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„Verbunden und nicht getrennt“

Josef Jansen ist Seelsorger mit Herz. Manch ungewöhnliche Wege ist er gegangen. Jetzt hat er seinen 80. Geburtstag gefeiert – an alter Wirkungsstätte im Schatten von St. Rochus. Auf Wunsch des Jubilars sollte die Würdigung erst nach dem Fest öffentlich werden.

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Josef Jansen ist am 11. Juli 80 Jahre alt geworden. Foto: Dorothée Schenk
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Hochgewachsen ist er, mit einer volltönenden Stimme ausgestattet, die er gerne singend erhebt, und mit einer den Menschen zugewandten Art, die ihm seit über 50 Jahren die Herzen der Jülicher zuträgt: Josef Jansen, einst Jugendseelsorger, dann Pfarrer und heute Krankenhaus-Seelsorger in Jülich – ist am 11. Juli 80 Jahre alt geworden.

Josef Jansen wirkt trotz seiner lichten Höhe von fast zwei Metern wie ein sanfter Riese. Neben seinem Glauben und seinen Überzeugungen scheint eine große Gelassenheit in ihm zu wohnen. Hüten sollten sich Unbedarfte, denn seine Worte und sein klarer Verstand können treffend zum Einsatz kommen. Wenig zurückhaltend ist er mit kritischen Betrachtungen über die katholische Kirche. Vor dem Wohnzimmer „ankert“ Arnold Schladers Werk mit einem Bischof im Narrenschiff. Sichtbarer geht es kaum. „Viel ist vom 2. Vatikanischen Konzil nicht übrig geblieben“, sagt er nachdenklich. Josef Jansen stellt immer den Menschen in den Mittelpunkt. Er ist ein Freund der Ökumene, nimmt gerne auf seiner alten Bank Platz, die aus einer evangelischen Kirche stammt. „Ich nenne sie mittlerweile Christen, die auf der gemeinsamen Suche nach Gott sind, verbunden und nicht getrennt“, denn, „theologisch geht es für mich auf die Weltökume zu oder wir [Christen, Anm. d. Red] sterben aus“. Weil aber der Mensch Gemeinschaft und Kirche braucht, hat er seiner Kirche nie den Rücken gekehrt. Und so lange ihn keiner rauswerfe… zuckt Josef Jansen die Schultern und wiegt schmunzelnd das Haupt.

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Der gebürtige Mönchengladbacher – „Neuwerk!“, das ist wichtig – entstammt einer Familie, in der der Vater erst als Weber und später als Färber sein Geld verdiente. Die Mutter ging für eine Mark – „das stelle man sich mal vor!“ – das Haus des Vermieters putzen, damit die Familie ein Dach über dem Kopf hatte. Dem jüngeren Sohn haben sie dennoch das Abitur ermöglicht. Dazu besuchte Josef ab dem zarten Altern von 14 Jahren ein Aachener Internat, das Konvikt Haus Eich. Vermittler war der Gemeindepfarrer, der die Begabung des Schülers Josef erkannt hatte. Die 100 Mark Schulgeld teilten die Eltern sich mit der Pfarre. Unschwer vorzustellen, welchen Kraftakt das bedeutet hat. Emotional auch für Josef Jansen, denn nur einmal im Monat waren Besuche zu Hause gestattet.

Die Wurzeln in der „Arbeiterschaft“, wie man früher gesagt hätte, haben Josef Jansens lebenslanges Engagement für Menschen befördert, die in sozial schwierigen Lagen waren, die benachteiligt sind – sei es gesundheitlich oder durch Lebensumstände. So war er in seinem Berufsleben Seelsorger für Behinderte und Mitbegründer des Lebenshauses in Immerath, in dem auch frisch entlassene Häftlinge eine erste Bleibe für einen Neustart erhielten. Dass diese zuweilen innerhalb einer Woche wieder ins Gefängnis kamen, musste der Pfarrer als Erfahrungswert verbuchen. Schon als Student schloss Josef Jansen sich „Pax Christi“ an und war in der Mission Frieden unterwegs. Beratungen für Kriegsdienstverweigerer gehörten zum seelsorgerischen Repertoire wie auch klare Positionierungen gegen Aufrüstung – und auch den Braunkohle-Abbau. Lachend erinnert sich Josef Jansen: „Wir haben ja Proteste, Aktionen gestartet und ich habe mit [Regierungspräsident Franz-Josef, Anm. d. Red.] Antwerpes mal im Fernsehen diskutiert.“ Bis heute ist er im Forum ziviler Friedensdienst aktiv, der am 20. September zum 11. Mal in Jülich zum Friedenslauf aufgerufen hat.

Nach der Kaplanzeit in Krefeld ist Josef Jansen vor 51 Jahren in seiner ersten Funktion als Dekanatsjugendseelsorger nach Jülich gekommen. Nach einem Intermezzo in der Region Heinsberg kehrte er 1981 für acht Jahre als Pfarrer für St. Rochus zurück, verließ die Herzogstadt in Richtung Immerath und ist seit 2007 erneut in Jülich angekommen. Bis heute übt er seinen Dienst als Krankenhaus-Seelsorger aus. Eigentlich sollte das eine 4-Prozent-Stelle sein, faktisch, so erzählt Josef Jansen, „bin ich morgens um acht ins Krankenhaus und teilweise erst um vier, fünf Uhr wieder raus, dann in manchen Nächten noch dreimal wieder hin“. Kein Wunder also, dass sich viele Menschen in Jülich „ihrem Josef“ verbunden fühlen, ihn als Teil ihrer eigenen Geschichte und Familie verstehen. Zum goldenen Priesterjubiläum vor fünf Jahren wird Bürgermeister Axel Fuchs beim Festreigen mit den Worten zitiert: „Auf den Josef können wir nicht verzichten!“ Das werden die Menschen in Jülich auch künftig nicht müssen.

„So lange mir keiner den Schlüssel zur Krankenhaus-Kapelle wegnimmt, mache ich weiter“, sagt mit feinem Schmunzeln um den Mund Josef Jansen. Mit 80 Jahren ist eigentlich und endgültig Schluss für Priester, dann sollen auch sie in den Ruhestand gehen. Das ist die Meinung des Bistums, aber es passt eben nicht zum Lebenskonzept des Herzens-Seelsorgers. Das Einzige, klärt er auf: Es darf nicht wie bislang „Subsidiar“ neben der Gottesdienstzeit im Pfarrbrief stehen.


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