Doch von vorne: Angefangen hat Meixners Leidenschaft für den Modellbau mit der Dresdner Frauenkirche. Relativ kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, so um das Jahr 1995 schätzt der Baumeister, schenkte ihm ein Bekannter einen Bausatz des kriegszerstörten Gotteshauses. „Danach habe ich alle größeren Modelle dieses Verlags gebaut“, berichtet Meixner aus seinen Anfängen. Inzwischen aber ist er einen Schritt weiter. Der studierte Physiker konstruiert, zeichnet, entwirft und druckt alle seine Modelle selbst und belächelt seine ersten Gehversuche inzwischen fast ein wenig: „Das war ja nur zusammenkleben.“ Dabei konzentriert er sich in erster Linie auf große, geschichtsträchtige und oftmals bereits verschwundene Bauten. „Die kleinen machen einfach keinen Spaß“, schmunzelt Meixner. Wenn doch mal ein kleineres Gebäude unter seinen geschickten Händen entsteht, dann ist es meist auf besondere Bitte guter Bekannte oder Freunde hin. So nimmt aktuell ein Einfamilienhaus im Hobbyraum unterm Dach Gestalt an. „Das ist für Freunde, die weggezogen sind, als Erinnerungsstück“, erläutert der Modellbauer.
Gleich neben dem Häuschen steht ein wohl jedem Jülicher bekanntes großes, gelbes Bauwerk: der Kaiserhof. „Den habe ich erst angefangen, als klar war, dass er wirklich abgerissen wird“, erzählt Meixner und erläutert das Warum: „Ich möchte in erster Linie etwas bauen, was weg ist, damit es für die Menschen erhalten bleibt.“ Aus eben diesem Beweggrund sind in Meixners Hobbyraum inzwischen zahlreiche Gebäude aus Ortschaften entstanden, die dem Braunkohleabbau weichen mussten. Meistens sind es Kirchen, oft aber auch große Gutshöfe und sogar Schlösser.
Um seine Modelle errichten zu können, reist Meixner oft durch das Rheinland, besucht Eigentümer, telefoniert mit Archivaren oder Geschichtsvereinen und erlebt dabei immer wieder erzählenswerte Geschichten. So freut er sich bis heute über die Begegnung mit der Eigentümerfamilie eines Hofes in Keyenberg. Der kleine Ort liegt auf dem Gebiet, das dem wachsenden Tagebau Garzweiler weichen sollte – das kam dann zwar anders, den Hof errichtete Meixner dennoch. Auf einer Fahrt ins Archiv nach Neuss, um Unterlagen für eines seiner zahlreichen Projekte einzusehen, kam Meixner durch das Dorf, entdeckte das imposante Gebäude und klingelte kurzerhand an der Haustür. „Ich habe alle Unterlagen bekommen und dann hat die Familie mich noch zum Kaffee eingeladen“, strahlt er noch im Nachhinein. Dort habe eine ganze Großfamilie am Tisch gesessen und ihm die Geschichte ihres Anwesens erzählt. Manchmal ist es auch Meixner, der anderen die Geschichten erzählt: So etwa der Tochter eines anderen Hofbesitzers. Deren Zuhause war ebenfalls an Meixners Schreibtisch entstanden – inklusive längst abgerissener Gebäudeteile, die in alten Plänen noch verzeichnet waren. „Da habe ich mit dem Vater zusammen der Tochter die Geschichte über ihr Heim erzählt“, Meixner muss bei dem Gedanken daran lächeln.
Viele seiner Bauten haben inzwischen ein neues Heim gefunden: Im Indener Rathaus gibt es eine Dauerausstellung mit 50 bis 60 Modellen von Kirchen und anderen Gebäuden aus Inden selbst, aber auch vielen vielen anderen, verschwundenen Ortschaften im rheinischen Revier. Doch nicht nur der Braunkohleabbau ist schuld am Verschwinden, auch der Krieg hat dafür gesorgt, dass so manches Gebäude von der Landkarte verschwunden ist. Um die Erinnerung daran wachzuhalten, hat Meixner beispielsweise auch das einstige Jülicher Rathausensemble oder die Propsteikirche in ihrem ursprünglichen Gewand aus Backstein erbaut. Geholfen hat ihm bei den notwendigen Recherchen neben Susanne Richter vom Jülicher Stadtarchiv auch Jülichs ehemaliger Bürgermeister Peter Nieveler. Gemeinsam ist es so etwa gelungen, auch die Kehrseiten einiger Gebäude nachbauen zu können. Das gesamte Gebäude inklusive der oft wenig beachteten Rückseite zeigen zu können, macht Meixner besondere Freude. Freude hat er auch an den umfangreichen Planungen im Vorfeld des Baus: „Es macht auch Spaß die Unterlagen zusammen zu bekommen.“ Dann werden noch Fotos gemacht, meist von seiner Ehefrau, die ihn auf seinen Recherchefahrten oftmals begleitet.
Was als nächstes entstehen soll, weiß Meixner noch nicht, denn eigentlich sei er fertig. Und etwas „ein zweites Mal zu bauen, macht keinen Spaß.“ Langeweile wird im Hobbyraum des Christoph Meixner allerdings bestimmt nicht aufkommen: „Ich spiele Akkordeon, das will ich jetzt wieder etwas intensiver tun“, berichtet er von Zukunftsplänen. Ansonsten ist der 83jährige täglich mehrere Stunden mit seinem Hund unterwegs. Auch klassische Konzerte besucht der Musikliebhaber gern. Und wenn dann noch Zeit bleibt, fällt dem kreativen Geist sicherlich etwas Neues ein: Teppiche hat er auch schon geknüpft – nach eigenem Entwurf versteht sich. „Ich wollte auch mal Schmuck machen, Silber und Kupfer hatte ich schon gekauft. Aber dann kam der Modellbau dazwischen“, amüsiert sich Meixner ein wenig über die eigene Begeisterung für sein ungewöhnliches Hobby und ist sich sicher: „Wenn was Neues kommt, dann baue ich auch wieder.“
Einen Einblick in das Werk Christoph Meixners findet sich auf seiner Internetseite. Dort gibt es zu jedem Modell auch einen kurzen geschichtlichen Abriss als Hintergrundinformation.