speicher geparkt und vergessen habe“. Bis seine Mutter ihn gefragt habe, ob sie die denn nun endlich die Papierberge vernichten könne und so den Anstoß gegeben habe, sich intensiv mit den Dokumenten zu befassen.
Ein Fokus von Holz‘ Arbeiten ist die NS-Zeit des Ortes und Werke über den Zweiten Weltkrieg in seiner Heimat. Aufwendige und zeitintensive Recherchearbeiten auf Grundlage seines Privatarchivs, der Unterlagen im Stadtarchiv Jülich, zahlreicher Privathaushalte sowie Gespräche mit Zeitzeugen verdeutlichen, wie gründlich er sich mit der Geschichte auseinandersetzt. Der „pekuniäre Erfolg“ habe ihn dabei nie interessiert, um so ehrenvoller, dass er seine Publikationen, die wissenschaftlichen Standards entsprechen, größtenteils selbst finanziert hat. „Ihre Arbeit ist nicht nur Aushängeschild für Barmen, Jülich und den Kreis Düren, sondern für die gesamte Bundesrepublik“, sagte Landrat Wolfgang Spelthahn dazu. Wenn Geschichte auf Menschen heruntergebrochen werde sei sie lebendiger und nachvollziehbarer.
„Es ist sehr wichtig, dass wir unsere eigene Geschichte kennen“, sagte Jülichs Bürgermeister Axel Fuchs und spricht damit auch die historische Bedeutung des Tages dieser Verleihung an, den 9. November. Es sei darüber aber nicht nur die Geschichtsaufarbeitung, die bemerkenswert sei, sondern auch die Art und Weise der Vermittlung, sagte Hausherr Axel Fuchs, der den Ratssaal für diese seltene Würdigung zur Verfügung gestellt hat. „Ich schätze die Arbeit von Alexander Holz und ihn als Menschen sehr“, sagte Fuchs und ergänzte diese Wertschätzung mit launigen persönlichen Anekdoten, die ihn und den Preisträger verbinden.
Neben seinem historischen Engagement ist Alexander Holz auch im Vereinsleben verwurzelt: Von Jugend an ist er im Mai-Club Barmen in den verschiedenen Führungsposten engagiert und gestaltete das 100-jährige 2011 federführend. 2006 trat er in den Kultur- und Verkehrsverein Barmen ein und richtet seit 2016 alle zwei Jahre die Barmender Geschichtstage aus. Seit 2018 ist er Vize-Vorstand der Vereins für Landwirtschaft-Naturschutz-Tourismus auf dem Driesch (LaNDT), unterstützt seit 2019 den Jülicher Geschichtsverein als Beisitzer und 2021 war er Mitbegründer der „Freunde und Förderer der Geschichte Barmen“.
Hinter diesem großen Engagement hätte so manches Mal seine Familie zurückstehen müssen, weshalb sein besonderer Dank seiner Ehefrau Sarah, der Tochter Johanna und Sohn Felix galt, der allerdings die Ehrung im Kinderwagen verschlief. Er betonte aber auch, dass er auch für seine Kinder das wertschätzende Gefühl für die Heimat vermitteln wollen, „damit sie ihre Wurzeln zu schätzen wissen. Das lässt sich nicht mit schönen Worten erreichen – das muss man anpacken.
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