Schon mit Ende Zwanzig hat Véronique Ovaldé ihren ersten Roman veröffentlicht. In ihrem Heimatland ist sie sehr bekannt, bei uns eher ein Geheimtipp. Ihr neues Buch „Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln“ gilt als eine gelungene Mischung aus Thriller und Familienporträt.
Mich hat dieser Roman, dieses spannungsgeladene Frauenporträt, durch die vielen für mich nicht zu durchschauenden Wendungen überrascht und gefesselt. Der Schreibstil der Autorin ist brillant. Das ist sicher auch ein Verdienst der berühmten Literaturübersetzerin Sina de Malafosse. Es ist die starke Wiedergabe von Gefühlen, die immer wieder fasziniert und es mir unmöglich gemacht hat, den Roman aus der Hand zu legen.
In dieser ungewöhnlichen Geschichte wird erzählt, warum Gloria die Welt anlächelt. Sie hat gelernt, ihre Gefühle hinter einer Wand des Lächelns zu verbergen, und sie hofft, dass ihr Lächeln genügt, sie harmlos und naiv darzustellen, denn das ist genau das, was sie anstrebt.
Lange bleibt unklar, weshalb Gloria eines Morgens, für den Leser und die Töchter überraschend, das sonnige Südfrankreich verlässt. Warum glaubt sie, dass sie ihre Töchter vor drohendem Unheil beschützen muss? Wieweit wird sie gehen, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen? Kann sie ihre Töchter vor dem zerstörerischen Familienerbe beschützen? Wer ist der geheimnisumwitterte Verfolger in dieser ungewöhnlichen Erzählung?
Oder geht es um etwas ganz anderes? Mich hat die Autorin auf jeden Fall bis zum Schluss überrascht und auch ein wenig grübelnd über Schuld und Sühne zurückgelassen.
Gudrun Kaschluhn
BUCHINFORMATiON
Véronique Ovaldé: Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln | 224 Seiten | Hardcover | Frankfurter Verlagsanstalt | ISBN 9783627002831 | 22,- Euro