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Heiko Weylo

Also Schwimmen, nein, das ist nicht mehr seine Leidenschaft. Das macht der 45-Jährige nur noch dienstlich: Heiko Weylo trägt neben seiner sportlichen Kleidung beim Treffen am Einsatzort Freibad auch ein jungenhaft breites Grinsen. Der gebürtige Dülkener ist Schwimmmeister und erwartet hier in den Sommerferien eine ganz heiße Zeit.

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Heiko Weylo. Foto: la mechky+
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Schwimmmeister ist eine Berufsbezeichnung und sagt nichts über eine medaillenverdächtige Leidenschaft für Wassersport aus. Wer nach seiner Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe seinen Meister gemacht hat, ist eben Schwimmmeister. Also kein Bademeister? Weylo lacht: „Nein! Die geben Fangopackungen im Krankenhaus und heißen medizinisch-technische Bademeister.“

Heiko Weylo weiß nichts über Fango, aber dafür viel über Beckenhydraulik, Chemie und Installationen, Elektrik… „Letztendlich ist es so, dass man das ganze Prozedere des Schwimmbades, die Kellertechnik, beherrscht: Wo welches Wasser fließt, und wofür welche Pumpe verantwortlich ist.“ Aber das sehen Otto und Maria Normalschwimmer natürlich nicht. Sie sehen nur einen Aspekt der Arbeit, nämlich die Beckenaufsicht und kennen den Ausspruch: „Nicht vom Beckenrand springen.“

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Stammkundschaft? Klar gibt es die: Da sind die Feierabend-Gäste und die Schönwetterschwimmer und eine Handvoll, so Weylo, die kommen täglich und bei jedem Wetter. „Das ist eine eingeschworene Gemeinde von etwa zehn Schwimmern.“ Zu ihnen gibt es dann auch eine Bindung, „das ist schon warmherzig“, strahlt der Familienvater und erzählt, wie er im Vorbeigehen gefragt wird: „Hey Heiko, wie weit bist Du zu Hause mit Deinem Pool?“ Aha! Zu Hause hat der Schwimmmeister also auch sein eigenes kleines Freibad.

Zu Saisonstart und Saisonende frühstücken die Stammgäste gerne gemeinsam, und im Dezember steht als Intermezzo das Glühwein-Treffen auf dem Weihnachtsmarkt an. Da ist der Dülkener allerdings nicht dabei: Zu weit bei einer einfachen Fahrtstrecke von 56 Kilometern.

Welche Orte außer dem Freibad kennt der Arbeits-Jülicher überhaupt? „Die Stadtwerke“, meint Weylo augenzwinkernd, „da bin ich jeden Tag. Und das Hallenbad natürlich. Ich koordiniere beide Bäder. Ich habe das Glück, dass ich einen Freibad- und Hallenbad-Leiter habe, die mir viel abnehmen.“ Seine Hauptaufgaben hat der Schwimmmeister im Einkauf, der Koordination und Planungen von den Grundreinigungen und in Gesprächen mit Firmen. „Es geht halt auch immer was kaputt…Das ist unglaublich.“ Darum kennt er auch die Baumärkte rund um Jülich gut. „Wenn nichts kaputt geht, dann haben die Kollegen was auf dem Herzen, die sagen: ,Hör mal, was mir passiert ist…!‘“

Und was passiert so? Viel Witziges, sagt der Schwimmmeister, aber auch Stimmungsumschwünge, wenn die Gäste längere Zeit der Wärme ausgesetzt sind. „Es ist das tollste Wetter der Welt, aber die Leute sind derart gereizt. Entsprechend haben wir schon zwischen Vätern und auch Müttern Streitereien um ein Plätzchen im Planschbecken gehabt. Aber es verläuft hier Gottseidank meist ziemlich ruhig. Wir haben Schwimmer aus unterschiedlichen Nationen, aber es gibt selten Palaver. Es ist eigentlich richtig entspannt.“

Es gibt natürlich auch Ausnahmetage. Einer von diesen war, als ein eifersüchtiger, ausgesprochen betrunkener Ehemann – „tätowiert, sogar im Gesicht, und mit Springerstiefeln“ – auftauchte, um mit Waffengewalt den vermeintlichen Liebhaber niederzustrecken. Da waren dann schnell zwei Einsatzwagen der Polizei da, die den Mann abführten. Aber das ist die absolute Ausnahme.

Heiko Weylo lebt seinen Beruf mit Leidenschaft, das spürt man sofort. Ob er von den Badegästen spricht oder die Technik erklärt in dem unscheinbaren Bau zwischen Springbecken mit Dreierturm und 50 x 20 Schwimmerbecken mit 2000 Liter Wasserfüllung. Röhrend laut ist es in dem überraschend großen, weil tief in die Erde führenden Raum. Hier sind die großen Tanks, in denen das Wasser aufbereitet, gespült oder als Schmutzwasser in die Kanalisation abgeführt wird. Allerlei ist zu erfahren über Keimtötungsgeschwindigkeit in Minivolt, Redoxspannung und Temperatur. Das geht natürlich vollautomatisch, aber „ab und zu messen wir mit der Hand nach – Geräte können sich ja auch mal irren“.

Mit zehn Kollegen teilt er sich die Früh- und Spätschicht. Das ist eigentlich zu wenig, aber es ist kein Fachpersonal zu bekommen. „Das ist ein seltener Beruf“, sagt Heiko Weylo. In seinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es nicht einen Kollegen. „Dass man im Privatleben jemanden trifft, der sagt: ,ich bin Schwimmi‘, hab ich noch nicht erlebt.“


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