Von Hause aus war Heinz Thull seit 1971 Lehrer am Berufskolleg Jülich, wo er ab 1989 bis zu seiner Pensionierung 2003 als Studiendirektor die kaufmännische Abteilung leitete. Neben Engagement und hohem Verantwortungsbewusstsein, so ist dem Nachruf der Schule zu entnehmen, sei es ihm immer wichtig gewesen, seine Werte authentisch vorzuleben.
Seine Leidenschaft gehörte der deutschen Sprache und hier in seiner Freizeit vor allem der Mundart. An der Akademie für Kölsche Sproch ließ es sich zunächst im Heimatidiom bilden, ehe er selbst Vorträge hielt und Veranstaltungen leitete. Neben der Freude am Perfektionismus der Sprache war der gebürtige Lechenicher durch seinen eher stillen, feinen Humor bekannt. Auch wenn er mit Arno Bittmann bei der KG Rurblümchen zu Fastelovend zu sehen war dürfte sein wirkliches Vermächtnis niedergelegt sein in seinem Buch „Ming ehschte Appelzien“, in denen er seine Kindheitserinnerungen niederschrieb. Seine „Flüsjer“, Vers-Winzlinge, treffen scheinbar absichtslos mitten ins Herz, urteilte der „Kölner Stadtanzeiger“ nach der Veröffentlichung 2007.
Heinz Thull nutzte seine Bühnenpräsenz für wichtige Anliegen: Über Integration von Ausländern, die Problematik der Arbeitslosigkeit und den oft herzlosen Umgang mit den Mitmenschen sprach er bei seinen Mundartveranstaltungen ebenso wie er heitere Geschichten von wahren oder ausgedachten Begebenheiten und melancholische Betrachtungen vortrug. 2007 wird er zitiert mit den Worten: „So lange irgendwo auf dieser Welt Kinder hungern müssen, vergewaltigt oder zu Soldaten ausgebildete werden, über kein sauberes Trinkwasser verfügen und keine Schule besuchen können, so lange müssen sich alle meine Zuhörer die Geschichte von ,Habiba – ein Mädchen us Ruanda anhören. Runanda ist überall.” Wiederholt warb er um Spenden für die Kinderhilfe „Moshi Tansania”.
Die Beisetzung findet nach einer Trauerfeier in der Totenhalle um 11 Uhr am Mittwoch, 24. April, auf dem Friedhof Merscher Höhe statt.