Alles begann im Februar 2008 mit dem Entschluss, Büttenredner zu werden. Eine Bewerbung bei einer Rednerschule des „Festkomitees Kölner Karneval“ folgte. Über drei Jahre fuhr Beys über die Sommermonate jeden Samstag in die Domstadt, um von den Schauspielcoaches das jecke Handwerk zu erlernen. Diese Zeit war auch die Geburtsstunde von „Der Präsident“: Die Kunstfigur, zu der Thomas Beys wird, sobald das weiße Sakko angezogen und die Narrenkappe aufgesetzt ist. Während der Schulung seien zudem tiefe Freundschaften zu anderen Teilnehmenden entstanden, die bis heute auf den Bühnen stehen. Beispiele sind hier Ingrid Kühne und Jens Singer.
Entschlossen „gründete“ der Präsident bereits im Sommer 2008 die fiktive KG Övverm Bersch. Nach einem harten Wahlkampf wählte sich der Präsident als einziger Wahlberechtigter selbst zum Vorsitzenden der Karnevalsgesellschaft. Nach einigen Jahren der Umtriebigkeit, bei denen der Präsident seine Reden vor Publikum außerhalb der Herzogstadt zu Gehör brachte, war es im Jahre 2013 dann an der Zeit, sesshaft zu werden. „Ich wollte meine eigenen Sitzungen in Jülich machen und mich komplett darauf konzentrieren“, sagt er.
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Erstes Event war eine Herrensitzung, eine Mädchensitzung folgte. Dann kamen eigene Formatentwicklungen hinzu. Wie die Lamettasitzung in der Vorweihnachtszeit. Hier prägt vor allem das Publikum das Bild, denn die Besucher haben die weihnachtlichen Lichterketten für die karnevalistische Veranstaltung umfunktioniert. Kostüme werden beleuchtet, und manchmal sieht man dann auch mal einen jecken Schneemann, der im Zuschauerraum mitfeiert. Außerdem gibt es auf dieser Sitzung kein Konfetti oder Luftschlangen, sondern eben Lametta. Dann heißt es nicht mehr „Dreimal KG Övverm Bersch – Alaaf!“, sondern „Dreimal KG Övverm Bersch – Schwing schwing!“, und durch das schwingende Lametta, das zur Sitzung von den Besuchern mitgebracht wird, glitzert die ganze Halle des Kulturbahnhofes. Darüber hinaus gibt es zur Jahresmitte das Schüttelfest, das ebenfalls im KuBa open-air seinen Platz findet. Zum Schüttelsong mit passender Choreografie, bei der das ganze Publikum mitmacht, wird dann das Sommerfest der KG Övverm Bersch gefeiert.
Man kann nicht umhinkommen zu sagen, dass sich die Events der KG Övverm Bersch größter Beliebtheit erfreuen. Das ist faktisch so. Dies zeigt sich auch daran, dass man kaum an Karten für die Sitzungen kommt. Dem Präsidenten wurde auch schon mitgeteilt, dass Karten in das Testament aufgenommen und so an kommende Generationen vererbt werden.
„Ich finde es wichtig, dass es eine schöne Atmosphäre gibt. Da ist es auch wichtig, dass der Raum gefüllt ist. Ich habe immer das Gefühl, dass die Leute sehr gut drauf sind, was bei anderen Veranstaltungen natürlich auch der Fall ist. Die Leute kommen zu den Sitzungen, weil sie wissen, dass ein schöner Abend oder Vormittag ansteht. Ich freue mich darüber, dass ich dann einmarschieren darf“, sagt der Präsident. „Das Publikum macht alles mit und hat ein Vertrauen. Das macht mir Freude.“
Nicht immer lief alles rund. Zumindest war einmal vier Stunden vor der Mädchensitzung 2017 nicht klar, ob es einen Hauptact am Ende der Sitzung geben wird. Dem Präsidenten ging heftig die Pumpe, als die Band „Querbeat“ sich kurz vor der Sitzung per Telefon meldete. Der Bandbus war abgebrannt, alle gesund, aber die Instrumente beschädigt. „Da habe ich im Endeffekt Torben Klein angerufen, der damals noch Frontmann bei den Räubern war. Der hat dann innerhalb von einer Stunde organisiert, dass die Räuber bei mir auf der Bühne stehen konnten“, erzählt Beys.
Auch an den Mitgliederzahlen zeigt sich die Prominenz der KG Övverm Bersch. Denn die Gesellschaft ist um ein weiteres, allerdings passives Mitglied angewachsen. Mit dem dreijährigen Sohn des Präsidenten, Lio, zählt die karnevalistische Vereinigung nun zwei Mitglieder. Entsprechend feierten die Karnevalisten einen Mitgliederrekord.
Tochter Fia, die ein paar Monate Lebenserfahrung zählt, steht in den Startlöchern. Allerdings muss man nach den strengen Statuten der KG Övverm Bersch zumindest warten, bis man ein Jahr alt ist, um als passives Mitglied in den Verein eintreten zu können. Somit wurde bei der letzten Mitgliederversammlung weiterhin hinter zwei Namen ein Häkchen gesetzt. Eine Vollzähligkeit der Mitgliederschaft, von der andere Vereine höchstens träumen können.
Es tut ein bisschen weh, aber aktuell müssen aufgrund des Pandemiegeschehens die Karnevalssitzungen ausfallen. Aber es gibt trotzdem einen Grund zu Vorfreude. „Wir wollen Ende März – toi toi toi, ich klopfe auf Holz – die Lamettasitzung nachholen“, sagt Thomas Beys. Da dann kein Weihnachten mehr ist, heißt es dann „Schwing Schwing“-Show. Lametta gibt es dann trotzdem.
Die Sitzungen finden am Freitag, 25. März, um 20 Uhr, Samstag, 26. März, um 19 Uhr und am Sonntag, 27. März, um 17 Uhr statt. Karten gibt es unter www.thomasbeys.de
Und hier gibt es den Podcast zum Text