Start Magazin Literatur Spurensuche: Poetry Slammerin aus dem 17. Jahrhundert

Spurensuche: Poetry Slammerin aus dem 17. Jahrhundert

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Foto: Verlag
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Der Autor Stefan Cordes erzählte in einem Interview, dass er sich über deutsche Dichterinnen informiert habe und dabei auf Sibylla Schwarz, genannt Billie, gestoßen sei. Einer Dichterin, die ihr Leben im Dreißigjährigen Krieg verbracht habe und heute nur in der Poetry Slam-Szene bekannt sei. Das hat mich neugierig gemacht.

Der Roman, der im 17. Jahrhundert spielt, ist gut lesbar und zeigt, mit welchen Hindernissen Frauen wie Sibylla zu der Zeit leben mussten. Billie will unbedingt ihren Traum verwirklichen und Dichterin werden, was der Autor sehr plastisch schildert. Man erkennt immer wieder, um welche für uns heute selbstverständlichen Dinge die junge Dichterin kämpfen muss.

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Der Lesende leidet mit der Autorin, die über 200 Gedichte geschrieben hat, von denen aber keines zu ihren Lebzeiten veröffentlicht wurde. Auch ihre Liebe zu Judith Tanck sprengt alle Konventionen. Trotzdem schreibt sie Gedichte über ihre große Liebe.

Sehr unterhaltsam schildert der Autor, wie Billie sich zwar verstecken muss, aber immer ihre Lebensfreude behält. Stefan Cordes zeigt uns einfühlsam, wie Sibylla es schafft, sich nicht zu verbiegen, sich nicht anzupassen und an sich selbst zu glauben. Sätze wie „Alles war in mir, die Angst, die Wut, der glühende Wunsch zu kämpfen. Nicht mit Säbeln und Pistolen, aber mit meiner Stimme, die ich lernte, wie ein Schwert zu führen, und wie ein Herz, das nicht erkaltete im Winter des Krieges…“ bleiben im Gedächtnis des Lesers.

Als ich dann im Roman ihr Gedicht „Gesang gegen den Neid“ gelesen habe, wurde mir klar, warum Billie, nachdem ihre Gedichte gedruckt wurden, weit über die Landesgrenzen berühmt wurde und sie als Sappho Pommerns gefeiert wurde. Auch kann ich nachvollziehen, warum eine Lyrikerin, die vor 400 Jahren lebte, in der Poetry Slam-Szene bekannt ist. Sybilla Schwarz ist aktuell, denn in ihren Gedichten spürt man junge wilde Gefühle und ihren Mut ebenso wie ihre Freude am Leben, auch wenn die Sprache manchmal etwas schwer zu verstehen ist.

BUCHINFORMATiON
Stefan Cordes: Billie. Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden. | Geb. 384 Seiten | Verlag C. Bertelsmann | ISBN 978-3-570-10545-0 | 24 Euro


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