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„Moria“ nicht vergessen

Der Dürener Johannes Gaevert hat sich auf Lesvos ein Bild von der Situation für die Flüchtlinge gemacht. Sein Eindruck: Eine Katastrophe.

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Das Lager von Moria. Foto: Jörn Neumann
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Der Dürener Johannes Gaevert hat vor kurzem mit einer Delegation die Insel Lesvos besucht und vor Ort die katastrophalen Zustände auf der Insel gesehen. Gaevert ist Menschenrechtsaktivist und unter anderem in die Aktion „Seebrücke“ involviert, die sich gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung richtet.

„Auch wenn Deutschland, Europa und die übrige Welt gerade gegen das Corona-Virus kämpft, kann es nicht sein, dass die Kinder und Familien, die auf Lesvos gestrandet sind, nun völlig vergessen werden“, so Pfarrer Dirk Siedler von der Evangelischen Gemeinde in Düren. Deswegen müsse die Forderung Gaeverts gehört und die Politik zum handeln aufgefordert werden.  Der Pfarrer weiter: „So gut wie wir in Deutschland in dieser Krise trotz allem versorgt sind, ergibt sich für uns die Aufgabe, auch anderen zu helfen.“

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Das Leben für mehr als 20.000 Menschen im Lager „Moria“ auf Lesvos könne man schon jetzt als ghettoähnlich bezeichnen, berichtete Gaevert von einen Eindrücken. Überall spielten Kinder im Dreck, sie grüßten einen mit wenigen englischen Wörtern, die sie in der von geflüchteten Menschen selbst organisierten Schule gelernt hätten. Alle die dort gefangen seien, versuchten das Beste aus ihrer Situation zu machen. Die Menschen im Lager bewegten sich in einem rechtsfreien Raum ohne jegliche staatliche Struktur. Medizinische Versorgung, Essen, Lagerleitung und Organisation würden von nichtstaatlichen Organisationen durchgeführt. Die Schule werde von den Geflüchteten selbst organisiert. Ebenso werde der Großteil der „Corona-Prävention“ von sogenannten „Awareness-Teams“ durchgeführt. Das seien Geflüchtete, die versuchten im Camp Maßnahmen zum Schutz selbst zu organisieren und andere Menschen im Camp darauf aufmerksam zu machen, wie sie sich vor Corona schützen könnten.

Hoffnungslosigkeit 

Vielen sehe man die Hoffnung auf eine Zukunft, ein besseres, eigenständiges Leben in Europa an. Noch mehr von ihnen sähe man die Hoffnungslosigkeit an, so Gaevert. Er sei noch ganz erschüttert davon, dass die EU versucht, so viele Menschen einfach wegzusperren – einfach sterben zu lassen. Doch das kenne man von vielen Krisenregionen.

Gaevert war nicht alleine auf Lesvos. Besonders schwer auszuhalten war für ihn, dass die Mitreisenden allesamt Funktionsträger sind, die nichts anderes wollten, als diesen Menschen zu helfen.

Darunter der Oberbürgermeister von Potsdam, Mike Schubert, der erste Bürgermeister von Rottenburg, Thomas Weigel, und der Prälat der Evangelischen Kirche, Martin Dutzmann. Die Bürgermeister Schubert und Weigel stehen für mehr als 140 Städte, die diese Menschen auch jetzt aufnehmen wollen. Warum könne man das nicht auch in diesen Zeiten für einen begrenzten Teil organisieren, fragt Gaevert.

Die Menschen in Moria und auf den anderen Inseln, insbesondere die unbegleiteten Kinder und Jugendliche, müssten dort nicht in Lagern leben. Sie könnten, so Gaevert, direkt nach Potsdam, Berlin, Rottenburg, Hamburg, Köln oder eine andere aufnahmebereite Stadt. Doch die Bundesregierung interessiere das nicht. Ihr sei die Not der Menschen genauso egal wie die Aufnahmebereitschaft hunderter Städte. Abschottung um jeden Preis, Teilhabe und Humanität von unten seien da unerwünscht. Johannes Gaevert engagiere sich, weil er weiter hofft, dass sich noch mehr Städte anschließen, aktiv werden und weiter für Seenotrettung und für kommunale Aufnahme kämpfen.


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