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„Rund kann ich“

Bei Silvia Hamacher geht es täglich rund: Sie ist im Jülicher Rathaus Leiterin des Bürgermeisterbüros. In ihrer Freizeit gibt sie sich einem anderen "runden" Handwerk hin: Sie drechselt. Ihre Kunst zeigt sie auch auf dem Kunsthandwerkerinnen-Markt am 16. und 17. Juni auf dem Schlossplatz.

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Silvia Hamacher. Foto: Gisa Stein
Silvia Hamacher. Foto: Gisa Stein
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Bevor wir vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen – wie kommt man denn als Frau zum Hobby des Drechselns?
Silvia Hamacher: Mein Papa ist schuld! Er ist als gelernter Dreher frühberentet worden und suchte ein Hobby. Er wechselte von Metall auf Holz und kaufte sich eine Drechselbank. „Rund kann ich“ war seine Qualifikation. Gesagt, getan – seitdem ging es rund bei uns. Ich wurde infiziert, besuchte Kurse und erlernte Grundtechniken. Da mein Mann bereits ein Holzwerker war, hat er in seiner Werkstatt Platz gemacht. Während er schreinert, kann ich jetzt auch „rund“ und habe eine eigene Drechselbank. Ich bin eine Spätstarterin, habe erst mit 40 Jahren meine ersten Werke gedrechselt – die fanden im Freundes- und Bekanntenkreis reißenden Absatz und so habe ich mich mit einem kleinen Sortiment beim Kunsthandwerkerinnen-Markt beworben – und bin genommen worden, wohl auch, weil es ein typischer Männerberuf ist und der Markt davon lebt, seltene Gewerke durch Frauen zu präsentieren. Ich kann mich noch an mein erstes verkauftes Stück erinnern: Ein älteres Ehepaar kaufte eine Eschenschale – noch vor der Eröffnung! Das motiviert und lässt mich nach immer neuen Ideen suchen, Holz zu formschönen und nützlichen Dingen „rund zu machen“.

Wer ist denn eigentlich Chef in der Werkstatt: das Holz oder die Drechslerin?

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Silvia Hamacher: Am liebsten die Drechslerin, aber manchmal auch das Holz. Ich kämpfe gegen Risse, Nägel oder auch Schrauben im Holz – oft kann ich das Stück retten, manchmal kann man es aber auch nur noch verfeuern….

Wann läuft es denn besonders rund?

Silvia Hamacher: Eigentlich gerade, weil ich für den Jülicher Kunsthandwerkerinnenmarkt produziere. Das war früher schon mein Lieblingsmarkt als Besucherin – heute bin ich Ausstellerin und stolz, dabei zu sein.

Wie lange dauert es denn von rund bis rund – also vom Baum bis zur Schale?

Silvia Hamacher: Das kommt ganz drauf an – einerseits auf das Holz, aus dem gedrechselt wird und andererseits darauf, was draus werden soll. Manchmal dauert es nur wenige Stunden, es können aber auch Wochen und Monate werden, wenn nämlich das Holz langsam trocknen muss, damit es nicht reißt. Außerdem ist es nicht immer möglich, alle Arbeitsschritte in einem Rutsch zu erledigen, dann dreht das Holz schon mal mehrere Runden auf meiner Bank.

Schon mal ein Werk wiedergesehen?

Silvia Hamacher: Also manchmal sehe ich tatsächlich ein Stück wieder. Wir waren mal bei Bekannten eingeladen, da stand eine Schale auf dem Tisch, die mir sehr bekannt vorkam. Und ab und an sitzen Kollegen mit mir an einem Tisch, die mit einem Kugelschreiber aus meiner Werkstatt Notizen machen.

Stehen in Ihrem Garten noch Bäume oder sind die alle verdrechselt worden?

Silvia Hamacher: Da stehen Birnen-, Apfel- und Walnussbaum und sind tabu. Irgendwer muss mir ja auch Schatten spenden.


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