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Was vom Sommer übrig ist…

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© HERZOG
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Die beginnenden Sommerferien sind für die 17 jährigen Louise vollgepackt mit drei Jobs. Sie braucht das Geld für den Führerschein. Außerdem hat sie eh nichts anderes vor. Es dauert nicht lange und sie stolpert über ihr eigenes Zeitmanagement. Zudem drängt sich die 13 jährige Jana hartnäckig in ihr Leben. Janas Sommer steckt auf andere Weise ebenso im Leerlauf. Für ihre Eltern ist sie seit dem Selbstmordversuch des älteren Bruders unsichtbar. Sie vergessen ihren Geburtstag und bemerken nicht, dass sie nachts nicht mehr nach Hause kommt. Sie sind nur noch am Krankenbett des komatösen Bruders anzutreffen. Louise ist von der aufdringlichen Jana anfangs nur genervt, doch ihre Wege kreuzen sich immer wieder. Auf einer nächtlichen Spritztour ins „Blaue“ entdecken sie ihre Seelenverwandtschaft und leben für nur eine Nacht ihren Traum.

Jana und Louise suchen Antworten auf die Fragen „Wofür lebt man?“ und „Was braucht man zum Leben?“

Was vom Sommer übrig ist | © Tamara Bach
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 Die Autorin Tamara Bach legt anfangs die Erzählfäden locker und man braucht schon ein paar Seiten, um die beiden Stränge zusammenzufügen und in den Sog der Handlung und Sprache zu kommen. Die Kapitel erzählen mal aus Janas und mal aus Louises Sicht. Mitunter zerfließt die perspektivische Erzählhaltung als Zeichen der entstandenen Verbundenheit und Freundschaft zwischen den Mädchen. Stimmungen, Gefühle und Gedanken der Protagonistinnen treffen den Leser direkt. Abgehackte, lakonische Sätze, Gedankensprünge und der assoziative Schreibstil machen das Buch etwas sperrig. Hat man sich aber darauf eingelassen, dann wird man beim Lesen von starken Sprachbildern und glaubhaften Figuren berührt und belohnt. Das macht das Besondere dieses Buches aus.

„Ich mach die Augen zu, und der Wind rauscht um mich herum und geht mir in die Haare mit Luftfingern. Manchmal ist still sein nicht schlimm. Es gibt Stille, die ist schlimm und bohrt unter

Fingernägeln und pikt in Augenwinkeln. Und dann gibt es Stille, die ist wie in der Wiese liegen und Hummeln. …“ (S.89)

Ihr Ausbruch aus dem Alltag endet ohne Katastrophe mit einer schlechten Nachricht und zu Hause vermischen sich Gutes und Schlechtes. Die letzten Kapitel sind für mich der stilistische Höhepunkt des Romans. Kurze Nachrichten auf Postkarten können das Leben retten.

In nur 137 Seiten erzählt Tamara Bach in ganz eigenem Stil temporeich, ironisch und sprachlich vortrefflich von einem ungewöhnlichen Sommer, der noch lange in dem Leser nachschwingt.


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