Wie viele von Norbert Scheuers Romanen ist die Geschichte seines neuen Werks „Winterbienen“ in der Eifel angesiedelt, und zwar im letzten Weltkriegsjahr 1944/45. Der Geschichte liegen fiktive Tagebuchaufzeichnungen zugrunde, deren Zeitabläufe parallel zu einem Bienenjahr ablaufen.
Protagonist ist der Schreiber eines Tagebuchs, ein vorzeitig pensionierter Lehrer und Epileptiker, dem es immer schwerer fällt, seine notwendigen Medikamente zu finanzieren. Da er gleichzeitig als Imker mehrere Bienenvölker besitzt, verkauft er Honig und erwirbt sich ein Zubrot, indem er mit präparierten Bienenkörben Juden zur Flucht ins besetzte Belgien verhilft. Egidius Arimond, so der Name des Lehrers, recherchiert zudem die Geschichte seines Vorfahren Ambrosius Arimond, eines Benediktinermönchs, der um 1500 das Herz und die Bibliothek des Nikolaus von Kues (Nicolaus Cusanus) an die Mosel gebracht hat. Die Aufzeichnungen des Benediktinermönchs aus dem Mittelalter kreuzen die Aufzeichnungen der Kriegstagebücher. Die deftige Erzählung des Ambrosius steht im Kontrast zum eher nüchternen Berichtston des Weltkriegs-Tagebuchs. Über die Jahrhunderte hinweg verbindet den Mönch Ambrosius und den Lateinlehrer Egidius die Liebe zu den Bienen und zu den Frauen.
In dem hochkomplex strukturierten Roman werden verschiedene Orte, Handlungs- und Zeitebenen, Sachbeschreibungen und interessante Persönlichkeiten verwoben. Der Rezensent Martin Oehlen fasst treffend zusammen: „Es ist ein Roman von Bienen und Bomben, von Honig und Hölle, von Tod und Leben in Krieg und Diktatur.“ Norbert Scheuer stellte in der Schlosskapelle der Zitadelle Jülich in einer Lesung der Stadtbücherei seinen Roman Winterbienen vor. Für diesen im Jahr 2019 erschienenen Titel erhielt der Autor aus Kall den Wilhelm Raabe-Literaturpreis und gelangte 2020 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises.
Im Anschluss an die Lesung gab der Autor ausführlich Antworten auf die gestellten Fragen und stand für Autogramme zur Verfügung.