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Vom Physiker zum Holzwurm

Hölzernes & Anderes

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Hölzern | Foto: HZG
Hölzern | Foto: HZG
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Viele Jülicher werden sich erinnern:  Anfang 2014 hat nach fast 20 Jahren ein Jülicher Kultladen für immer seine Tore geschlossen. Die Rede ist von Hölzernes & Anderes oder auch bekannt unter dem Namen „Der Froschkönig“ unter der Führung von Ulla und Hans Peter Schumacher.

Was viele wiederum vielleicht nicht wissen, die Firmierung Hölzernes & Anderes bestand schon ein ganzes Jahrzehnt früher und hat auch weiterhin Bestand. Inhaber ist und bleibt eben jener Hans Peter Schumacher. Gebürtig stammt dieser aus Bensberg bei Bergisch Gladbach. Dort wuchs er als eines von zwei Kindern auf. Mitte der 70er Jahre verschlug es ihn zum Studium der Physik Technik nach Jülich. Nach seinem Abschluss 1979 bereiste er für ein Jahr die Welt und kehrte dann in die Herzogstadt zurück. Es folgten ganz geradlinig über vier Jahre in der Physik Forschung für die Uranit Jülich. Während dieser Zeit lernte er dann bei Freunden in Jülich seine spätere Frau Ulla kennen, die wie sich an diesem Abend überraschender Weise herausstellt, ebenfalls aus dem Bergischen kommt, nur 30 Kilometer von seinem Geburtsort entfernt.  Drei  Jahre später, 1987 heiraten die Beiden.

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So weit, so erwartbar… hätte Hans Peter seiner Ulla nicht just in dem Moment als sie mit gepackten Kisten zum Einzug vor der Tür stand mitgeteilt, dass er den festen und sicheren Job als Physik-Ingenieur an den Nagel hängen würde, um ab sofort in Holz zu machen und somit sein Hobby zum Beruf. Auf die Idee gebracht hatte ihn einer seiner WG Mitbewohner in Hambach, wo er zu dieser Zeit wohnte. Der verdiente sich neben dem Studium durch den Verkauf von Töpferware für eine große Töpferei etwas dazu. Das müsste, so die Überlegung der Beiden, doch auch mit hochwertigen Holzprodukten gehen. Glücklicherweise ist seine Frau trotzdem bei ihm eingezogen. 1985 wurde also von den Ersparnissen eine gute Dekopier-Säge gekauft und die Produktion in Keller und Garage gestartet. Erste Produkte waren Rollermäuse, Spieltiere für Kinder und natürlich auch schon Frühstücks- und Küchenbrettchen in allen Formen und Größen.

An seinen allerersten Markt erinnert sich Hans Peter Schuhmacher nicht mehr, so als wäre das alles keine große Sache gewesen. Sicher ist aber, dass in diesem ersten Jahr auch schon der Weihnachtsmarkt in Bergisch Gladbach dabei war, auf dem die Familie seit nun mehr 30 Jahren vertreten ist. Eine richtige Tradition also. Ab diesem Zeitpunkt läuft alles wieder relativ geradlinig. Es wird geheiratet und zwei Söhne vervollständigen die Schumachers. Interessanterweise treten die beiden mittlerweile erwachsenen Söhne eher in die ursprünglichen Fußstapfen des Vaters und arbeiten in der Wissenschaft bzw. studieren Naturwissenschaftliches. Sein Beruf sei aber auch schwierig mit Familienleben zu vereinbaren, da man ja doch an vielen Wochenenden im Jahr unterwegs sei, sagt Hans Peter Schumacher verständnisvoll.

Zehn Jahre gingen nach der Gründung von Hölzernes & anderes ins Land, bevor 1995 zunächst noch in der Düsseldorfer Straße das feste Ladenlokal unter gleichem Nahmen eröffnet wurde. Gedacht war der Laden als Altersvorsorge, wenn man aus gesundheitlichen Gründen mal nicht mehr auf Märkte fahren können würde. Doch dann kam das Internet und der Siegeszug des Online-Handels und mit ihm das Sterben der Innenstädte und der ntergang vieler kleiner lokaler Läden. Menschen entscheiden sich leider zunehmend eher für den bequemeren und günstigeren Online-Kauf und gegen den kompetenteren und kundenfreundlicheren lokalen Handel.

Hans Peter Schumacher bedauert dies. Aber wichtiger für ihn war all die Jahre die Gestaltung neuer Produkte, die Verwirklichung seiner Ideen in seiner eigenen Werkstatt, der Umgang mit dem Material Holz und der Verkauf auf Kunsthandwerker- und Weihnachtsmärkten, die Kultur- und Ritterfeste, das lag ihm am Herzen. Für ihn zählte immer der direktere Kontakt zu den Menschen, das Gespräch und das Interesse an seinem Handwerk. Und das war auf den Märkten eher der Fall. Heute verkauft er in seinem kleinen, wirklich hübschen Hofladen Artikel, die aus seiner Werkstatt stammen und einzigartig sind. Und fährt wie schon die letzten 30 Jahre weiterhin auf seine Märkte.

Aber auch hier ist mittlerweile die Veränderung spürbar. Zum Vergleich muss er heute doppelt so viele Termine wahrnehmen bei zum Teil einer dreimal so großen Fläche, um ein vergleichbares Ergebnis zu erzielen.

Wenig Zeit fürs Familienleben, aber das kennt man innerhalb der Familie schon. Auf die Frage, wann er denn gedenke in Rente zu gehen, antwortet er: Da gäbe es keinen Zeitpunkt – Open End sozusagen.

Wer Lust hat hochwertige, außergewöhnliche Holzprodukte einzukaufen, der kann gerne im Hofladen vorbeischauen. Übrigens genau neben dem Kartoffelbauernhof von Hans Schüller. Das ließe sich doch sicher super verbinden.

Die Adresse lautet Jülicher Str. 19 in Jülich-Welldorf. Geöffnet ist jeden Freitag von 14 – 18 Uhr, nach telefonischer Absprache (02463-3371) oder einfach, wenn sich die großen Windräder drehen und das Hoftor einladend offen steht.

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Andrea Eßer
In Jülich geboren und dann nach der Schule ab in den Süden zum Studium der Wortjonglage. Nach einer abwechslungsreichen Lehrzeit mit den Prominenten dieser Welt, überwog das Heimweh nach dem schönen Rheinland und Jülich im Speziellen. Deckname Lottofee, liebt ihre Familie, Süßigkeiten, Kaffee, alles Geschriebene und Torsten Sträter. Anfällig für sämtliche Suchtmittel (nur die legalen natürlich). Hat schon mal eine Ehrenurkunde gewonnen und ihre erste Zeitung bereits mit zehn Jahren herausgegeben. Hauptberuflich strenger Händchenhalter eines Haufens vornehmlich junger Männer. Der Tag hat notorisch zu wenige Stunden für alle Pläne und kreativen Vorhaben, die meiste Zeit etwas verwirrt.

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