„Schauen Sie mal, seit 50 Jahren wohnen wir jetzt hier. Ist das nicht schön?“ Strahlend weist Inge Duwe durch ihr Wohnzimmer und hinaus in den Garten. Überhaupt strahlt die ganze Frau viel Freude und Zufriedenheit aus, ob sie nun von ihrem Berufsleben, den Kindern und Enkelkindern, ihrem geliebten Garten oder von der Musik spricht.
Doch der Reihe nach: Am 4. März wird Inge Duwe 80 Jahre alt. Grund genug für eine große Feier oder sogar gleich zwei. Die Party mit Familien und Freunden organisiert Ehemann Reiner, das fröhliche Gesicht der Jubilarin ziert die frisch gedruckte Einladung. Die zweite Feier richtet der Stetternicher „Frohsinn“ aus, die Gesellschaft, in der sich Inge Duwe seit Jahrzehnten wohlfühlt und aus der sie wohl kaum wegzudenken ist. Theater, Musik und Gesang sind das Erfolgsrezept der Gesellschaft, die schon seit 1880 fester Bestandteil des Dorflebens ist und damit genau das bietet, was Inge Duwe so sehr liebt: Musik.
Nach einigen Jahren in einer Wohnung im Jülicher Nordviertel – wo sonst, dort hätten schließlich damals alle KFA’ler gewohnt, schmunzelt das Bald-Geburtstagskind – zog das junge Ehepaar ins neugebaute Haus nach Stetternich. „Und dann kamen sehr schnell die Lieder- und Theaterabende“, erinnert sich Duwe. Sie war vor allem für den Chorgesang und die musikalische Begleitung auf dem Klavier zuständig. Die eine oder andere Gruppierung hätte es dort gegeben, die besondere Pläne hatte. So wollten einige Sänger kölsche Tön‘ auf die Bühne bringen. Ein Projekt, bei dem Inge Duwe gerne dabei war: „Sie glauben nicht, was ich da alles gelernt habe! Ich bin ja keine Rheinländerin.“
Selbst auf der Bühne gestanden habe sie aber nicht, jedenfalls nicht als Schauspielerin: „Spielen kann ich, glaub ich, nicht so gut“, überlegt sie laut, um dann hinterher zu schieben, dass sie auch mal Regie geführt habe. „Das war eher meine Sache, das in die Wege leiten.“ In die Wege leiten ist ein gutes Stichwort: Auch die Gründung der Tonalita hat Inge Duwe mit in die Wege geleitet. 2008 schlug die Geburtsstunde des bald fünfköpfigen Frauenchores, mit dem gemeinsam sie gerne auf der Bühne gestanden hat, ob in der Schlosskapelle, der Probsteikirche, in Stetternich oder oder oder. Inzwischen hat Inge Duwe den Taktstock weitergereicht an Christof Rück, den Kantor der Pfarrei Heilig-Geist, bei dem die Sängerinnen auf jeden Fall in guten Händen seien.
Auch im Senioren-Singkreis der Stadt Jülich hat sich Inge Duwe engagiert und das aus gutem Grund: „Ein Ehrenamt im Alter muss sein!“ Davon ist die leidenschaftliche Musikerin fest überzeugt, genauso wie von der Tatsache, dass „Singen froh und glücklich“ macht.
Musik, Engagement und Aktivität – das sind definitiv drei Säulen im Leben von Inge Duwe. Genauso wie die Familie, die ihr sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn sie von Kindern und Enkelkindern spricht. In Köln und Düsseldorf zuhause, ist die Familie glücklicherweise nur eine kurze Reise entfernt. Denn weite Reise sind nicht unbedingt der Lieblingssport von Inge Duwe. „Früher ja, da sind wir viel Ski gefahren und haben auch mal Reisen nach England gemacht, aber jetzt nicht mehr so.“ Dafür genießt sie wohl auch einfach Haus und Garten in Stetternich viel zu sehr. „Wir sind hier gut gelandet“, stellt die gebürtige Thüringerin nach einem weiteren Rundumblick zufrieden lächelnd fest.
Aber apropos Sport, so manch ehemaliger Schüler erinnert sich an die Lehrerin, die immer mit dem Fahrrad aus Stetternich kam. Und auch heute spielt Sport eine nicht wegzudenkende Rolle: „Ich gehe in die Muckibude“, erzählt sie lachend. Wenn das nicht reicht an Bewegung ist da ja noch der Garten, der keinesfalls nur zur Zierde da ist, sondern auch Kartoffeln, rote Bete, Bohnen und andere leckere Dinge hervorbringt.
Im Berufsleben – Inge Duwe war vierzig Jahre lang als Lehrerin am Gymnasium Zitadelle tätig – spielte die Musik übrigens auch die erste Geige. „Ich habe Schulmusik studiert“, berichtet sie. Ihr zweites Fach war evangelische Religion. Ihren Beruf habe sie immer gerne ausgeübt und würde sich auch heute wieder dafür entscheiden, erklärt sie. Inge Duwe hat in Detmold studiert und dort auch ihren Mann kennengelernt. „Vor 58 Jahren, stellen Sie sich das vor!“ ungläubig lachend schüttelt sie den Kopf, als könnte sie es selbst kaum glauben.
Für das kommende Jahr hat sie vor allem einen Wunsch. „Gesund bleiben!“ kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Und mit meinem Mann, mit den Kindern und den Enkelkindern zusammen sein, das kann noch eine Weile so gehen.“