„Wir atmen jetzt alle bis fünf durch die Nase ein und durch den Mund bis 15 aus…“
so beginnt jede Chorprobe unter der Leitung von Claudia Schmitz, die als echtes Multitalent durch die Nase einatmend zeitgleich durch den Mund neue Anweisungen geben kann: „Ich will Eure Bäuche wackeln sehen!“ – Nichts leichter als das. Für mich und all die anderen, die mit ihr das „Jubeln mit Musik“ lernen wollen.
Jede Woche versucht sie, die Töne der Chormitglieder in geordnete Bahnen zu lenken, zumindest die gesungenen. Was dabei herauskommt, lässt die Vollblutmusikerin während der Einstudierungsphase nicht immer jubeln, aber wenn sich allmählich aus vier Stimmlagen ein großes Ganzes formt, wenn „Jubilate“ aus Mündern und Herzen schallt, ist das für sie der Beweis, dass Musik tatsächlich ein Grund zum Jubeln ist und bietet.
Sie selbst hat 1971 im zarten Altern von sieben Jahren im Kinderchor von Werner Pogatzki das gemeinsame Jubilieren mit Tönen gelernt. Dass sie bereits singen konnte, hat sie mit Songs von ABBA oder Bonnie Tyler als Sologesang unter eigenem Dirigat im heimischen Kinderzimmer unter Beweis gestellt. Es folgten 1975 der Jugendchor Sales mit Johannes Palm und 1978 der Kirchenchor St. Rochus, 1982 der erste Auftritt bei einer fremden Hochzeit. Schließlich wechselte sie die Seiten. Vielleicht war ein Auslöser die Tatsache, dass sie gern – auch – solche Musik hörte und sang, die traditionell nicht unbedingt von der Empore einer rheinländischen katholischen Kirche erschallt. Vielleicht war ein Auslöser auch die Tatsache, dass sie mittlerweile Mutter einer ebenso sangesfreudigen Tochter war. Vielleicht wollte sie sich nicht immer nur dirigieren lassen, sondern es selber einmal tun?! Letztlich schuf sie Fakten durch die Gründung gleich mehrerer Chorensembles aller Generationen, die nicht nur ihr Herz, sondern auch die kleinen und großen Chormitglieder jubilieren ließen. Seit 1998 gibt es die „Rurkehlchen“-Kinder, seit 2004 den Jugendchor „Voices“ und seit 2014 leitet sie den Gospelchor „VoCaLe“ der Kirchengemeinde St. Rochus allein, nachdem sie bereits seit 2010 dort als Co-Leiterin fungierte. In der privaten kleinen A-Capella-Formation „Ton-in-Ton“ genießt sie es, mal „nur singen“ zu dürfen, weil sich die Handvoll Jubelsänger gegenseitig motiviert und dirigiert. Die bunte Vielfalt „ihrer“ Chöre schafft ein unglaubliches Repertoire an „Musik im Kopf“. Und tonnenweise in dicken Mappen sortiertes Notenmaterial – vom Kinderlied und einfachen Kanon über Choräle, Gospels bis hin zu umfassenden klassischen Werken und in Chorsätze umgesetzte Pop- und Rock-Musik. Auch wenn sich die Zahl der Auftritte jedes einzelnen „ihrer“ Chöre pro Jahr an den Fingern einer Hand abzählen lässt – in der Summe der dafür investierten Stunden durch die Chorleiterin kommt da mehr als ein Nebenjob zusammen. Dass für diesen neben weiteren kirchlichen Ehrenämtern wie Betreuung der Kommunionkinder und Ministranten so viel Zeit bleibt, verdankt sie nicht nur ihrem nicht zu beugenden Optimismus und unerschöpflichem Engagement, sondern auch einer verständnisvollen Familie. Im ersten Leben als Geschäftsleitung für das „schwieger“elterliche Unternehmen tätig, bleibt immer noch ausreichend Zeit für Buddeln im Garten, Backen, Tapezieren, Spaziergänge mit Hund „Emma“, Spritztouren mit Mann im Cabrio bei schönem Wetter – Grund zum Jubeln allemal.