Wer glaubt, die Strecke war bloß perfekter, gerader Asphalt, liegt falsch: 1800 Höhenmeter hat Lena über die gesamte Zeit zurückgelegt. „Das ist ein bisschen wie Achterbahn fahren“, sagt sie. Das hört sich extrem viel an – wie fühlte sich das an? „Es war auf jeden Fall sehr anstrengend, kann man sagen, aber es war auch super schön! Wenn man auf Ausdauer fährt, muss man lernen, dass man über die Grenzen des Körpers hinaus gehen kann.“ Natürlich darf der Spaß nicht fehlen und wenn die Motivation über die lange Zeit, gerade in der Nacht, mal nachlässt, brauche man die anderen Skater, Musik und gutes Essen, um bei Laune zu bleiben. Wenn man sich nämlich einmal hinsetze, würde man nicht mehr aufstehen wollen.
Lena Meringdal ist eine strahlende Erscheinung. Sie ist extrem sportlich und trägt ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Zum Treffen auf dem Jülicher Pumptrack bringt sie zwei Longboards mit, die unterschiedlicher nicht sein könnten. „Ich war eigentlich sehr schlecht in Ausdauersport“, sagt sie „,aber ich bin schon immer gerne Longboard gefahren. Und dann habe ich gedacht: vielleicht kann man das ja gut kombinieren. Fahrradfahren oder joggen ist mir zu langweilig“, gibt sie zu. Irgendwie war es schon ihr Plan, den Weltrekord zu brechen, auch wenn sie sich selber nicht unter Druck setzen wollte. Lena sagt, dass sie „einfach 400 Kilometer und ein bisschen mehr schaffen wollte“ und das sei dann eben der Weltrekord.
Trainiert hat sie dafür natürlich ohne Ende. 150 bis 200 Kilometer ist sie jede Woche zur Vorbereitung geskatet. Das geht auf dem Vennbahnweg bei Aachen super und auf der Radtrasse zwischen Aachen und Jülich. Außerdem aber auch auf dem Jülicher PumpTrack, der tatsächlich etwas ganz Besonderes ist. Er ist eine Herausforderung. Die Kurven sind eng und dadurch schwer zu skaten. „Es ist sehr erfüllend, das so Runde für Runde zu schaffen. Wenn man den Track einmal gemeistert hat, ist es sehr schön, sich in die Kurven zu legen. Aber ich habe jedes Mal ein bisschen Übung nötig, wenn ich wieder hier bin. Das ist ein gutes Stück Training hier.“
Lena baut spezielle Longboards für Long-Distance-Strecken, testet die Prototypen und verkauft gemeinsam mit ihrem Team, Viola und Paul, maßgeschneiderte Boards an andere Begeisterte weltweit. Das teuerste Longboard, das sie bisher gebaut hat, ist das auf dem sie den Weltrekord gefahren ist. Ungefähr 1500 Euro kostet das Board mit dem kleinen Markentier ihrer Marke Melonenkacke, das ein bisschen wie eine Kartoffel aussieht. Lena erklärt, dass ein Long-Distance-Board leichter zu fahren ist, als ein Board, dass auf einem PumpTrack wie dem beim Karl-Knipprath-Stadion, verwendet wird. Long-Distance-Boards liegen knapp über dem Boden und sind nicht so wendig, wie die Boards, die ordentliche Steigungen erklimmen sollen.
Lena schlüpft in Helm und Schutzhandschuhe – safety first – und schwingt sich auf ihr Board. „Gib mir mal eine Proberunde, bevor du Fotos machst. Ich muss erstmal reinkommen.“, lacht sie und legt los. Sie braucht keine Proberunde. Direkt der erste Versuch ist fehlerfrei und Lena kann es selber nicht ganz glauben. Das gehe ganz ordentlich in die Beine, lässt sie wissen.
Lena Meringdal ist ein Ausnahmetalent und steckt sich definitiv weiterhin ambitionierte Ziele. Wenn es sich ergäbe, würde sie auch weitere Rekorde aufstellen, meint sie. Vielleicht sogar schon Ende September, wenn es zu einem 36-Stunden-Event geht. „Ich werde zum gestörten Team gehören. Wir werden an einem Stück durchskaten und versuchen die schnellste Zeit zu kriegen!“ Aber dennoch würde sie ihren Rekord in Zukunft auch an die Kids abgeben, die jetzt erst in den Sport einsteigen: „Da kann ich eh nichts machen, die werden viel besser werden als ich und das freut mich total!“
Interessierte können sich auf den Facebookseiten „Long Distance Pumping“ oder „Distance Skateboarding Worldwide“ mit Long-Distance-Fahrern austauschen oder sich direkt über Instagram an Lena selbst unter @melonenkacke wenden. Die sehr diverse Community wächst stetig, sogar CNN hat schon über die Sportart berichtet. Lena rät: „Habt Spaß dabei und skatet einfach mal gemütlich irgendwo hin. Zum Beispiel auf der Radtresse von Jülich nach Aachen und schaut mal, wie sich das so anfühlt.“