Wenn es den Titel gäbe, dann wäre Dr. Peter Nieveler „Muttkraat h.c.“. Denn auch wenn er in Eschweiler geboren ist, gehört sein Herz der Stadt, in der er aufgewachsen ist, den Großteil seines Berufsleben als Lehrer und Konrektor am Mädchengymnasiums Jülich verbracht hat, dessen Bürgermeister er fünf Jahre lang war und weitere vier Jahre als ehrenamtlicher Geschäftsführer des Brückenkopf-Parks die Weichen für die Nach-Laga-Zeit gestellt hat. Nicht zu sprechen von den unzähligen Aufsätzen und Vielzahl an Büchern, die er über die Geschichte der Stadt Jülich als Autor zu verantworten hat. Für seine Verdienste um die Stadt darf er nun der Ehrenring tragen.
Meist hat er ein Schmunzeln um den Mund und blickt dabei ein wenig amüsiert in die Welt. Ein Rheinländer eben, der die Unwägbarkeiten des Lebens und seiner Menschen darin lieber mit Humor und Augenzwinkern wahrnimmt – aber dennoch immer mit dem nötigen Ernst und offenen Ohr für sein Gegenüber. Ein Grund, warum ihn Scharen seiner ehemaligen Schülerinnen vom Mädchengymnasium nicht bloß schätzen, sondern ihrem Konrektor eine große Zuneigung entgegenbringen. Szene im Gratulationskorps in der Schlosskapelle nach der Ehrenring-Verleihung: „Wir feiern nächstes Jahr 50 Jahre Abitur. Da sind Sie natürlich eingeladen.“ Typische Nieveler-Reaktion: Schmunzeln und mit hochgezogenen Augenbrauen fragend in den Raum werfen: „Och jo?“ „Selbstverständlich! Sie haben mein Leben entscheidend geprägt“, sagt die zur Frau gereifte Schülerin und bekommt als Antwort etwas abwehrend: „Is jut jetzt.“ Zu viel der Ehre ist nicht seine Sache.
Dr. Peter Nieveler ist nahezu omnipräsent in Jülich: Auf den Ausstellungseröffnungen, Buchvorstellungen, auf Gedenkfeiern, Festen und Ehrungen… Entweder ist er Gast oder auch selbst Teil des Veranstaltungsanlasses wie jüngst bei der Buchvorstellung „Jülich gestern – Jülich heute, Lebensräume im Wandel“, das er mit weiteren Autoren des Bürgerbeirats Historische Festungsstadt Jülich verfasst hat. Inzwischen fällt es ihm allerdings zuweilen zusehends schwerer. Dann schimpft er: „Altwerden ist Mist.“ Aber kommt man auf seine Steckenpferde zu sprechen, tritt ein Blitzen in die Augen, und der hellwache Verstand des 82-jährigen promovierten Philosophen läuft auf Hochtouren.
Mit kritischer Zuneigung begleitet er immer noch das politische und gesellschaftliche Geschehen in Jülich. Wo sollte man derzeit die Finger in die Wunden legen? Auf diese Frage zitiert er die Lokalpresse, in der „ich erstmals seit 20 Jahren den Satz gelesen habe: ‚Zuerst planen und dann gucken, wo das Geld herkommt.‘ Das ist die einzige Möglichkeit, die Zukunft zu gestalten!“ Immer auf die leeren Kassen zu verweisen, wie es in den letzten 15 Jahren und darüber hinaus Praxis gewesen sei, führe zu nichts.“ Lobend verweist der CDU-Mann, der vor dem Parteieintritt 1972 Willi Brandt gewählt hatte, auf den SPD-Entwurf vor 30 Jahren „Jülich 2010“. Ein Plan, der auf die Gewinnung von Einwohnern abgestellt war. „Die Idee war die einzig richtige. Hätte man das Ziel ernsthaft weiterverfolgt, wäre manches vielleicht anders gekommen. Aber mit ‚wäre‘ ist ja auch nichts getan.“ Jülich darf sich in Kleinplanungen verlieren, ist der ehemalige Bürgermeister überzeugt: „Wir brauchen eine Planung, klar und deutliche Planung.“ Die Initiative müsse vom Bürgermeister kommen, „weil er in der Verwaltung die entsprechenden Möglichkeiten hat“, was Planungen, Quellen für Fördergelder und etwa gesetzliche Vorgaben wie Genehmigungsverfahren angeht. „Omnipotent und das Organ, was richtungsweisend sein soll, muss der Stadtrat sein.“ Ihn wünscht sich Dr. Nieveler aktiver und diskussionsfreudiger: „Gute Ideen muss man im Streit austragen, im Streitgespräch und auch in der Öffentlichkeit.“ Das es dann Kritik gibt, gehört eben dazu. „Wenn in einem Rat 40 Leute sitzen – dann müsste es auch 40 Meinungen geben. Die sollten laut ausgesprochen werden, und dann sollte man das beste dabei rausfinden.“ Die Erkenntnis könne durchaus sein, dass eine Idee nicht umsetzbar ist. Aber nur wenn der Austausch stattfinde, könnten auch positive Impulse ihren Weg finden. Der Grund ist ein einfacher: „Weil die Stadt Jülich leben muss. Das muss das Ziel des Rates sein.“
Schließlich bezeichnet Dr. Peter Nieveler in seiner Dankesrede den Rat als „das klügste Gremium der Stadt“, denn hier fällt die Entscheidung, wer einen Ehrenring zu bekommen hat. Was sagt der Geehrte denn selbst zu seiner jüngsten Auszeichnung: „Da kann man sich drüber freuen, da soll man sich drüber freuen. Da bin ich auch stolz drauf“, sagt der Frischgeehrte. Wenn man einen solchen Ring annehme, erklärt Dr. Peter Nieveler, dann müsse man auch unbedingt solidarisch mit der Stadt sein. „Und da steh ich auch zu!“
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