„Es war schon immer meine Traum nach Afrika zu gehen und Kindern zu helfen“, sagt Lena Kiel und lächelt. Entspannt sitzt sie in ihren hippen Jeans mit Rissen und Sweater bei einem Glas Leitungswasser – „das kann man ja hier trinken“ sagt sie grinsend –, und streicht sich von Zeit zu Zeit ihre rückenlangen Rasterzöpfen-Extensions in grau zurück, während sie erzählt. Sie zählt von Ghana, dem Ort Akropong, in dem sie „special kids“, Kinder mit Behinderungen, getroffen hat und berührt war. „Sie waren oft so glücklich, obwohl sie sich zum Teil nicht bewegen können. Aber sie strahlen Lebensfreude aus. Das bringt einen wirklich zum Nachdenken.“
In Ghana sind behinderte Kinder meist zur Isolation verurteilt. Die Eltern empfinden auf Grund mangelnder Aufklärung und konservativer Glaubensüberzeugung eine Behinderung meist noch als „Strafe Gottes“. Sie überantworten ihre Kinder den Großeltern, die sie oft aus Scham zu Hause verstecken. So kommen sie kaum oder gar nicht in die Öffentlichkeit und mit anderen Kindern in Kontakt. Diese Begegnungen haben Lena Kiel und ihre Mitstreiterinnen, Lucie Freiin Loeffelholz von Colberg und Carlotta Huget, die sie in Ghana kennengelernt hat, nicht ruhen lassen. „Wir wollen hauptsächlich, dass die Kinder soziale Kontakte knüpfen können. Es geht weniger ums Lernen, als um menschliche Begegnung.“ Wie wichtig das ist und wie gut es den Kindern tut, konnte das Trio bei einem gemeinsamen Boots-Ausflug mit Picknick beobachten. „Es war schön zu sehen, wie sich die Kinder miteinander verbinden und Spaß zusammen haben“, erzählt Lena Kiel und vermittelt schon beim Erzählen die Begeisterung.
Wo kommen Kinder am einfachsten und selbstverständlichsten in Kontakt: In einer Schule. Die grundsätzliche Möglichkeit gibt es: Die jungen Deutschen informierten sich vor Ort in der „Adukrom Methodist Special School“. Durch Vermittlung von Eric Anthony, eine Ghanaer, der mit der Organisation „Help4Ghana“ bereits mehrere Schulen im Busch aufgebaut hat, lernten sie den Direktor kennen. Der begeisterte die jungen Frauen, erzählte von seiner Arbeit in dieser Schule mit einer Sonderklasse für Kinder mit Behinderungen. „Das ist nicht selbstverständlich“, betont Lena. Schulgeld wird zwar nicht fällig – trotzdem scheitert es am Geld: Der Schulweg muss bezahlt werden und die „items“. Seife und Toilettenpapier etwa sind die „Eintrittskarte“ in die Schule.
Schnell entschieden Lena, Lucie und Lotte, dass Abhilfe geschaffen werden muss. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht ein sogenanntes ,Trotro‘ zu kaufen.“ Das ist ein in Ghana gängiges Gefährt, ein zweckmäßig umgebauter und dicht bestuhlter Lieferwagen oder Kleinbus, der je nach Fahrzeugtyp für 16 oder mehr Personen ausgelegt ist. Es ist das billigste aller Personentransportmittel in Ghana. Damit sollen die Kinder jeden Tag zur Schule und nach Hause zurück gebracht werden. Da mindestens fünf der Kinder unter einer Gehbehinderung leiden, ist es das Ziel, das ,Trotro‘ barrierefrei umbauen zu lassen. Dazu haben die jungen Frauen, die in Jülich, München und Hannover zu Hause sind, eine Fundraising-Aktion gestartet. 15.000 Euro sollen auf diesem Wege zusammenkommen. Das Trio selbst steht dafür Pate. Weil die Überweisungskonsten nach Ghana sehr hoch sind, geht das Geld zuerst auf ein deutsches Konto, von wo aus es in größeren Beträgen an die Bank in Ghana transferiert wird. Kontaktmann vor Ort ist und bleibt Eric Anthony. Er verwaltet die Gelder, betreut das Projekt, liefert Rechenschaftsberichte nach Deutschland – und natürlich soll es Vor-Ort-Besuche geben.
Dafür muss das Geld aber erst einmal zusammenkommen. Und was, wenn nicht reicht für die Anschaffung des barrierefreien Busses? Dafür gibt es schon einen Plan B: Schon jetzt – der Kassenstand beträgt mit Stichtag heute 4343 Euro – reicht der Betrag, um alle Kinder 43 Monate lang per Taxi zur Schule bringen zu lassen. 600 Cedi oder umgerechnet 100 Euro würde es für alle Kinder zusammen kosten. „Wenn ich drei bis vier Menschen finden würde“, rechnet Lena Kiel vor, „dann könnte man dieses Angebot dauerhaft abdecken.“ Aber wie gesagt, das ist erst Plan B.
Wer die Aktion unterstützen möchte, findet Möglichkeiten bei „betterplace„