Ehe es abends ins Bett geht werden Hose, Socken, Oberteile parat gelegt. Es kann schließlich jederzeit ein Einsatz kommen. „Wenn der Melder der Feuerwehr geht, dann hat man direkt Adrenalin im Blut“, erklärt Irina Abels und sofort ist spürbar, wie sehr sie in der Aufgabe aufgeht. „Wir wissen: Da ist ein Menschenleben in Gefahr. Es kommt es auf jede Sekunde an.“ Als Atemschutzgeräteträgerin ist sie im so genannten Innenangriff dabei. Das heißt, wenn es brennt, geht sie für die Menschen durchs Feuer. Was Irina Abels gefällt, ist die Eigenverantwortlichkeit: Letztlich sind die Einsatzkräfte auf sich gestellt und ihr Verhalten kann über Leben und Tod der Betroffenen entscheiden. Das, so sagt die Feuerwehrfrau, ist der Unterschied zu den Sanitätsdiensten, bei denen doch immer noch der Notarzt das letzte Wort hat. Hier hatte die junge Frau nämlich ursprünglich mal ihre Herausforderungen gesucht.
Während der Altenpflegeausbildung in ihrer Heimatstadt Duisburg musste sie ein Praktikum in einem Krankenhaus absolvieren. Bald war der unternehmungslustigen Frau der Stationsalltag zu „langweilig“. Sie bat darum, „etwas aufregenderes“ machen zu dürfen – und die Alternative war um vieles besser: Sieben Wochen im Operationssaal. Was bei anderen Menschen Beklemmungen auslösen könnte, begeisterte die Auszubildende: „Ich fand es total interessant“ schwärmt sie. Das konnte natürlich kaum verborgen bleiben und so sprach ein Kollege sie an, der im Rettungsdienst tätig war, und regte an, ein Rettungsdienstpraktikum zu machen. Gesagt – getan. Neben der Ausbildung zur Altenpflegerin wurde sie erst Sanitäterin, dann Rettungsassistenten. Darin sieht Irina Abels einen Grund, warum sie mit unfallbedingten Ausnahmesituationen besser umgehen kann: „Ich kann gut Blut sehen und auch offene Wunden machen mir nicht so viel aus“, erzählt sie. Das heißt selbstverständlich nicht, dass sie Unfälle wie 2013, als ein Autofahrer nach er Bodenwelle auf der A44 bei Titz anhob und tödlich verunglückte, nicht betreffen. Immer wenn Menschen betroffen sind, gibt es im Nachklang einen Austausch mit den Kollegen.
„Feuerwehr“, das ist übrigens bei Abels ein Familienprojekt: Ehemann André ist ebenfalls aktives Mitglied. Stilecht hat er seiner damals schwangeren Frau von der Drehleiter aus den Heiratsantrag gemacht, wie Irina lächelnd erzählt. Heute hat das Paar zwei Kinder und teilen sich partnerschaftlich sowohl die Einsätze als auch die Erziehung. Leidenschaft hat die Feuerwehrfrau nämlich nicht nur für ihr Ehrenamt, sondern auch für ihren Beruf als Pflegedienstleitung in Wegberg. Offenbar ist die Powerfrau mit der 50-Stunden-Woche, zwei Kindern und Feuerwehr noch nicht ausgelastet… Im vergangenen Sommer hat sie sich als Statistin für die Serie „Club der roten Bänder“ beworben, der zum Teil im Wegberger Krankenhaus gedreht wird. Und sie hat den Zuschlag bekommen: Das nächste Abenteuer wartet schon.